Dienstag, 26. Juni 2012

Soap&Skin

Soap&Skin

24.06.12 Philharmonie, Köln

Vor drei Jahren war ich bereits einmal in der Kölner Philharmonie gewesen, damals bei einem fantastischen Auftritt von Beirut. Damals war bereits Lovetune For Vacuum, das erste Album von Soap&Skin, erschienen und von Kritikern in den Himmel gelobt worden. Nun ist mit Narrow der Zweitling raus und hat die inzwischen 22jährige Österreicherin Anja Plaschg noch bekannter gemacht. Vor allem das auf deutsch gesungene Vater hat mir beim ersten Hören die Kinnlade runterklappen lassen, denn die vor allem textlich bemerkenswerte Verarbeitung des Todes lässt einen nicht kalt. Daher wurde ihr Auftritt in der Philharmonie, bei dem sie von Streichern unterstütz wurde, allein schon ob des fast orchestralen Rahmens zum Pflichtprogramm.
Kurz vor acht hatte ich meinen Platz eingenommen, die Bühne wurde von Nebelschwaden eingehüllt und aus den Lautsprechern klangen die Einstürzenden Neubauten. Der Saal füllte sich zügig, war am Ende aber doch nur etwas mehr als zur Hälfte gefüllt, als pünktlich das Licht erlosch.
Als Opener wurde Deathmental gewählt, zu lauten Klängen vom Band, bzw. MacBook und zuckenden Lichtblitzen kam Frau Plaschg auf die Bühne, wirkte hierbei sofort etwas verloren und irrte fast herum. Auch war hier noch der Sound überraschend schlecht, hallte von den leeren Oberrängen wieder, doch war es zum Glück nur bei diesem Lied so.

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Danach kamen dann die restlichen Musiker inklusive einer zweiten Sängerin auf die Bühne, während Anja am Klavier Platz nahm. Immer wenn sie Streicher, bzw. ein Trompeter zum Einsatz kamen, schalteten die Musiker das Licht an den Notenständern ein, was für einen netten zusätzlichen optischen Effekt sorgte. Außerdem blieben sie fast konstant in Nebel getaucht, was sicherlich nicht angenehm für sie war. Ánja Plaschgs Stimme mit ihrem harten Akzent ist sicher gewöhnungsbedürftig, doch vor allem bei den ruhigeren Stücken störte es nicht, nur glitt sie manchmal etwas ins Knödeln ab, wenn sie laut wurde. Auch war ihr Klavierspiel nicht virtuos, was bei einer Akustik wie in der Philharmonie sicher eher auffällt als in einem normalen Club. Nicht negativ hingegen wirkte das Cover von She's Crazy von der Kelly Family. Hier schaffte sie es mühelos, dem Lied ihre eigene Note zu geben und das Original um Längen zu übertreffen, im Gegensatz zu Voyage, Voyage, was ich auch auf Platte für nicht sehr geglückt halte.
Zwischendurch verließ sie bei den elektronischeren Stücken das Klavier und trat wieder ans Mikro am Bühnenrand. Hierbei merkte man ihr zunächst wieder wie bei Konzertbeginn eine gewisse Unsicherheit an, die sie aber mehr und mehr ablegte, indem sie sich von der Musik treiben ließ, dazu tanzte und dirigierte.

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Das Ende kam dann abrupt, Anja Plaschg verließ die Bühne, die übrigen Musiker verweilten noch, offenbar nicht sicher, was sie tun sollten. Doch sie kam wieder, um dann Vater zu spielen. Sie nahm dem Lied live etwas an Morbidität, obwohl es unheimlich düster und emotional blieb, was ich auch sehr angenehm fand.
Eine weitere, erneut gelungene Coverversion als letzte Zugabe setzte den Schlusspunkt, nämlich Me And The Devil Blues von Robert Johnson. Doch zuvor wurde Frau Plaschg beinahe aus der Fassung gebracht, denn ihr MacBook streikte wohl und immer wieder schaute sie Hilfe suchend zum Mischpult. Erst der Standard-PC-Tipp (den Rechner einmal runter- und wieder hochfahren) brachte die Rettung und das Konzert konnte planmäßig beendet werden.


Zwar kamen alle Beteiligten noch einmal auf die Bühne, bekamen aber nur Blumen überreicht.
Es war letztlich nicht die emotionale Achterbahnfahrt, die man auf Grund der Alben vielleicht erwarten oder befürchten konnte, aber das war auch gut so. Dennoch war es für meinen Geschmack kein herausragendes Konzert, denn auch wenn ihre Musik sehr introvertiert ist, gehört eine gewisse Bühnenpräsenz für mich einfach dazu und daran fehlte es der jungen Österreicherin noch.

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