Es gibt Bands, die scheinen ständig auf Tour zu sein. Nothington waren erst letztes jahr in Europa, pünktlich zur Veröffentlichung ihres Albums Borrowed Time. Und nur neun Monate später reisen sie schon wieder über einen Monat kreuz und quer über den Kontinent. Im August 2011 hatte ich sie im winzigen Waldmeister in Solingen gesehen und es war schön, dass sie diesmal das ungleich größere MTC in Köln scheinbar mühelos füllten.
Doch zunächst galt es, zwei Vorbands zu überstehen. Nein, dieser sonst so übliche Satz passte diesmal nicht, denn Stand Fast aus Münster und All Aboard aus Mönchengladbach kannte ich bereits, sind sie doch regelmäßig im Vorprogramm diverser Ami-Punk-Bands und freute mich auf sie.
Pünktlich um halb neun begannen Stand Fast und fegten wie ein Wirbelwind über die kleine Bühne. Ihre Mischung aus hyperaktiven Hardcore-Songs und Midtempo-Mitgröhlstücken war erneut ansteckend und der Spaß, den die fünf auf der Bühne zu haben schienen, übertrug sich mühelos auf das anfangs noch recht scheue und Sicherheitsabstand wahrende Publikum.
Nach exakt 30 Minuten war Schluss, der strenge Zeitplan musste scheinbar eingehalten werden. Als nächstes dann All Aboard, die mich bislang live nicht immer überzeugt hatten. Gestern gab es musikalisch nichts zu meckern, sie rockten fett, das Bühnen-Outfit war gut gewählt (na gut, wer ein Off With Their Heads Shirt trägt, hat bei mir immer einen Stein im Brett) und auch der Raum vor der Bühne war nun sehr gut gefüllt und bereit zur Party. Nur Sänger David wirkte nicht so gut drauf, nöhlte mal hier mal da etwas rum und schien nicht so richtig bei der Sache zu sein. Vielleicht wirds beim nächsten Mal ein rundum gelungener Auftritt.
Nothington wechseln ja live häufiger die Musiker. Letztes Jahr half der Bassist von Spanish Gamble aus, dieses Mal Tim Browne, der Sänger von Elway, am Schlagzeug. Eigentlich sollte er auch noch solo ein paar Songs spielen, doch auf Grund des engen Zeitrahmens fiel sein Auftritt leider aus, da um 23 Uhr Schicht sein musste.
Inzwischen war es richtig voll im MTC und die Luft zum Schneiden. Die ersten beiden Stücke war das Publikum noch etwas zurückhaltend, doch bei A Mistake wurden dann die Fäuste in die Luft gereckt, mitgegröhlt und dem Bewegungsdrang hemmungslos gefröhnt. Ab da war auch der Band der Spaß am Konzert nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen und sie rockten sich mit Hochgeschwindigkeit durch ihr Set. Dabei mischten sie die Songs ihrer bislang drei Alben bunt durcheinander, wobei der Auftritt wie aus einem Guss wirkte und auch von der Reaktion des Publikums kein Unterschied zwischen alten und neuen Liedern zu spüren war.
Nach für ihre Verhältnisse langen 40 Minuten Spielzeit gingen sie das erste Mal von der Bühne, doch natürlich war noch Zeit für Zugaben. Dabei wurde dann kurzer Hand die Bühne von den Musikern von All Aboard und Stand Fast geentert, nachdem sie zuvor teilweise dezent im Hintergrund gestanden und vor allem Sänger Jay Northington immer wieder mit Getränken versorgt hatten. Mit Territorial Pissings von Nirvana schien es einen würdigen Schlusspunkt gegeben zu haben, aber es waren ja noch gut fünf Minuten Spielzeit über. Also setzte sich Jay die Brille auf, schnappte sich noch einmal die Gitarre und spielte fast solo This Time Last Year als erprobten Rausschmeißer.
Nothington bestätigten mühelos ihren Spitzenplatz in der Reihe der amerikanischen sogenannten Fest-Bands mit u. a. Dear Landlord und Banner Pilot, die ja als nächstes im August/September mal wieder vorbeischauen und nicht verpasst werden sollten.
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