Anfang der 80er Jahre war amerikanischer Punk noch Hardcore, kurz und immer auf die Fresse, während in Deutschland die Wave-Einflüsse regierten und die unsägliche Neue Deutsche Welle hervorbrachten, in der die guten Bands untergingen.
30 Jahre später gibt es immer noch Bands, die an die alten Zeiten erinnern, allerdings durchaus im guten Sinne.
Messer kommen aus Münster, der Sänger sieht auch aus wie ein Student, doch die anderen drei Mitglieder sind/wirken deutlich älter und das hört man der Musik auch an. In der Tradition von Fehlfarben oder Der Moderne Man gab es Wave-Punk, der musikalisch momentan seinesgleichen sucht. Die Gitarre zauberte manchmal synthiehafte Klänge hervor, während der wuchtige Bass die Songs trug und für reichlich Druck sorgte. Das Debütalbum Im Schwindel ist gerade erschienen und was auf Platte schon überzeugte, wirkte live noch kräftiger.
Sänger Hendrik, das Küken in der Band, fiel gegenüber seinen Mitstreitern anfangs etwas ab, weil er die dramatischen Posen übertrieb. Man muss sich nicht schon beim zweiten Lied auf der Bühne wälzen, zumal das noch recht spärliche Publikum auch noch zurückhaltend reagierte, da viele von der Band noch nichts gehört zu haben schienen. Doch ausgerechnet eine Reihe von kleinen Ungeschicklichkeiten ließen den Sänger scheinbar warm werden. Nachdem zunächst sein Mikro ausgefallen war und er es wechseln musste, schaffte er es innerhalb kürzester Zeit, drei verschiedene Mikrofonständer umzukippen, jedes Mal offensichtlich aus Versehen. Während er sofort wieder das Equipment aufbaute, schien er dabei seine Bühnenperformance aus den Augen zu verlieren, wechselte von gespielter Wut zu echter und strahlte auf einmal die Authentizität aus, die man vorher vermisste.Gut eine Dreiviertelstunde spielten sie fast alle Songs vom Album und auch einen neuen Song namens Neonlicht, der poppiger als die anderen war, aber gerade deshalb besonders gefiel.
Kaum hatte die Band die Bühne verlassen, war der Club des FZW leer gefegt, denn alles hatte sich an die frische Luft vor der Tür verzogen.
Gegen zehn strömten alle wieder zurück und sorgten für einen vielleicht halbvollen Laden, denn Cerebral Ballzy hatten die Bühne geentert. Man konnte im Vorfeld Vergleiche zu den Bad Brains oder den Punk-Ausflügen der Beastie Boys lesen, doch die sind meiner Meinung nach unangebracht. Klassischer Ami-Hardcore-Punk klingt nun mal sehr ähnlich und die beiden farbigen Sänger und Bassist sind wohl die einzige Referenz zu den Bad Brains. Eher kann man da schon OFF!, die Band des Ex-Black Flag-Sängers Keith Morris, nennen, deren Shirt der Sänger von Cerebral Ballzy trug. Aber dieser Vergleich offenbarte dann auch das Dilemma der Band. Während Morris eine Legende ist und mühelos endlose Geschichten zu seinen Songs erzählen kann, wirkten die fünf New Yorker nur wie eine Party-Kapelle, die sich halt Hardcore als Musik für ihre Lieder über das Saufen und Skateboarden ausgesucht hat.
Das kann nun live dennoch Spaß machen, war aber an diesem Abend leider nicht der Fall. Zum einen waren da ständig technische Probleme, mit denen die Band zu kämpfen hatte. Die Mikros schienen nicht ihren besten Tag erwischt zu haben, denn wie schon bei Messer wollten sie wohl nicht so recht, dass der Sänger einfach alle probierte und sie am liebsten in die Ecke geschmissen hätte. Auch die beiden Gitarristen hatten zwischendurch mit ihren Verstärkern zu kämpfen. Nur die Rhythmus-Combo um den stoischen Bassisten und das nerdige Tier an den Drums blieb verschont und leistete gute Arbeit. War die Laune schon wegen der technischen Tücken nicht die beste, konnte das nicht gerade enthusiastische Publikum sie auch nicht steigern. Nur eine Handvoll Leute war mit Bewegungsdrang ausgestattet, aber mit nur drei Mann wirkt ein Circle Pit halt etwas kantig. Da Cerebral Ballzys bislang einziges Album nur gut 20 Minuten dauert, war eh klar, dass es ein kurzes Konzert werden würde und tatsächlich verließ die Band nach 25 Minuten (inkl. Pannen bedingter Unterbrechungen) die Bühne und hatte auch keine Lust auf eine Zugabe, die das Publikum auch nicht ernsthaft forderte.
So blieb an diesem Abend das Fazit, dass man Messer im Auge behalten sollte, denn sie waren die deutlich überzeugendere Band.
Hi Peter, ich mache die Videos mit der gleichen Kamera wie die Fotos, einer billigen Praktica, vor über vier Jahren für 70 Euro gekauft. Hatte mal zur Probe ein Video bei einem Konzert im Gleis 22 aufgenommen, der Sound war so grauselig, dass ich es Jahre lang sein ließ, bis ich letztes Jahr es noch einmal versucht habe und war diesmal zufriedener. Je nach Club und Band ist der Ton immer noch alles andere als gut, aber die Bildqualität ist für so eine Billigkamera ok, wie ich finde.
hi - btw: was für eine camera benutzt du für die videoaufnahmen? Grüsse Peter
AntwortenLöschenHi Peter, ich mache die Videos mit der gleichen Kamera wie die Fotos, einer billigen Praktica, vor über vier Jahren für 70 Euro gekauft. Hatte mal zur Probe ein Video bei einem Konzert im Gleis 22 aufgenommen, der Sound war so grauselig, dass ich es Jahre lang sein ließ, bis ich letztes Jahr es noch einmal versucht habe und war diesmal zufriedener. Je nach Club und Band ist der Ton immer noch alles andere als gut, aber die Bildqualität ist für so eine Billigkamera ok, wie ich finde.
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