Sonntag, 7. Juli 2013

Goodbye Fairground / Idle Class

Goodbye Fairground / Idle Class / In Tradition

04.07.13 Druckluft, Oberhausen

Wieviel sind gute Kritiken für die eigenen Platten und Live-Auftritte im Vorprogramm bekannterer internationaler Bands wirklich wert? Goodbye Fairground aus dem Ruhrgebiet und Idle Class aus Münster werden regelmäßig gelobt und das völlig zu Recht, aber reicht das aus, um als Headliner eine ansehnliche Anzahl an Besuchern ins Druckluft zu locken?
Als ich an diesem sonnigen Donnerstag um kurz vor neun die Halle betrete, ist außer mir nur ein einsamer Mensch hinter der Theke dort. Allerdings war der Biergarten vor der Kneipe gut gefüllt und es trudelten immer noch Leute ein.

In Tradition

Als In Tradition gegen 21:20 anfingen, war die Halle denn doch ansehnlich gefüllt. Allerdings konnten mich die Essener, die nach eigenen Angaben erst ihre zweite Show überhaupt spielten, nicht wirklich überzeugen, da man ihnen ihre Unerfahrenheit anmerkte und die Songs auch nicht gerade Erinnerungswert besaßen. Das alles mag zu entschuldigen sein, aber als der Sänger sich als Liebhaber der Musik der 90er outete und die Band dann Coco Jambo zerschredderte, war es doch mit meiner Geduld vorbei und ich flüchtete nach draußen.

Idle Class

Danach schafften es Idle Class mühelos, dass ich mich von dem Schock erholte. Da ausreichend Platz in der Halles des Druckluft vorhanden war (letztlich waren nur ca. 30 zahlende Besucher gekommen), verlegten Bassist Benny und Sänger Tobi ihren Spielraum vor die Bühne, so dass die beiden Gitarristen oben auf den Brettern ungestört herumtoben konnten. Das taten sie auch und bretterten wild durch ihr seit einem Monat erschienenem Debüt-Album The Drama's Done. Die Band lebt von ihrer Energie und den z. T. vierstimmigen Gesangparts, die ins Ohr und in die Beine gehen. Allerdings hielt sich auf Grund der wenigen Zuschauer die Bewegung im Publikum in Grenzen, nur ein verwirrter Sachse wollte mit Tobi wohl einen Moshpit starten und rempelte ihn immer wieder an, bis dieser ihm entnervt den Vogel zeigte und er sich wieder von dannen trollte.


Idle Class brauchen sich jedenfalls hinter den ganzen Ami-Bands, die sie regelmäßig supporten, keineswegs zu verstecken und werden hoffentlich bald die Zuschauerzahlen haben, die sie verdienen.
Gleiches gilt auch für Goodbye Fairground, die danach spielten. Ihr Sound ist dabei sogar noch Erfolg versprechender, auch wenn sie die Vergleiche mit The Gaslight Anthem schon nicht mehr hören können.

Goodbye Fairground

Ihr zweites Album I Started With The Best Intentions ist seit Ende März erhältlich und wie The Drama's Done uneingeschränkt zu empfehlen. Vor allem die Gitarrenlinien bei Nails und Western Gold fräsen sich sofort ins Hirn und bleiben kleben. Live leben sie allerdings fast ausschließlich von ihrer Musik und der Präsenz ihres Sängers Benjamin, der ständig in Bewegung ist und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Rest zeigte hingegen kaum Bewegungsdrang, was bei Bassist Benny auf Grund der Doppelbelastung, er spielt auch bei Idle Class mit, durchaus verständlich war.


Trotz der vorgerückten Stunde und mittlerweile leicht geschrumpften Zuhörerschaft spielten Goodbye Fairground noch eine Zugabe, ausgerechnet We've Come A Long Way mit Mundharmonika-Solo und damit quasi doch den Gaslight-Anthem-Vergleich bestärkend.
Beide Bands zeigten, dass sie das Potential besitzen, doch scheinbar werden sie auch in naher Zukunft weiterhin die Anheizer für die amerikanischen Vorbilder machen müssen (Goodbye Fairground spielen z. B. im September mit Off With Thei Heads in Düsseldorf, Idle Class mit Belvedere in Köln), ehe sie wirklich selber die Zuschauerzahlen erreichen, die sie verdienen.

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