Phillip Boa And The Voodooclub
01.04.11 Zeche, Bochum
Wenn man lang genug im Geschäft ist, dann scheint es Mode zu werden, live mal ganze Alben aus seinem Gesamtwerk zu präsentieren, meistens begleitet von einer Wiederveröffentlichung als Deluxe-Jubiläums-Schnickschnack-Edition mit irgendwelchen Bonustracks. In England touren Primal Scream gerade mit Screamadelica, die Pixies haben es mit Doolittle auch schon gemacht, warum sollte also Phillip Boa da außen vor bleiben. Nach 20, bzw. 18 Jahren wurden gerade Helios und Boaphenia wiederveröffentlicht und auf der begleitenden Tour sollen nur Stücke dieser beiden Alben gespielt werden.Das löste bei mir allerdings eher geringe Erwartungen aus, da vor allem die sperrige Helios nun nicht gerade zu meinen Favoriten gehört und mit And Then She Kissed Her eigentlich nur einen Klassiker enthält.
Die (mir unbekannte) Vorgruppe wurde elegant verpasst, da sie recht früh spielen musste, denn bereits um 20:45 war für Boa Showtime. Zunächst standen die Songs von Helios im Vordergrund, wurden allerdings nicht in der Reihenfolge des Albums gespielt. Sicher war es interessant, mal Live-Raritäten wie Pfirsicheisen zu hören, aber viele im Publikum waren wohl doch eher aus Tradition bei Boas "Heimspiel" da, denn der Geräuschpegel stieg bei den vertrackten Liedern deutlich an, man wollte eher die poppigen Hits wie Life After Being A Zombie hören.
Boa selber wirkte trotz der inzwischen jahrzehntelangen Bühnenerfahrung immer noch herrlich ungelenk, was sich in den bekannten, geradezu epileptischen Tanzbewegungen immer wieder manifestierte. Auch sein Einsatz an den Bongos bei einem Lied wirkte in seiner Unsicherheit fast niedlich.
Die Stimmung und die Bewegung im Publikum steigerten sich im Boaphenia-Teil dann deutlich, lud der doch mit Krachern wie Love On Sale, Get Terminated oder Hyperactive Cracker eher zur Party ein. Nach gut 90 Minuten verabschiedete sich die Band, kam aber noch einmal für eine Zugabe wieder, in der dann mehrmals lautstark nach Kill Your Idols verlangt wurde, eigentlich der klassische Rausschmeißer einer Boa-Show, nur heute nicht weil vom "falschen" Album, was sich diese Intelligenzbestien eigentlich hätten denken können. Stattdessen wurde And Then She Kissed Her als Finale geboten.
Boa bedankte sich artig beim Publikum, sprach auf seiner Facebook-Seite danach sogar von einer "sold out show, grosses Kino", aber das war es beides nicht, aber sicherlich gute Unterhaltung in einer sehr gut gefüllten Zeche.
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