Sonntag, 9. Juni 2013

Scout Niblett

Scout Niblett

04.06.13 Steinbruch, Duisburg

Vor zwanzig Jahren veröffentlichte eine Engländerin einen Meilenstein in ihrer Karriere, die Rede ist von Rid Of Me von PJ Harvey. 10 Jahre später erscheint mit It's Up To Emma bereits das siebte Album der nur vier Jahre jüngeren, in Portland lebenden Britin Scout Niblett. Instrumentierung und Stimme Nibletts erinnern an PJ Harvey, mir fallen aber auch Low und vor allem in lauten Momenten Sleater-Kinney ein.

Scout Niblett

Eigentlich wollten wir recht früh im Konzertraum des Steinbruch ein gutes Plätzchen sichern, denn es sollte wie bei Loch Lomond vor einigen Monaten wieder betischt und bestuhlt sein, doch machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Denn während der Osten und Süden Deutschlands Atlantis spielten, mutierte Duisburg an diesem Juni-Abend zur Cote d'Azure des Ruhrgebiets, so dass wir es uns zunächst im gut besuchten Biergarten gemütlich machten.
Prompt waren kurz vor halb neuen schon alle Tische besetzt und wir standen wieder seitlich an der Wand. Um viertel vor neun betrat Scout Niblett allein die Bühne, legte ihren Rucksack ab und griff zur Gitarre. Solo eröffnete sie mit zwei älteren Songs ihr Set, zunächst My Beloved, einer B-Seite von 2010 und Duke Of Anxiety vom 2007er Album This Fool Can Die Now. Weiter zurück in ihrer Diskographie ging es übrigens an diesem Abend nicht.


Mit dem dritten Lied All Night Long wurde dann erstmals das neue Album vorgestellt und Scout bekam Unterstützung von einem Schlagzeuger und einem Gitarristen. Und ab da stellte sich auch regelmäßig dieses Gänsehautgefühl ein. Vor allem das Zusammenspiel der beiden Gitarren war bestechend, wurden dabei nämlich kleine Zwischenräume gelassen, die die dunkle Atmosphäre der Lieder und Scout Nibletts Stimme vortrefflich betonten. Vor allem das fast Ohren betäubende Let Thine Heart Be Warned klang so ungleich härter als es irgendwelche bratenden Heavy-Riffs je hinbekommen hätten.

Scout Niblett

Niblett selber präsentierte sich für eine Frau von fast 40 Jahren geradezu jugendlich albern, lachte mehrmals scheinbar grundlos laut vor sich hin. Nur mit der Kommunikation mit dem Publikum im sehr gut gefüllten Steinbruch wollte es nicht so recht klappen. Zweimal fragte sie, während sie ihre Gitarre stimmte, ins Rund, ob jemand irgendwelche Fragen hätte und erntete nur Schweigen. Diese Stille hielt angenehmerweise auch während der Lieder an, nur durch den lauten Applaus danach zeigte sich, dass dem Publikum das Konzert offenbar ausgezeichnet gefiel. Nach etwas mehr als 50 Minuten wurde dann mit dem Finale des neuen Albums, What Can I Do?, auch das Ende des Sets eingeläutet. Dabei brach Frau Niblett nach einer halben Minute den Song ab, schaute ihre Band-Kollegen an und meinte, das klinge jetzt irgendwie falsch. Beide zuckten mit den Schultern, sie dann auch und spielte den Song genau so weiter und es klang absolut richtig. Eine Zugabe mit Kiss wurde noch gewährt, ehe danach wieder der Biergarten zum Ausklang des Abends rief.



Wer also die Nase voll hat von diesen zahllosen Frauenstimmchen wie ___ (hier wahllos eine Chart-Schranze eintragen), sollte beim nächsten Mal ein Konzert von Scout Niblett besuchen, denn dann bekommt er einen fantastischen Auftriit zu sehen mit mehr atmosphärischer Dichte als Lana Del Reys Frisur (huch, jetzt ist mir doch einer rausgerutscht):

Setlist (mal wieder schamlos abgeschrieben von Christoph):
My Beloved
Duke Of Anxiety
All Night Long
Gun
Second Chance Dreams
Can't Fool Me Now
My Man
Your Last Chariot
Nevada
Let Thine Heart Be Warned
What Can I Do?
---------------------------
Kiss

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen