Donnerstag, 20. Juni 2013

Paper Arms

Paper Arms / Cannoneer

16.06.13 VISIONS Redaktion, Dortmund

Clubs, Hallen, Arenen, Stadien, Theater, Konzerthäuser, Plattenläden, Kirchen, Freibäder, Jugendzentren, Bauwagenplätze - an all diesen verschiedenen Plätzen habe ich schon Konzerte gesehen, aber noch nie in den Räumlichkeiten der Redaktion eines Musikmagazins. Das in Dortmund ansässige VISIONS Magazin lud an einem sonnigen Sonntag Nachmittag ca. 40 Gäste zu Bier und Kuchen in seine Redaktion, um ihnen dann auch noch Live-Musik zu bieten.

VISIONS Redaktion

Um 16 Uhr öffneten die heiligen Hallen am Heiligen Weg ihre Tore. Der Konzertraum war ein für das Equipment leer geräumtes Büro von ca. 15 Quadratmetern Größe. Die Fröndenberger Vorband Cannoneer war noch mit den letzten Vorbereitungen für ihren Auftritt beschäftigt und hatte dabei zusehends weniger Platz, je mehr Leute den Raum füllten.

Cannoneer

Zügig begannen sie dann auch ihr kurzes Set aus klassischem, meist Midtempo-Hardcore, der knackig und fett klang. Normalerweise fegen sie dabei vermutlich wild hüpfend über die Bühne, aber dafür war diesmal bei bestem Willen kein Platz da. Um die Dortmunder Innenstadt nicht mit zu beschallen, waren die Fenster geschlossen, weshalb die Temperaturen gleich merklich anstiegen und sich Schweißperlen überall bildeten. Nur beim Drummer waren es keine Tropfen mehr, sondern ganze Stauseen. Applaus gab es reichlich und zu Recht für die gute Performance.
Danach verteilten sich die Leute im Flur um den Kuchentisch, während die Band schnell das Equipment wechselten. Die Australier Paper Arms gibt es seit 2008 und haben gerade auf dem Münsteraner Label Uncle M ihr zweites Album The Smoke Will Clear sowie eine Split-Single mit Nothington veröffentlicht und sind nun zum ersten Mal in Europa auf Tour.

Paper Arms

Bands, die von Hot Water Music beeinflusst sind, gibt es wie Sand am Meer, warum sollte man sich also die vier Australier anhören? Sie stechen sicher nicht aus der Schar der Epigonen heraus, aber dennoch ist ihr melodischer Emo/Punk-Rock handwerklich gut genug, sind die Songs eingängig und haben auch Biss, so dass der Genuss einer Paper Arms-Platte kein langweiliges Vergnügen ist. Und live wirkten sie dabei unglaublich sympathisch, freuten sich über das Interesse an ihrer Musik, sowohl von Seiten der Musikpresse als auch von den Zuschauern, von denen nicht wenige nach ihrem Auftritt auch gleich mit einem der zwei bisherigen Alben (oder sogar auch direkt beiden) die Räume verließ.


Und außerdem waren sie so höflich und grüßten zuvor im Treppenhaus bereits höflich die ankommenden Besucher, als sie aus dem zweiten Stock auf eine Zigarette vor die Tür gingen, so etwas ist man ja heutzutage oft nicht einmal mehr von den eigenen Nachbarn im Haus gewohnt.
Die Setlist bestand zu zwei Dritteln aus Stücken vom neuen Album und umfasste immerhin elf Songs. Mit so einem langen Auftritt, Bricks And Mortar setzte den vorläufigen Schlusspunkt nach gut 35 Minuten, hatte ich gar nicht gerechnet, zumal die Band abends noch einen weiteren Auftritt in Münster vor sich hatte.


Und da die Leute einfach keinen Platz machten und laut klatschten, gab es für die Australier kein Entrinnen und sie spielten sogar noch eine Zugabe, Wrong Again von der Single mit Nothington.
Danach war aber dann endlich Gelegenheit, das Fenster zu öffnen und die inzwischen fast tropische Hitze aus dem Raum zu lassen. Der Sonntag Nachmittag war bestens verbracht und ich kann der VISIONS nur zu der Idee gratulieren, Bands in ihren Räumen auftreten zu lassen, zumal wenn sie so gut gelaunt an die Sache herangehen wie Paper Arms und das nicht als lästiges Promo-Event betrachten.

Setlsit Paper Arms

Setlist:
Drinking On Your Own
These Nights
In Silence
Chances
Lock Me In
Tanks Of Dust
Medicine
Choke
Bright Lights
Snake Oil
Bricks And Mortar
----------------------------
Wrong Again


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