Sonntag, 21. April 2013

Amplifier

Amplifier / Charlie Barnes

20.04.13 Kleine Freiheit, Osnabrück

Manchmal muss man die Deutsche Bahn loben. In diesem Fall ist sie dafür verantwortlich, dass meine Freundin und ich ein hervorragendes Konzert in Osnabrück (übrigens mein erstes überhaupt) gesehen haben. Als BahnCard-Inhaber erhielten wir ein Freifahrt-Angebot, das aber noch im April einzulösen war. Also mal schnell so geschaut, wann welche interessanten Bands so in der weiteren Umgebung spielen und für den Auftritt von Amplifier in der Kleinen Freiheit entschieden.

Amplifier

Auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs und damit in unmittelbarer Nähe des Osnabrücker Hauptbahnhofs gelegen, präsentierte sich die Kleine Freiheit als netter kleiner Club (vielleicht etwas größer als das Gleis 22 in Münster) mit Strandbar vor der Tür. Pünktlich um 21 Uhr eröffnete Charlie Barnes den Abend. Das Projekt um den gleichnamigen Keyboarder aus Leeds überzeugte mit elektronisch angereichertem Kammer-Indie-Pop, etwas weniger poppig als z. B. Perfume Genius und getragen von Barnes markant melancholischer Stimme, die mich an eaststrikewest und auch manchmal an Thom Yorke erinnerte. Auf Albumlänge wirkt es manchmal etwas anstrengend, aber die halbe Stunde live verging sehr schnell. Zum Reinhören sei die Bandcamp-Seite empfohlen.


Amplifier habe ich das erste Mal im Dezember 2003 in Northampton im Vorprogramm von Therapy? gesehen und sie gefielen mir mit ihrem schweren Prog-Rock ziemlich gut. Im Jahr drauf hatten sie ihr erstes Album veröffentlicht und durften erneut Therapy? auf ihrer Europa-Tournee begleiten, weshalb ich sie mehrmals sehen konnte. Danach verlor ich sie fast vollständig aus den Augen, bis Anfang 2011 ihr drittes Album The Octopus erschien. Mir sagte es nicht so zu (zu lang für meinen Geschmack), aber meine bessere Hälfte sah sie zweimal damit auf Tour und war sehr angetan. Im März kam der vierte Longplayer Echo Street raus und konnte mich wiederum nicht völlig überzeugen. Erstmals mit neuem Bassisten eingespielt, fehlt es dem Album etwas an Druck, klingt geradezu weich.
Dieser Eindruck wurde aber live komplett weggewischt. Ein Konzert mit dem letzten Song des neuen Albums zu beginnen ist sicherlich ungewöhnlich, ging aber nicht in die Hose. Als weiteres Plus für den Rest des Konzerts erwies sich der Sound in der Kleinen Freiheit. Schien er bei Charlie Barnes noch an manchen Stellen zu laut und der Gesang leicht übersteuert, passte bei Amplifier alles. Es war angenehm laut, aber dennoch waren die einzelnen Instrumente klar und deutlich zu hören. Zudem hatte sich das Quartett Barnes als Keyboarder und dritten Gitarristen mit auf die Bühne geholt (bei den letzten beiden Alben hatte er bereits Piano gespielt), um noch fetter zu klingen, was vor allem den neuen Stücken sehr gut tat.


Die Band zeigte sich gut gekleidet (schwarze Hosen und Hemden und dazu stylische schwarze Krawatten mit dem Bandlogo) und zudem gut gelaunt, schien sogar vom Publikumszuspruch positiv überrascht zu sein, denn obwohl der Club höchstens zu zwei Dritteln gefüllt war, seien es doch deutlich mehr Zuschauer gewesen als bei ihrem letzten Auftritt in Osnabrück. Man scherzte, der Gitarrist spielte bei einem "Slayer!"-Zwischenruf mal kurz das Intro von Raining Blood zur allgemeinen Erheiterung an und auch den Kampf gegen den immer wieder auf die Bühne geblasenen Nebel nahmen sie mit Humor.
Die Songauswahl verteilte sich fast gleichmäßig auf drei der vier Alben, nur das Zweitwerk Insider wurde komplett ausgelassen, wobei alles wie aus einem Guss wirkte. Den Leuten gefiel es offensichtlich auch sehr gut und die laut Setlist eh eingeplante Zugabe wurde auch lautstark eingefordert. Kurz nach Mitternacht und damit nach über zweieinviertel Stunden Spielzeit verklangen dann die letzten Takte von Airborne und ließen so gerade noch Zeit für das Bierchen und die Zigarette danach, ehe der Zug zurück ins Ruhrgebiet kam.

Setlist Amplifier

Die Reise hat sich vollends gelohnt, sowohl was den mehr als überzeugenden Auftritt von Amplifier als auch die Entdeckung der Kleinen Freiheit als sehr nette Location betraf.

Setlist:
Mary Rose
The Wave
Interglacial Spell
The Wheel
Extra Vehicular
Motorhead
Interstellar
UFOs
Fall Of The Empire
Panzer
Where The River Goes
Neon
Close
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Matmos
Airborne

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