Montag, 31. März 2014

nyan 19

nyan 19

w/ Aki Onda / Akio Suzuki / Jean-Philippe Gross, David Chiesa und Xavier Quérel

14.03.14 Künstlerhaus, Dortmund

Meine bessere Hälfte wollte mit einem Frauenabend in ihren Geburtstag reinfeiern und meine Anwesenheit wäre zwar trotz geschlechtlicher Nicht-Eignung gestattet gewesen, aber ich zog die Alternative vor, mich auswärtig zu vergnügen und kurz vor Mitternacht zur Bescherung dazu zu stoßen. Also mal in diversen Veranstaltungskalendern geschaut, was an diesem Abend in Dortmund denn so los wäre. Eine Performance im Künstlerhaus mit japanischen Klangkünstlern klang da am vielversprechendsten.

Jean-Philippe Gross, David Chiesa und Xavier Quérel

Die Aufführungen fanden im Keller des Künstlerhauses statt, den man nur über eine recht enge Treppe erreichen konnte. Der Kellerraum selber war abgedunkelt, vor einer Leinwand und einem Projektor standen ein paar Stuhlreihen für die ca. 20 Besucher. Den Auftakt machten Jean-Philippe Gross, David Chiesa und Xavier Quérel, einer spielte Bass, einer erzeugte an einem nur spärlichst erhellten Tisch mit elektronischem Equipment Klänge und der dritte war für die Optik zuständig, beleuchtete zunächst mit einer Taschenlampe den Bassisten und widmete sich dann dem Projektor. Dies dauerte fast eine Dreiviertelstunde und war optisch und akustisch interessant, aber doch nicht übermäßig aufregend.

Akio Suzuki

Nach einer kurzen Pause an der frischen Luft zur Nikotin- und Bierbefüllung ging es zurück ins Gewölbe, wo sich der Aufbau inzwischen verändert hatte. Die Stühle waren anders positioniert und ließen eine Gasse offen. An einer Säule saß ein älterer japanischer Herr namens Akio Suzuki und hatte allerhand Materialien bereit liegen, Holzstöcke, Steine, eine Plastikrolle und zwei schwarze Dosen, die offensichtlich durch ein Kabel verbunden waren. Mit diesen "Instrumenten" und seiner Stimme erzeugte er in den nächsten zwanzig Minuten mal mehr, mal weniger rhythmische Töne, wobei zwei Teile besonders herausragten. Mit einer Art Bimsstein rieb er eine im Boden eingelassene dicke Glasscheibe und aus dem reinen Quietschen erwuchsen nach und nach Schwingungen, die eine Klangfülle hatten, die ich so nicht erwartet hatte. Und das "Schnurtelefon" war ebenfalls faszinierend, denn in einer der beiden Dosen war offenbar ein Verstärker eingebaut, so dass die Laute, die in die andere Dose hinein geblasen/gebrummt wurden, verzerrt wurden. Auch das Streichen des Kabels erzeugte erneut höchst erstaunliche Schwingungen, so dass Suzukis Performance zu einem Ausloten der Grenzen zwischen Alltagsgeräuschen und Klangskulpturen, ja sogar Musik wurde.

Aki Onda

Es folgte eine weitere Pause und wieder wurde im Keller umgebaut. Diesmal standen die Stühle an anderer Stelle vor einem Tisch, der von einer Schreibtischlampe beleuchtet wurde und auf dem zahlreiche Musikkassetten und elektronische Effektgeräte lagen. Weiter hinten im Raum stand ein alter Verstärker und neben dem Tisch standen noch weitere kleine, tragbare Verstärker/Boxen. Aki Onda nahm einen Walkman, legte eine Kassette ein und orientalische Klänge kamen aus dem großen Verstärker. Weitere Walkmen kamen zum Einsatz, der Hauptsound wurde mit den Effektgeräten moduliert, Onda wanderte mit den tragbaren Boxen durch den Raum und ließ so den Ton wandern, modulierte ihn zudem durch Körperbewegungen. Eine klassische Streicherpassage wuchs dabei von einem Nebengeräusch bei der Wanderung durch den Keller zum dominanten, Rhythmus stiftenden Thema. Nach einer guten halben Stunde wurde der Klangraum dann geschlossen und die Performance war vorüber.


Vor allem die beiden japanischen Künstler fand ich sehr spannend, auch der Gesamteindruck der Performance war sehr überzeugend und auch wenn mich nur der Zufall ins Künstlerhaus geführt hat, werde ich bei zukünftigen Veranstaltungen wohl mal wieder vorbeischauen, auch wenn mich keine Frauen vom heimischen Computer "vertreiben".

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