Frau Potz / KMPFSPRT / Supermutant
27.12.12 Druckluft, Oberhausen
An Tagen wie diesen bahnen wir uns den altbekannten Weg bis hin zu der Musik, wo alles laut ist, wo alle drauf sind um duchzudrehen, wo die anderen warten, um mit uns zu starten und abzugehen.Diese Worte aus dem wohl schlimmsten Lied des Jahres könnten als Motto für das letzte Konzert in 2012 dienen. Raus aus der Stadt, in der an diesem Abend Die Toten Hosen mit ihrem Schlagerpunk gastierten und rein ins Druckluft, um sich stattdessen drei hoffnungsvolle Nachwuchsbands anzuschauen.
Supermutant |
Drei Jahre haben Supermutant aus Mönchengladbach gebraucht, um nach der ersten EP endlich ihr erstes Album FRVR zu veröffentlichen und es ist eine etwas zwiespältige Angelegenheit geworden. Musikalisch in seichterem Fahrwasser als z. B. die Label-Kollegen von Captain Planet, gefallen mir die perlenden Gitarren sehr gut, aber der Gesang und die Texte sind leider manchmal etwas arg tomtig. Diesen Eindruck konnten sie auch live nicht wegwischen. Dennoch ein sehr gefälliger Auftritt mit durchaus mehr Biss als auf Platte, unter anderem durch das Matula-Cover Over The Top und einem Stück von der EP.
Nach sehr kurzer Umbaupause ging es dann weiter mit KMPFSPRT aus Köln, die hatten mich schon beim Pfingst-Open-Air in Essen überzeugt. Und wieder rockten sie gut ab, hatten auch neue Songs von ihrem irgendwann mal erscheinenden ersten Longplayer dabei, die allerdings noch nicht so recht zündeten. Ein Stück wurde als Tribut an Bands wie No Use For A Name angekündigt und klang auch so, allerdings deutlich schlechter. Covert doch einfach eure Vorbilder, anstatt sie mäßig zu kopieren.
KMPFSPRT |
Ansonsten gab es aber nichts zu meckern und das immer voller werdende Druckluft zeigte auch Bewegungsfreude, vor allem beim abschließenden Affengeld.
Frau Potz ernteten dieses Jahr für ihr erstes Album Lehnt dankend ab durch die Bank überschwängliches Kritikerlob, konnten mich aber auf Grund des Gesangs nicht komplett überzeugen. Oma Hans scheint eine gute Bekannte von Frau Potz zu sein, ist sie mir doch direkt ins Ohr gesprungen. Wahrscheinlich haben die Damen regelmäßig Rezepte getauscht.
Frau Potz |
Das Markenzeichen der Band ist sicherlich der keifende Gesang von Gitarrist Felix, der auch bei einigen Songs wie der Fuß in die Eier passt, aber auf kompletter Albumlänge dann doch nervt, zumindest mich. Beim Opener Brockenheim, der wunderbaren Abrechnung mit der Szene-Polizei, war diese Angepisstheit jedoch genau richtig. Und das aufgescheuchte Vieh flatterte auch von Anfang an heftig in der Legebatterie Druckluft umher, manchmal sogar so ungestüm, dass Felix zweimal seinen Mikro-Ständer zu fressen bekam. Ansonsten wurde mitgesungen und vor allem Schlagzeuger Kerli Kawumski abgefeiert, der zum Jahresende die Band verlässt.
Aber als Fels in der Brandung hatte ich noch ein Knöllchen zu verteilen, denn leider ist Oma Hans nicht der einzige Einfluss bei Frau Potz. Sie scheinen auch öfter mal Campino genascht zu haben, denn bei Stücken wie Klockenschooster tropfte das Altbier aus der toten Hose, allerdings noch aus der Sturm-und-Drang-Phase, also durchaus erträglich.
Nach einer Stunde war Schluss, bzw. Zeit für die Zugabe und als Finale wurde endlich Ach, Heiner gespielt, der Saal gröhlte "Scheißegal, obs gut ist, solang es gut erscheint", während Felix und Bassist die Bühne veräießen und Drummer Kerli die letzten Akkorde zum Abschied überließen.
Auch wenn ich bei jeder der drei Bands an diesem Abend ein Haar in der Suppe gefunden habe, waren sie dennoch jede bestimmt besser als die bierseelige Fanmeilen-Beschallung in der Westfalenhalle.
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