The Riot Before / Stand Fast / All Aboard! / Erik Ponti / Grim Goat
02.09.11 Café Lorenz, Münster
Eine Erinnerung an die alten Zeiten vor Fall des Ladenschlussgesetzes: warum stehen Studenten um sechs Uhr auf? Weil Aldi um halb sieben schließt. Aber diese Zeiten sind vorbei und vor allem in der vorlesungsfreien Zeit kann diese faule Pack daher erst recht ausschlafen und abends dann bis in die Puppen feiern. Und auch die Jugendzentren heutzutage sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Zwar ist das Café Lorenz in Münster Teil des Stadtteilhauses Lorenz-Süd, einem "Ort der Begegnung und Kommunikation für Kinder, Jugendliche und Familien", aber da gehen auch nicht mehr abends um zehn oder spätestens elf Uhr die Lichter aus, da darf scheinbar bis in die Nacht Remmidemmi gemacht werden.Warum diese (neiderfüllte) Tirade? The Riot Before spielten mit vier weiteren mehr oder weniger lokalen Bands im Café Lorenz und nach eher magerer Schlafausbeute aus den Nächten zuvor hatte ich etwas auf ein frühes Ende gehofft. Doch dem war nicht so. Direkt von der Arbeit nach Münster gekachelt, kam ich gegen 20 Uhr an in der Erwartung, die erste, vielleicht sogar die ersten zwei Bands verpasst zu haben.
Doch erst kurz nach acht eröffneten Grim Goat mit ihrem ersten Live-Auftritt überhaupt den Abend. Kehliger, moshiger Hardcore mit gelegentlichen Verspielern und Einsatzaussetzern war noch nie so mein Ding, also lieber mit einem Bierchen in der Hand nach draußen und die Abendsonne eines der seltenen schönen Sommertage dieses Jahr genießen. Erik Ponti hörte ich so nur teilweise von draußen, aber ihre Musik erinnerte mich an alte Noiserock-Bands vom Amphetamine Reptile-Label und klang somit interessant. Aber ich war zu faul und müde, um mich in die Halle aufzuraffen, ebenso erging es mir bei All Aboard!, denen ich nach ihrem meiner Meinung nach schwachen Auftritt im Mai im Vorprogramm von Dead To Me eigentlich eine neue Chance geben wollte. Und was nach draußen gelangte, klang auch deutlich besser, aber mein Hintern klebte geradezu auf einer Holzbank fest.
Doch danach überwand ich den inneren Schweinehund und schaute mir Stand Fast an. Letztes Jahr konnten sie neben Title Fight und den Shook Ones in Essen überzeugen und auch an diesem Abend machten sie einen mehr als guten Eindruck. Gute Songs und eine gute, lockere Bühnenpräsenz, da konnte zudem bei einem Heimspiel nichts schief gehen und so rockten sie das volle Haus entsprechend und mussten auch eine Zugabe geben. So war es mittlerweile schon halb zwölf, als endlich The Riot Before anfingen. Erst Anfang Juni waren mit dem Schlagzeuger und dem Bassisten zwei Gründungsmitglieder kurzfristig ausgestiegen und so gab es im Vergleich zum Auftritt in Köln vor zwei Jahren zwei neue Gesichter zu sehen, wobei der Drummer sogar erst frisch zur Europa-Tour zur Band gestoßen war. Wie damals begannen sie mit dem Doppelpack Fists Buried In Pockets / Threat Level Midnight. Und schon war Sänger Brett die erste Gitarrensaite gerissen (eine zweite sollte wenig später noch folgen). Aber All Aboard! halfen jedes Mal mit einem kostenlosen Roadie-Service aus und er konnte schnell weiterspielen.
Erstaunlicherweise stand nicht das aktuelle Album Rebellion im Mittelpunkt, auch wenn natürlich die Gassenhauer Back Stage Room oder The Oregon Trail gespielt wurden, sondern der Vorgänger Fists Buried In Pockets, der fast komplett gespielt wurde. Und bei Mitgröhl-Hits wie You Can't Sexy Dance To Punk Rock sang der zunächst noch gut gefüllte Saal lauthals mit. Aber dennoch dünnte die Menge leider nach und nach aus, was aber keinesfalls an der Band lag, die alles gab. Zwischendurch nahm Brett mal etwas den Fuß vom Gaspedal und erzeugte bei I Have The Books kurz Gänsehaut-Atmosphäre, die sich dann beim direkt anschließenden They Rode On In The Friscalating Dusklight wieder im Schweiße des Punkrocks legte. Nach nicht ganz einer Stunde und einer geleerten Whiskey-Flasche verabschiedeten sich The Riot Before mit Capillaries. Aber eine Zugabe wurde natürlich verlangt und gegeben und so setzte Tinnitus dann kurz nach halb eins den Schlusspunkt unter einen langen Abend.
The Riot Before |
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