Freitag, 7. Dezember 2012

Dan Mangan / Jason Collett

Dan Mangan / Jason Collett

05.12.12 Bahnhof Langendreer, Bochum

Ein Wiedersehen mit zwei Kanadiern gab es im Bahnhof Langendreer, zum einen Dan Mangan, der innerhalb eines Jahres zum dritten Mal mit Oh Fortune in Deutschland zu Gast war und diesmal seinen Landsmann und Broken Social Scene-Sänger Jason Collett mitbrachte.

Jason Collett

Als wir kurz nach acht am Bahnhof ankamen, war noch kein Einlass, denn die Band war verspätet angekommen und noch beim Soundcheck.Letztlich ging es dann um 20:45 los. Jason Collett trat wie schon letztes Jahr im Steinbruch solo auf. Im Gepäck hatte er sein frisch erschienenes neues Album Reckon, einer Mischung aus voll orchestrierten Songs wie My Daddy Was A Rocknroller und spärlichen Akustiksongs wie Talk Radio.
Dazu erzählte er mal wieder nette Geschichten wie die bereits bekannte von der kanadischen Spezialität des Beischlafs in einem Kanu als Einleitung zu High Summer. Auch den Grund der Verspätung erläuterte er äußerst amüsant. Der Tourbus hatte in Brüssel eine Reifenpanne und da die Insassen Kanadier sind, musste der gesamte bürokratische Apparat der EU eingesetzt werden, um ihnen zur Weiterfahrt zu verhelfen. Überhaupt sei das Miteinander im Tourbus selber bereits eine UN-Friedensmission, denn eigentlich seien sich Colletts Heimatstadt Toronto und Dan Mangans Vancouver nicht wirklich grün.


Den meisten Songs stand das akustische Gewand sehr gut, I Wanna Rob A Bank gewann sogar dadurch, doch zum Abschluss seines Sets gab er einen Ausblick, wie es auch klingen kann. Begleitet von Dan Mangan und seiner Band rockte er nämlich I'll Bring The Sun von seinem 2006er Album Idols Of Exile. Und so schön sein Solo-Auftritt auch war, kamen da Erinnerungen an Broken Social Scene hoch und der Wunsch nach einer Tour mit kompletter Band.


Nach kurzer Pause begann Dan Mangan um zehn vor zehn dann seinen Auftritt. Im Vergleich zu den beiden letzten Touren gab es leichte Veränderungen in seiner Begleitband, ein anderer Bassist war dabei und zusätzlich ein Geiger. Doch das Rückgrat mit Drummer Kenton Loewen und Gitarrist Gord Grdinawar war wie bei den Konzerten zuvor eine Augenweide und lenkte immer wieder den Blick ab von Dan Mangan. Grdina entwickelte in den rockigeren Momenten schnell den Bewegungsdrang eines Raubtiers und zerrte ansonsten so sehr an seinen Instrument rum, dass mal wieder eine Saite riss und er daraufhin weiterspielte, indem er mit dieser gerissenen Saite den Gitarrenhals bearbeitete wie ein Gebiss mit Zahnseide. Loewen hingegen, selber Frontmann seiner Band The Crackling, poste vor allem bei ruhigeren Songs ständig am Schlagzeug rum, als wollte er zum Ausdruck bringen, dass er damit unterfordert war, wobei er bei einem Stück dabei prompt einen Drumstick verlor und hastig Ersatz suchen musste.

Dan Mangan

Bei der Setlist gab es keine Überraschungen, ist Mangan doch immer noch auf Tour zu seinem letzten Album Oh Fortune und hatte vermutlich gar keine Zeit, hier neue Songs einzubauen. Natürlich gab es zu Robots die bekannte Gesangseinlage des Publikums und der gut, aber dabei angenehm gefüllte Bahnhof Langendreer sprang auch sofort an. In Zukunft kann es sich Mangan wohl sparen, seinem Publikum noch mitten im Song den Text vorzusagen, denn dazu scheint er inzwischen bekannt genug zu sein. Nach 90 Minuten wäre es eigentlich Zeit gewesen, die Bühne zu verlassen, um sich für die Zugabe zurückapplaudieren zu lassen, doch angesichts der Verspätung ließ er das ausfallen und kündigte stattdessen direkt das letzte Stück des Abends, So Much For Everyone, an. Damit wartete man zwar auf die Indie Queens vergeblich, doch das folgende zehnminütige Finale entschädigte dafür vollends. Wie üblich wollte sich Mangan dazu ins Publikum begeben und bat um einen Stuhl. Zwei Hocker standen schnell bereit, doch der von ihm ausgewählte erwies sich als so wackelig, dass er den Aufstieg unfreiwillig mit einer Bruchlandung abbrechen musste, was vor allem bei Geiger Jesse Zubot einen Lachanfall auslöste. Mit dem zweiten Hocker ging dann alles gut und das Lied und damit das Konzert wurde unversehrt zu Ende gebracht.


Auch beim dritten Auftritt in zwölf Monaten überzeugte Dan Mangan vollauf, auch wenn es dennoch so langsam an der Zeit ist, dass er wieder neue Songs schreibt, damit etwas Abwechslung in den inzwischen bekannten Ablauf kommt.

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