Jack White / The Amazing Snakeheads
03.07.14 Eventim Apollo, London
Monty Python
04.07.14 The O2, London
Im November letzten Jahres kündigten die fünf noch lebenden Mitglieder von Monty Python eine Bühnenshow in Londons O2 Arena für den 1. Juli 2014 an. Meine Freundin hatte damit ihr Weihnachtsgeschenk für mich gefunden, nur buchen musste ich die Tickets selber. Am 25. November saß ich vor dem PC und wartete auf den Vorverkaufsstart. Innerhalb von 40 Sekunden waren die Tickets vergriffen und ich hatte keins bekommen. Doch noch während ich verzweifelt versuchte Plätze zu ergattern, wurden weitere Shows bekannt gegeben und gingen in den Verkauf, so dass ich glücklicherweise zwei Karten für den vierten von insgesamt zehn Auftritten erhaschen konnte.Eventim Apollo |
Da es ein Freitag war, planten wir ein langes Wochenende von Donnerstag bis Sonntag. Als dann Jack White einen Auftritt in London für den Samstag ankündigte, wurde die Gelegenheit auch gleich mit beim Schopf gepackt, denn Deutschland stand bislang nicht auf seinem Tourplan. Später noch ein kurzer Schock, als per Mail die Verlegung des Konzerts angekündigt wurde, gefolgt von Erleichterung, dass es genau zwei Tage vorverlegt wurde, wir da ja auch schon in London sein würden.
Jack White spielte im Hammersmith Apollo. ein altehrwürdiges Theater mit fast 5.000 Plätzen und mit unfassbar plüschigem Teppich, das dem allgemeinen Sponsoringtrend folgend derzeit unter Eventim Apollo firmiert und das Haus war natürlich ausverkauft. Zum Vergleich, im November kehrt Herr White nach London zurück und buchte dafür dann gleich die 20.000 Besucher fassende O2 Arena.
The Amazing Snakeheads |
Um acht Uhr begannen The Amazing Snakeheads aus Glasgow, ein Trio mit nur einem Bart, für schottische Bands sehr ungewöhnlich. Dafür hatten sie sich noch zwei Damen als Verstärkung mit auf die Bühne gebracht. Eine halbe Stunde lang gabs dreckigsten, angepunkten Blues mit einer Prise The Cramps und Birthday Party, der mich an eine etwas langsamere Version von Eighties Matchbox B-Line Disaster erinnerte. Das kommt im Kellerclub deines Vertrauens vermutlich noch zehnmal besser als vor einer doch recht indifferenten Horde Briten, die auf Jack White warten. Dennoch gab es mehr als nur Höflichkeitsapplaus für die jungen Schotten.
Jack White |
Um neun Uhr öffnete sich dann der Vorhang und ganz in Blau getaucht legte der Meister mit seinen fünf Musikern los mit Sixteen Saltines von seinem ersten Soloalbum Blunderbuss, gefolgt von zwei White Stripes-Stücken, ehe mit High Ball Stepper, vermutlich das Instrumentalstück des Jahres, der erste Song seines neuen Albums Lazaretto folgte. White und seine Band waren voller Spielfreude, dehnten die Songs immer mal wieder in die Länge, hauten regelmäßig, als jeder schon dachte, das Lied sei zu Ende, noch einmal eine Reprise raus, ohne dabei aber zu gniedelig zu werden. Das Hank Williams-Cover Ramblin' Man wurde mit Cannon von den White Stripes gemischt und mehrmals hin und her geschüttelt. Zwischendurch dann ab und zu mal ruhigere, folkigere Momente, die die Zuschauer Luft holen und den Schweiß abperlen liessen, denn nach einem sonnigen Tag mit fast 30 Grad in London war es auch abends im Apollo noch sehr heiß.
Nach gut 75 Minuten und einem angespielten Holiday In Cambodia von den Dead Kennedys, dem Bell And Biscuit von den White Stripes folgte, verließen die Musiker die Bühne. Was dann folgte, kann man aber eigentlich nicht als Zugabe bezeichnen, es war eher wie der zweite Teil einer hochklassigen Show, die nach der Pause noch mehr an Fahrt gewann.
Nun wurden neben White Stripes und den Solostücken auch noch The Raconteurs und The Dead Weather ausgepackt. Und nach Steady As She Goes folgte dann das große Finale mit Seven Nation Army und das Apollo stand Kopf. Ziemlich genau zwei Stunden hatte Jack White gezeigt, wie man rockt und wäre alleine schon den Kurztrip nach London wert gewesen.
Jack White |
Setlist Jack White:
Sixteen Saltines
Astro
Dead Leaves And The Dirty Ground
High Ball Stepper
Lazaretto
Hotel Yorba
Temporary Ground
Ramblin' Man / Cannon
Icky Thump
Missing Pieces
Three Women
Love Interruption
Blunderbuss
Top Yourself
I'm Slowly Turning Into You
Holiday In Cambodia / Bell And Biscuit
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Just One Drink
Alone In My Home
You Don't Know What Love Is (You Just Do As You're Told)
Hello Operator
Would You Fight For My Love?
Broken Boy Soldier
Blue Blood Blues
Steady As She Goes
Seven Nation Army
The O2 |
Im März zu Dÿse waren wir ja schon per Boot ins Hafenklang gefahren und auch zur O2 Arena hat man verschiedenste Anfahrtmöglichkeiten. Die Tube hatten wir uns für den Rückweg vorbehalten, per River Bus über die Themse war eine nette Option, aber unschlagbar war der Weg aus der Luft mittels Seilbahn. Und so gondelten wir in luftiger Höhe über die Themse der Arena entgegen. Unsere Plätze befanden sich im Oberrang, den man am bequemsten über Rolltreppen erreicht und der verdammt steil ist, so dass man aber auch von da oben eine sehr gute Sicht hatte. Kurz nach halb acht betraten die fünf älteren Herren die Bühne und sangen ein Lied über Lamas. Es folgte ein bunter Reigen aus den Sketchen des Monty Python's Flying Circus, immer wieder unterbrochen von Animationen und Einspielern aus der Original-Fernsehserie. Dazu gesellten sich zahlreiche Gesangseinlagen aus dem Monty Python Sings Album, mit echtem Orchester im Graben vor der Bühne und auch Tanzeinlagen eines Balletts. So wurde tänzerisch das Ministry of Silly Walks gewürdigt, da John Cleese diese Akrobatik in seinem Alter nicht mehr zuzumuten war.
Monty Python |
Dabei zeigte sich vor allem Eric Idle noch ausgezeichnet bei Stimme, wie überhaupt alle fünf einen ziemlich fitten eindruck machten (Terry Gilliam flog einmal sogar über die Bühne). Und an kleinen Patzern merkte man auch, dass sie noch unheimlich Spaß hatten. Als John Cleese sich in einem Sketch schier endlos räusperte, tat Eric Idle so, als sei er eingenickt, worauf Cleese sich das Lachen nicht verkneifen konnte.
Und ausgerechnet im Höhepunkt der über zweistündigen Show, dem Parrot Sketch, konnte Cleese es sich nicht verkneifen, die Zuschauer kurz über den Zwischendstand bei der WM in Brasilien zu informieren, indem er ein Husten imitierte und dabei mitteilte "I heard Brazil are leading 1-0" Michael Palin schaute in daraufhin entgeistert an und fragte ihn "Did you just step out of your character?".
Beim Blackmail-Sketch gab es jeden Abend einen anderen prominenten Gast unter der Papiertüte als Erpressungsopfer, am Abend zuvor war es Bill Bailey, bei uns Noel Fielding von The Mighty Boosh.
Natürlich war der Abend Nostalgie pur, aber wenn sie so unterhaltsam daher kommt, warum nicht? Und dass die älteren Herren immer noch genug schwarzen Humor haben, bewies das Motto der Auftritte: "One Down, Five To Go".
So war es ein unvergessliches Erlebnis, diese Comedy-Legenden einmal live gesehen zu haben.
Monty Python |
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