Sisterkingkong
26.06.12 Spiegelzelt, Dortmund
Das Kölner Popdesignfestival expandierte dieses Jahr zum ersten Mal über die Ehrenfelder Grenzen hinaus nach Dortmund und bot auch dort einen "Crossover aus Musik, Design und Urbanismus".Doch bevor wir uns der Musik widmen, erst einmal zum Design, denn der erste Gewinner des Abends war die Location, das Spiegelzelt am Fuße des Dortmunder U. Diese Mischung aus Rotlichtschuppen und Schützenfestzelt ist ein historisches Tanzzelt aus den Niederlanden aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts mit Sitznischen aus rotem Samt und zahllosen Spiegeln.
Spiegelzelt |
Der Name ist zwar auch der Titel eines Lieds von Udo Lindenberg, doch im Gegensatz dazu kamen die Lieder von Sisterkingkong weniger mit der Grazie einer Elefantin daher, sondern waren wirklich fragil, mit sanfter Stimme vorgetragen.Nur manchmal wurden die sonst melancholisch twangenden Gitarren etwas schneidender, das Schlagzeug druckvoller und auch die Stimme schärfer wie beim Finale von The Best Is Yet To Come.
Doch das blieb die Ausnahme bei dem gut 45minütigen Set, das unspektakulär, aber nichtsdestotrotz sehr schön war, eben einfach von der Qualität der Songs lebte. Dazu war der Sound im Spiegelzelt ausgezeichnet, manchmal vielleicht etwas leise, aber das ist den Besonderheiten von Dortmund geschuldet, wo das Ruhebedürfnis der Anwohner noch besonders geschätzt wird, so dass die Veranstaltung auch um 22 Uhr beendet sein musste und Sisterkingkong daher auch keine Zugabe geben durften, um den nachfolgenden Locas In Love genug Spielzeit zu lassen.
Sisterkingkong |
Der Auftritt der Kölner Band wurde allerdings als Hintergrundmusik genutzt, denn das in diesem Sommer seltene schöne Wetter wurde zum Plausch im Biergarten genutzt, eine Folge von Konzerten, bei denen man zu viele Bekannte trifft. Musikalisch gefallen mit die Locas In Love zwar, doch sind mir die Texte teilweise zu verkopft, der von Charles Brauer als Opener des neuen Albums Nein! vorgetragene Monolog Nein! Ein Manifest (1) gar abschreckend., eine prätentiöse Umschreibung von Wittgensteins "Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen". Dann sollen sie doch Instrumentalmusik machen.
Abschließend noch einmal ein Gedanke zum Popdesignfestival und dem Urbanismus, dem es sich ja auch nach eigenen Worten widmet. Ob es eine so stimmige Wahl war, eine Band wie Sisterkingkong im Rahmen dieses Festivals spielen zu lassen, deren Videos die Band beim Fahrrad fahren und Wandern in der Natur zeigen, mag für einen Kulturbanausen wie mich fraglich erscheinen, der Auftritt an sich hat sich allemal gelohnt.
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