"Münster oder Bonn?" lautete für mich die Frage, denn in beiden Orten spielte das anglo-amerikanische Dreierpack auf ihrer gemeinsamen Europatournee. Die Wahl fiel auf Bonn und rückblickend betrachtet habe ich alles richtig gemacht, denn während sich sonntags im geräumigen Café Lorenz ganze drei zahlende Besucher einfanden, waren es tags drauf im Bla immerhin 28, die den kleinen Laden angenehm füllten und auch bei den Bands für genügend Motivation für einen gelungenen Konzertabend sorgten.
Als erstes spielten The Arteries aus Wales. Zum aufwärmen hatten sie AC/DC-Riffs gespielt, ihr Set selber dann klang nach Zeke mit einer Prise britischem Indie-Punkrock der 90er á la Senseless Things oder auch Blaggers ITA. Das klang gefällig, haute aber nicht übermäßig vom Hocker, hatte aber live dennoch mehr Biss als auf Platte.
The Slow Death waren danach schon ein anderes Kaliber. Es gibt zwar durchaus Bands wie Sand am Meer, die nach einer straighten Punkrock-Version von Hot Water Music klingen, aber wie auch bei Nothington oder Dear Landlord schafften The Slow Death es, ihre Songs so druckvoll und Energie geladen zu spielen, dass sie einen sofort packten. Außerdem haben sie ein Händchen für gute Melodien, die auch in Bonn sofort zündeten. Stücke wie Ticks Of The Clock sind einfach gute Songs. Wie The Arteries wollten The Slow Death eigentlich nach einer halben Stunde aufhören, ließen sich aber noch zu einer Zugabe überreden.
Am Schlagzeug von The Slow Death saß übrigens Mikey Erg!, der danach alleine mit seiner elektrischen Gitarre den Abend ausklingen ließ. Früher war er Schlagzeuger bei The Ergs!, einer der bedeutendsten amerikanischen Pop Punk-Bands, die da weitermachten, wo Green Day nach ihren ersten zwei grandiosen Alben mit Dookie aufgehört hatten (nicht von ungefähr ist das Cover einer gemeinsamen Single mit Teenage Bottlerocket dem Dookie-Artwork nachempfunden).
Mikey spielte daher solo auch fast ausschließlich Songs seiner alten Band. So erinnerte sein Auftritt an Grant Harts Konzerte, wenn er seine alten Hüsker Dü-Lieder spielt. Und bei Klassikern wie Pray For Rain zeigte sich auch das z. T. extra aus Belgien angereiste Publikum textsicher. Auch Mikey Erg! musste eine Zugabe geben, nach eigenen Worten die erste auf dieser Tour, spielte Books About Miles Davis und wurde hierbei sogar noch von seinen Kollegen von The Arteries und The Slow Death unterstützt.
Inklusive Umbaupausen dauerte der Spaß nur gut zwei Stunden, aber die waren extrem unterhaltsam, so dass sich auch die im Vergleich zu Münster weitere Fahrt auf jeden Fall gelohnt hat.
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