Freitag, 2. Dezember 2011

Superchunk

Superchunk / Let's Wrestle

01.12.11 Scala, London

Konzert des Jahres!!! Es waren dieses Jahr nicht wenige Bands, die ich live gesehen habe und es werden auch noch einige dazukommen, aber dieser Abend in London wird nicht mehr zu übertreffen sein, da lege ich mich fest.


Das Scala ist ein ehemaliges Kino in der Nähe von King's Cross und von der Größe vergleichbar mit der Zeche Bochum, nur etwas enger und höher. Obwohl es der erste Auftritt Superchunks in London seit zehn Jahren war, gab es sogar noch einige wenige Restkarten an der Abendkasse. Überhaupt füllte sich der Konzertraum nur spärlich und war noch recht leer als um 20:20 die Londoner Let's Wrestle ihr halbstündiges Set begannen.
Ihr gefälliges Sixties-Gitarrengeplänkel mit Referenzen an Pavement oder auch manchmal Weezer haute niemanden vom Hocker, störte aber auch nicht weiter.

Let's Wrestle
2001 veröffentlichten Superchunk ihr letztes reguläres Album, ehe sie letztes Jahr mit der wunderbaren Majestic Shredding wieder ein musikalisches Ausrufezeichen setzten, klingt die CD doch frischer und besser als vieles, was in den letzten zehn Jahren im Bereich des Indie-/Collegerock veröffentlicht wurde.
Anlässlich des All Tomorrow's Parties-Ferstivals war die Band daher von Kurator Jeff Mangum (Neutral Milk Hotel) nach London eingeladen worden und buchte zusätzlich diesen Auftritt, ihren ersten in England seit der Tour zu Here's To Shutting Up.
Um halb zehn sollte das Quartett aus Chapel Hill eigentlich erst auf der Bühne stehen, doch bereits zehn Minuten früher begannen sie mit Throwing Things ihr Set, gefolgt von einem meiner neuen Favoriten, My Gap Feels Weird.


Die Band sprühte nur so vor Energie, alle hüpften immer wieder wie junge Pferde über die Bühne, als seien sie noch Teenager und nicht schon allesamt Mittvierziger. Das mag vielleicht daran liegen, dass es einfach leichter fällt, diese Spielfreude zu transportieren, wenn man keine Mammuttourneen mit fast täglichen Auftritten mehr macht, jedenfalls wirkte die Begeisterung fast zwangsläufig ansteckend und die ohnehin schon gut gelaunten Londoner gingen immer mehr mit.

Superchunk
Die Songauswahl war bunt gemischt, zwar mit Schwerpunkt auf den Stücken der Majestic Shredding, aber immer wieder durchsetzt mit älteren Stücken. Hier überraschte vor allem Cadmium, das ursprünglich nur auf einer australischen Single erschienen war und dennoch häufig genannt wurde, als die Band über Twitter nach Wünschen für die Setlist gefragt hatte und zwar auch von mir, so dass hier natürlich meine Freude besonders groß war.
Nach gut 75 Minuten war die Liste abgespielt und die Band verließ zum ersten Mal unter tosendem Applaus die Bühne. Die obligatorische Zugabe begann mit einer weiteren Überraschung, coverten Superchunk doch Brand New Love von Sebadoh, auch nur 1991 als B-Seite erschienen, ehe bei Slack Motherfucker endgültig der ganze Laden mithüpfte (man sieht es bei den Videos unten, wie es immer wilder zuging) und Sänger/Gitarrist Mac McCaughan sogar einen Ausflug ins Publikum unternahm.

Setlist Superchunk
Dadurch dass sie früher als geplant begonnen hatten, konnte sogar noch eine weitere Zugabe gespielt werden. Bei Cast Iron sorgte dann eine Frau für Nachhilfeunterricht in Sachen Kleiderordnung beim Crowdsurfen. Ihr Kleid erwies sich jedenfalls als so ungeeignet, dass der folgende Einblick auf ihre Unterwäsche sogar Mac vor Lachen die Sprache verschlug. Precision Auto rundete dann die knapp 100 Minuten Spielzeit ab, die an Wucht, Dynamik und positiver Energie ihresgleichen suchten. Zudem war der Sound in dem alten Kinogebäude auch noch hervorragend, so dass dieser Abend damit das herausragende Konzert 2011 für mich war.
So ein Ereignis hätte übrigens auch in Deutschland stattfinden können, denn wie mir Mac nach dem Konzert kurz erzählte, hätte die Band gerne ein Konzert hierzulande gespielt, aber kein Veranstalter war bereit, die Flugkosten für diesen Zwischenstopp zwischen einem Auftritt in Madrid und eben dem in London zu übernehmen.

Setlist:
Throwing Things
My Gap Feels Weird
Crossed Wires
Hello Hawk
Detroit Has A Skyline
Cadmium
Like A Fool
Rosemarie
Learned To Surf
Watery Hands
New Low
Driveway To Driveway
The First Part
Skip Steps 1 & 3
Digging For Something
Everything At Once
---------------------------
Brand New Love
Slack Motherfucker
Hyper Enough
----------------------------
Cast Iron
Precision Auto




2 Kommentare:

  1. Ach, ich war gar nicht der einzige Deutsche im Publikum? Stand einen halben Meter hinter dir.
    Schöner Bericht, schöne Videos. Cadmium (http://www.youtube.com/watch?v=3-hvGTuZfkw&feature=g-upl)
    und Detroit has a Skyline (http://www.youtube.com/watch?v=3-hvGTuZfkw&feature=g-upl)
    hab ich heute auch hochgeladen. Bleibt zu hoffen, dass sie bald wiederkommen und dann ein deutscher Veranstalter sich diesen Gig nicht durch die Lappen gehen lässt - denn ich sehe es wie: bestes Konzert seit ganz ganz langer Zeit.

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  2. Schön, dass wir da einer Meinung sind, habe immer noch ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. ;)
    Und auch schöne Videos von dir.

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