Donnerstag, 22. November 2012

Caspian

Casoian / thisquietarmy

16.11.12 Druckluft, Oberhausen

Ist Postrock nicht eigentlich ein zu ausgelutschtes Genre, als dass es sich wirklich noch lohnt, Bands, die sich dieser Musikrichtung verschrieben haben, live anzusehen? Ich persönlich habe dieses Jahr jedenfalls Bands bevorzugt, die die Betonung auf Rock legten wie Sleepmakeswaves. Ansonsten müssen sie sich schon anstrengen und eine besondere Atmosphäre schaffen, wie es Immanu El in Dortmund gelungen ist.

thisquietarmy

Dies gelang thisquietarmy im Druckluft leider nicht. Die Einmann-Combo hatte zwar düstere Projektionen/Filmchen am Start, die vom Künstler mit seiner elektrischen Gitarre, diversen Effektgeräten und Sounds aus dem Laptop untermalt wurden, doch nach den ersten zehn Minuten legte sich die Neugier und das Ganze war zu eintönig, um wirklich zu fesseln. Ich hätte mir mehr Stücke mit Drumcomputer gewünscht, die sein Album Resurgence recht abwechslungsreich machen und streckenweise an Spacemen 3 oder A Place To Biury Strangers in Zeitlupe erinnern lässt, während sein neuestes Werk Phantom Limbs reines Gedröhne ist. Zudem ist es auf Dauer nicht wirklich spannend, jemanden im Dunkeln an irgendwelchen KNöpfen zu seinen Füßen herumschrauben zu ahnen.

Caspian

Caspian erfüllen eigentlich genau das Klischee einer Postrock-Band: drei Gitarren; manchmal ellenlange, atmosphärisch wirkende Einleitungen, bevor es dann zum Ausbruch mittels einer Wall Of Noise kommt; rhythmisches Mitwiegen im Takt, wie man es von Explosions In The Sky kennt. Aber trotz oder gerade wegen ihrer Vorhersehbarkeit schafften sie es, gut zu unterhalten. Bevor man entschlummern konnte, bekam man ein Gitarrenbrett an den Schädel geknallt, der zwangsweise im Takt mitschwingen musste, aber genauso wurden im richtigen Moment wieder Noise-Nebel erzeugt, damit man sich entspannen konnte.
Dem Rest des Publikums im sehr gut gefüllten Druckluft, man hatte seit langem mal wieder darauf verzichtet, die Bühne vorzuziehen, schien es ähnlich zu gehen, sah man doch eine menge bangender Köpfe.
Von den Neuerungen auf ihrem aktuellen Album Waking Season, dem spärlich eingesetzten Gesang, bekam man zum Glück kaum etwas mit, denn dafür war wohl das Mikro zu leise, als dass sich die Stimme gegen die Instrumente durchsetzen konnte. Ich fand das gut, denn das gehört für mich auf dem Album zu den Schwachpunkten.


Halls Of Summer hingegen war durch den zusätzlichen Schlagzeug-Einsatz eines der Gitarristen hervorstechend und gefiel mir besonders wie auch das letzte Stück des Abends, Sycamore, bei dem wiederum ein Teil des Schlagzeugs nach vorne geholt wurde, auf dem diesmal eine sechste Person, der Tour Manager (?), die ganze Zeit herumtrommelte, ehe der Rest der Band ebenfalls mit einstieg.
Caspian pusten zwar nicht den staub aus der Schublade Postrock sicherlich kein neues Leben ein, waren aber live gut genug, um fast anderthalb Stunden live nicht zu langweilen, was andere Genre-Größen wie Explosions In The Sky letztes Jahr nicht geschafft haben.


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