Sonntag, 17. Februar 2013

Small Beast w/ The Almost Has Beens

Small Beast w/ The Almost Has Beens

feat. The Jazz Butcher / Paul Wallfisch / Markus Maria Jansen / Thomas Truax

15.02.13 Schauspielhaus, Dortmund

Der Februar ist nun mal der kürzeste Monat des Jahres, aber so kurz auch wieder nicht, dass am 15. bereits der letzte Freitag des Monats wäre. Das Small Beast brach aus seinem üblichen Zeitplan aus und fand diesmal bereits mitten im Februar statt. Und das außergewöhnliche Datum verdiente außergewöhnliche Gäste, nämlich The Almost Has Beens. The Almost Who? Nie gehört von denen? Kein Wunder, wurde diese Band doch nur für die zwei Small Beast-Konzerte in Hamburg und Dortmund gegründet.
Mitglieder sind Paul Wallfisch, Markus Maria Jansen von M. Walking On The Water, Thomas Truax und Pat fish aka The Jazz Butcher. Und als wäre das nicht verlockend genug, bestritt jeder Musiker vor dem gemeinsamen Auftritt ein kurzes Solo-Set. Kein wunder, dass das Konzert vom Institut ins größere Studio des Schauspielhauses verlegt werden musste.

The Almost Has Beens

Der Abend wurde von Paul Wallfisch ungewöhnlich eröffnet. Mit einer akustischen Gitarre bewaffnet, begab er sich in die Ränge, setzte sich einfach zwischen die Leute und spielte ein erstes Lied somit vollkommen unplugged. Danach ging er zu seinem Klavier, wo bereits eine Kanne Tee auf ihn wartete und erklärte die Aktion damit, dass er sich so etwas einsingen wollte, weil seine Stimme doch etwas ramponiert sei. Es folgten die von den letzten Small Beasts bekannten Stücke Coincidence und das Kinks-Cover Waterloo Sunset. Für Harley Davidson von Serge Gainsbourg holte er sich jemanden aus dem Publikum nach vorne ans Megaphon, damit er quasi als Anheizer den Rest des Publikums zum Brummen des Motorrads animierte.


Danach übernahm dann Markus Maria Jansen den Stab und spielte einige seiner Lieder. Auch hier holte er sich Unterstützung aus dem Publikum  Zufällig war nämlich Philip Lethen, sein ehemaliger Bassist, anwesend und unterstütze ihn bei dem Lied Die kleinen Matrosen. Und auch hier durfte das Publikum wieder lautstark seine Stimme leihen.


Nahtlos ging es weiter mit Pat Fish. Als The Jazz Butcher macht er seit nunmehr 30 Jahren gepflegten Indie-Pop und veröffentlichte früher auf dem Nonplusultra-Label für diese Art Musik, Creation Records. Gerne erinnere ich mich an seine Auftritte in der Dortmunder Live Station Ende der 80er / Anfang der 90er zurück. Musik macht er immer noch, erst letztes Jahr hat er sein aktuelles Album Last Of The Gentleman Adventurers veröffentlicht und ist dabei seinem feinen Gitarren- und auch Gesangsstil treu geblieben.


Danach kam dann der sicherlich spektakulärste Auftritt des Abends. Thomas Truax ist ein Sänger/Komponist, der z. B. gerade an der musikalischen Umsetzung von Ibsens Peer Gynt  für eine für den September geplante Aufführung am Dortmunder Theater arbeitet. Nebenbei baut er skurrile Instrumente, mit denen er seine eigenen Lieder kongenial untermalt. So hatte ich ihn vor Jahren schon einmal im Vorprogramm der Dresden Dolls in der Bochumer Zeche gesehen und dieser Auftritt war so beeindruckend und daher unvergesslich gewesen.

Thomas Truax

Diesmal kamen u.a. der Hornicator, ein umgebauter Grammophon-Lautsprecher und Mother Superior, eine aus einem Ventilator entstandene Drum Machine, zum Einsatz. Bei der wunderbaren Geschichte The Butterfly And The Etymologist spielte er seine Gitarre mit einem kleinen Ventilator und untermalte so das Umherfliegen des Schmetterlings. Und bei Full Moon Over Wowtown begab er sich auf eine Reise durch das Schauspielhaus, verfolgte dabei einen von einem kleinen Licht an seinem Gitarrenhals an die Wände geworfenen Mond und jagte ihn kreuz und quer durch das Studio und auch die umliegenden Gänge, so dass er verschwand, man ihn immer entfernter spielen und singen hörte, bis er durch eine andere Tür zurück ins Studio kam.


Nach so viel körperlichem Einsatz war eine kleine Pause angebracht, ehe bereits nach Mitternacht dann der gemeinsame Auftritt der Musiker als The Almost Has Beens folgte. Wie würde nach nur einigen Tagen gemeinsamen Probens die Setlist dieser Band aussehen? Nun, man spielte einfach Songs aus dem Repertoire der beteiligten Künstler und baute auch zwei, drei schnell geschriebene eigene Nummern ein.
Als passendes Motto des Abends eröffneten sie ihr Set sehr entspannt mit Partytime aus dem allerersten Jazz Butcher-Album Bath Of Bacon von 1983.


Danach machte dann ein Keyboard aus Pauls Equipment Ärger und er wurde kurz sehr ungehalten, weil er die Störung sofort behoben haben wollte, was Pat Fish dazu brachte, Let It Be in seine Richtung zu singen, nach eigenen Angaben sein erstes Beatles-Cover überhaupt und das in über 30 Jahren als Musiker. Nach erfolgreichem Rumstöpseln ging es dann weiter, u.a. mit Beauty vom ersten Botanica-Album Malediction von 1999 und dem vielleicht schönsten M. Walking On The Water-Song Holy Night Of Rosemarie vom 89er Album Pluto. Manches wirkze etwas holprig, was auf Grund der kurzen Vorbereitung sicher verzeihlich war, manches klang aber auch einfach großartig, z. B. das Thomas Truax-Stück March Winds, bei dem Paul Wallfisch ein Theremin bediente.


Es war schon Viertel vor zwei, als sie mit der Zugabe Roadrunner, dem Klassiker von Jonathan Richman & The Modern Lovers, ihren zweiten und vielleicht auch letzten Auftritt beendeten. Und auch wenn sie als Band nicht ganz an die einfach grandiosen Solo-Auftritte herankamen, hier also ausnahmsweise das Ganze nicht mehr als die Summe seiner Teile war, war es dennoch ein herausragendes Small Beast, bislang mein bestes und sicherlich schwer zu übertreffen.

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