Die Nerven / Levin Goes Lightly
21.02.14 King Georg, Köln
Vor drei Monaten sah und hörte ich das erste Mal die Stuttgarter Band Die Nerven, damals im Vorprogramm von Turbostaat. Inzwischen ist ihr damals bereits angekündigtes neues Album Fun erschienen und die Kritiker sind außer sich vor Begeisterung und das sogar zu Recht.Der einzige Termin in NRW auf der Tour zum Album führte mich nach Köln ins King Georg, ein Club, in dem ich bislang noch nicht war, von dem ich aber gehört hatte, dass er sehr klein sei und rechtzeitiges Erscheinen daher ratsam, wenn man etwas von der Band sehen will.
King Georg |
Rechtzeitig angekommen hieß es aber erst einmal Warten auf den Einlass, der sich verzögerte, weil die Band noch im Stau stand und selber erst kurz nach acht am King Georg eintraf. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine gewaltige Schlange gebildet und es war abzusehen, dass viele der Wartenden es nicht hinein schaffen würden. Irgendwann ging es dann los und während die Leute ins Innere gelassen wurden, ertönte bereits der Klang von Live-Musik. Da bei Konzerten im King Georg wohl so gegen 22 Uhr Schluss sein muss, begann die Vorgruppe Levin Goes Lightly halt wegen der Verspätung so früh wie möglich.
Das Innere des King Georg wird von der großen Bar mit einer Rundumtheke dominiert. Wenn man an dieser vorbei ist, sieht man vor den hinteren Wänden einige Sitzecken, davor eine kleine Tanzfläche unter einem großen Kronleuchter, links von der Treppe hinab zum Klo begrenzt. Diese Tanzfläche war die Bühne, auf der ein einzelner Mann mit seiner Gitarre und diversen Effektgeräten das Vorprogramm bestritt.
Die Nerven |
Er war offensichtlich von Wave-Musik der 80er Jahre beeinflusst, aber sowohl von schrecklichem Synthpop als auch von düster-atmosphärischem Kram, der mich zuweilen an Wire erinnerte. Dementsprechend klang es manchmal gut und sehr interessant, manchmal furchtbar belanglos.
In der anschließenden Umbaupause wurde es rund um die "Bühne" immer voller, so dass auch Die Nerven Mühe hatten, kurz vor halb zehn ihre Instrumente umzuschnallen und loszulegen. Wie schon in Essen konnte man auch diesmal wieder Nirvana-Referenzen ins Bühnen-Outfit interpretieren, denn Gitarrist Max trug diesmal kein Kleidchen sondern ein langärmeliges Smilie-Shirt und Schlagzeuger Kevin sieht eh aus wie eine minderjährige Ausgabe des jungen Dave Grohl.
Schnell noch drei Flaschen Wasser von der Theke durchs Publikum zur Band und dann ging es direkt los. In den folgenden knapp 45 Minuten wurde fast komplett auf Ansagen verzichtet, die Musik sprach für sich. Das neue Album Fun wirkt deutlich reifer als die beiden Vorgänger, zum einen besser produziert, aber vor allem mit vielen dunklen Referenzen, bei denen man je nach eigener musikalischer Sozialisation auch mal Abwärts oder Geisterfahrer raushören kann. Live ging das immer wieder in repetitive Gitarrenwände á la Sonic Youth über, hier hatte man den Eindruck, die drei Jungs, die ansonsten durchaus angespannt wirkten (stressige Anfahrt, wenig Zeit, ein rappelvoller Laden, alles verständlich), konnten sich hier in ihrer Musik fallen lassen.
Die Nerven |
Während der ältere Teil des Publikums dezent mitwippte, versuchten einige Kiddies manchmal trotz der Enge zu pogen, was prompt in einer kaputten und einer verlorenen Brille endete (letztere wurde nach kurzer Zeit doch unversehrt gefunden). Dennoch hatten alle ihren Spaß, auch wenn es ein kurzes Vergnügen war.
Aber auch unter diesen Bedingungen zeigten die Nerven, dass sie nicht nur auf Platte bereits jetzt eines der Highlights 2014 sind.
Im Prinzip alte Musik, mit der ungestümen Wucht der Jugend gespielt, das überzeugt zumindest mich immer.