Boredoms
18.08.12 Halde Haniel, Bottrop
1983 gründete sich die deutsche Band Twelve Drummers Drumming, drei Jahre vor den japanischen Boredoms. Die gaben dafür gestern ihr allererstes Deutschland-Konzert und das mit 12 Schlagzeugern.Im Rahmen der Ruhrtriennale wurde dieses besondere Ereignis wahr, die japanischen Experimental- und Noiserocker um Yamatsuka Eye zum ersten Mal nach Deutschland zu holen und als zusätzlicher Anreiz wurde als Spielort die Bergarena auf der Halde Haniel gewählt, ein Amphitheater mit Platz für 800 Besucher auf der Spitze der zweithöchsten Berghalde des Ruhrgebiets.
Boredoms |
Der Konzertbeginn war für halb zehn angesetzt, so dass noch Zeit blieb, den Berg oberhalb der Arena zu erklimmen und die Aussicht zu genießen, zumal es nach den heißen Temperaturen des Tages in der lauen Höhenluft geradezu angenehm kühl war (relativ zumindest).
Danach wurde dann gemütlich Platz genommen und die Dunkelheit erwartet. Im Zentrum der Arena war eine Bühne aufgebaut mit zwei Schlagzeugen sowie der berühmten siebenhälsigen Gitarre, die Sevena. Drum herum zu ebener Erde waren die übrigen zehn Drumkits positioniert und auch ein Stuhl für den Hauptgitarristen. Gegen halb zehn gab es eine kurze Durchsage, dass sich der Beginn etwas verzögern würde, da noch die Ankunft eines letzten Shuttle-Busses abgewartet würde. Zudem wurde angekündigt, dass die Boredoms eine durchgängige Performance bieten würden, die ca. 90 Minuten dauern sollte.
Kurz vor zehn betraten dann die Gladiatoren die Arena und das Spektakel begann. Der Anfang war atmosphärich gehalten, die Gitarre plingte vor sich hin, bei den Drums kamen hauptsächlich die Becken zum einsatz und Yamatsuka Eye ließ seine Stimme schamanenhaft ertönen.
Da das Konzert praktisch aus einem Stück bestand, konnte die Band natürlich diesen langsamen Beginn wählen und musste nicht sofort Gas geben. Erst nach gut 20 Minuten kamen das erste Mal die Toms zum Einsatz und ließen erahnen, welche Wucht ein Dutzend Schlagzeuge erzeugen können. Nach 30 Minuten wurde es immer rhythmischer und rockiger, es wurde mit klassischen Rock-Riffs gespielt, die scheinbar in Endlosschleifen gepackt wurden. Wie schon die Bühnenanordnung vermuten ließ, war hier der Kreis das zentrale Element der Performance. Eye als Dirigent warf sich geradezu in eine Götterpose und jedes Mal, wenn er mit seinem Stab auf den Bühnenboden hämmerte, wurde das nächste Schlagzeug im Zirkel erleuchtet und der jeweilige Schlagzeuger, übrigens eine bunte Mischung aus Japanern und auch Deutschen, hatte seinen Einsatz, bis alle quasi eingeführt waren und nun das Rad sich mit vollem Schwung drehte.
Dabei konnte man sogar bekannte Bordeoms-Stücke erkennen, z. B. Super Coming vom 98er Album Super Ae, die in die Performance einarrangiert wurden. Überhaupt orientierte sich der Sound hauptsächlich an eben Super Ae oder auch Vision Creation Newsun.
Nach gut einer Stunde gab es dann einen kontemplativen Moment der Stille, immer nur durch einen kollektiven Wumms im Abstand von fünf Sekunden. In die Zwischenräume mischte sich dann wieder das Geplänkel an der Sevena. In dieser Passage konnte man sogar Schwierigkeiten beim Timing in der ansonsten perfekt wirkenden Peformance ausmachen.
Doch die verschwanden, als sich der Rhythmus zu einem geradezu typischen Melvins-Sound verdichtete, der dann das Finale einläutete, eine großartige, monotone Zelebrierung klassischer Noiserock-Muster.
Boredoms |
Der Applaus war lang anhaltend aber man merkte schon dem Kulturpublikum an, dass es an seine Grenzen gehen musste und mancher dürfte froh gewesen sein, dass am Einlass Gehörschutz an jeden Besucher ausgehändigt wurden, auch wenn sie nicht wirklich benötigt wurden, da die Schmerzgrenze nie überschritten wurde.
Es war auf jeden Fall ein einzigartiges Erlebnis in einer außergewöhnlichen Location, das schon jetzt zu den absoluten Highlights dieses Konzertjahres zählt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen