Dienstag, 29. Januar 2013

Kat Frankie

Kat Frankie / Mowat

19.01.13 Gleis 22, Münster

Unter all den hippen Läden in den hippen Städten wurde im Leserpoll des Intro-Magazins völlig verdient das Gleis 22 zum beliebtesten Club 2012 gewählt und das ausgerechnet im 25. Jahr des Bestehens. Da gratuliert man doch am besten vor Ort und die Gelegenheit bot sich beim Konzert von Kat Frankie an.

Kat Frankie

Der Frauenabend im Gleis, bestimmt 75% der Anwesenden waren weiblich, wurde von einem einzelnen Mann eröffnet. Kat Frankie brachte ihr Vorprogramm selber mit. Mancherorts trat zunächst ihre Cellistin Stella Veloce solo auf, in Münster war es der chilenische Keyboarder Mowat, der abwechselnd an Tasten und Gitarre seine spanisch gesungenen Lieder vortrug. Seine Stimme hatte dabei den von Julio Iglesias gefürchteten Schmalzanteil und glitt auch immer wieder in Gefilde ab, die Fußnägel senkrecht in die Luft treibt. Aber der gute Wille zählte und das tolerante Publikum spendete höflich Beifall.
Nach einer Pause betrat dann Kat Frankie zunächst alleine die Bühne. Sie trug eine grüne Zirkusdirektoren-Jacke (alternativ auch Grüne Funken Hückelhoven) und hatte als Dompteur die wilden Tiere im Publikum die folgenden 75 Minuten voll im Griff. Es herrschte während der Fütterung durch die Musik andächtige Stille. Nach den ersten zwei Stücken alleine am Harmonium kamen ihre übrigen vier Mitstreiter auf die Bühne, Gitarre, Bass, Keyboard, ein elektrisches Cello und eine zweite weibliche Stimme.


Ein bunter Ringelreihen setzte ein, mal spielten die Musiker in klassischer Band-Orchestrierung, mal  fast a capella am Bühnenrand, nur vom Schlagzeuger instrumentiert. Zwischendurch dann wieder eine Solo-Einlage von Kat Frankie, wobei sie auch hier durch geschicktes Loopen ihrer Stimme, der Gitarre und rhythmischem Klatschen eine ganze Band simulierte. Vor allem The Wild One geriet so zu einem Höhepunkt des Abends.


Auch wenn die in Australien geborene Frankie inzwischen seit acht Jahren in Berlin lebt, wechselte sie bei ihren trockenen Ansagen immer wieder ins Englische und verbreitet einen spröden Charme, der angenehm den Gesang konterkarierte, der eine unglaubliche Intensität ausstrahlte, mal fast gehaucht, mal fast alles übertönend und, in den Acapella-Momenten, geradezu sakral. Diese Mischung aus Energie geladener Zerbrechlichkeit wollten die meisten im prall gefüllten Gleis wohl hören, denn in den wenigen rockigen Momenten schien es vielen im Publikum fast zu laut zu sein. Nach einer Stunde verabschiedete sich das Quintett, kam aber natürlich für eine Zugabe zurück, ehe das wie ein Gospel vorgetragene Take Care Of Him den Abend beendete.

Setlist Kat Frankie

Es war mal wieder ein schöner Abend in einem der schönsten Clubs, in den ich nicht von ungefähr bereits seit 20 Jahren zu Konzerten fahre.

Setlist:
Bina
The Saint
The Tops
Please Don't Give Me What I Want
Almost done
Heels To The Board
The Faint-Hearted Ones
The Wild One
Frauen verlassen
Requiem
Too young
Everything Everything
Oh Darling
Blameless
----------------------------------------
Ophelia
Take Care Of Him

Montag, 28. Januar 2013

Instrument

Instrument / Wisconsin From Above

18.01.13 Druckluft, Oberhausen

Instrument aus München sind eine Band, die sich meine Zuneigung hart erarbeitet hat. Durch ihre zwei Tourneen mit The Unwinding Hours habe ich sie zwangsläufig öfter gesehen. Und was bei Boy Android letztes Jahr nicht geklappt hat, funktionierte bei Instrument hingegen. Der erste richtig intensiv gehörte Auftritt in Dresden und sie hatten mich am Haken.

Decke im Druckluft
Und genau dieser Haken baumelte diesmal von der Decke im Druckluft und drehte sich im Licht, so dass er wie ein tanzendes Seepferd wirkte. Zunächst gehörte die Bühne jedoch der Band Wisconsin From Above aus Duisburg/Mülheim, die instrumental begannen und dabei sehr vielversprechend klangen mit ihrem geradezu altmodischen Sound der frühen Neunziger. vor allem Seam kamen mir dabei in den Sinn. Auch der Gesang bei den nächsten Stücken konnte diesen angenehmen Eindruck nicht verwischen, erst ein funkiges Stück vermasselte den guten Eindruck etwas.

Wisconsin From Above

In ein weiteres Fettnäpfchen tapste der Sänger, als er sich bei Instrument für seine Chelsea-Mütze entschuldigte. Doch München hat ja noch mehr als die Bayern zu bieten und vor allem Sänger/Gitarrist Markus Schäfer ist bekennender Sechz'ger.

Instrument
Mit ihrem zweiten Album Olympus Mons haben Instrument einen gehörigen schritt nach vorn gemacht und den Postrock-Kontext aufgebrochen und den Kosmos des feinen Indierock-Songs um poppige Stücke á la frühe The Notwist bereichert.
Einer dieser kleinen Hits ist Regular und damit eröffneten sie auch gleich ihr Set.


Im folgenden wurde Olympus Mons fast komplett gespielt und mit dem an diesem Abend ganz besonders gro0artigen Slow Motion Emotion und Handshake noch zwei Stücke vom ersten Album. Die neue Vielfalt an Instrument wirkte sich auch positiv auf den Live-Eindruck aus, denn durch die poppigen Stücke wie Doing Nothing Is Art ließen sich viel bessere Spannungsbögen im Set aufbauen.
Und natürlich haben die vier Münchner den alten Klängen nicht abgeschworen, vor allem Sunday Best würde problemlos auch auf ein Mogwai-Album passen und bestimmt nicht nur als Füller.

Setlist Instrument

So war es kein Wunder, dass die nur knapp 20 Zuschauer eine Zugabe forderten und die auch bekamen. Bereits zu ihrer Tour im letzten Jahr hatten Instrument via Facebook zu einer Abstimmung gebeten, welche Cover-Version sie denn live spielen sollten. Entschieden haben sich die Fans für Dazed And Confused von Led Zeppelin, dass an diesem Abend dann als Zugabe gebracht wurde.
Nach knapp 80 Minuten wurde somit ein mehr als gelungener Auftakt ins Konzertjahr 2013 beendet.


Setlist:
Regular
Picks & Chips
First tooth Dead
Darkness
Slow Motion Emotion
Centennial Light
Olympus Mons
Doing Nothing Is Art
Handshake
Sunday Best
-------------------------
Maximum
Dazed And Confused