Lemuria / Cheap Girls / Goodbye Fairground / Damniam
28.07.11 Zwischenfall, Bochum
Mit dem Zwischenfall in Bochum verbindet mich ja schon so etwas wie eine Hassliebe. Dort habe ich so einige meiner Lieblingsbands das erste Mal gesehen, wie z. B. Snuff 1991, aber seit 20 Jahren ist der Sound immer noch unverändert matschig und mies. Aber dennoch war die Vorfreude groß, ausgerechnet dort das erste Mal Lemuria zu sehen, die auf ihrer Mammut-Tour durch Europa zusammen mit den Cheap Girls ihr einziges NRW-Konzert geben sollten (Bielefeld zählt nicht, das ist ja imaginär wie Taka-Tuka-Land).
Gegen 20:15 kam ich am Zwischenfall an und hörte durch die geöffnete Tür bereits Damniam spielen. Die vier Münsteraner klangen so, wie es ihr Name vermuten lässt, allerdings konnten sie damit die Handvoll Leute, die noch draußen standen, nicht von der Straße locken, denn leider fehlte ihrer Musik die Originalität und auch der Biss (zumindest durch die Wände durch), um eine Alternative zum West-Döner und der Ein-Euro-Bierbude um die Ecke darzustellen. Dem spärlichen Applaus nach war das drinnen nicht anders.
Auch bei Goodbye Fairground aus Essen war es zunächst gähnend leer, aber die sechs Leute auf der Bühne machten so einen Lärm, dass sich der Konzertraum im ersten Stock dann doch nach und nach füllte. Höflicherweise ließ man dabei aber vor der Bühne den Platz frei, den der Sänger dann öfter füllte, um dabei festzustellen, dass dieses Diskoparkett ein äußerst schlüpfriger Untergrund zum Herumspringen ist. Musikalisch konnte man die Vorlieben für The Gaslight Anthem und Bands aus der HWM-Ecke wie Make Do And Mend heraushören, also auch keine Neuerfindung des Rads, aber druckvoll und energisch genug vorgetragen, dass sie sich an diesem Abend bestimmt einige neue Freunde erspielt haben (mich zumindest).
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Goodbye Fairground |
Es folgten die Cheap Girls mit ihren vom klassischen amerikanischen College-/Indie-Rock geprägten Songs. Beim Hören drängen sich mir sofort Vergleiche zu The Hold Steady oder The Posies auf und öfter, wie beim auch an diesem Abend gespielten
Hey Hey, I'm Worn Out, an Guided By Voices. Ihr zweites und immer noch aktuelles Album
My Roaring 20s kam schon 2009 raus, es gab also keine Neuveröffentlichung zu promoten, so dass, inklusive einer Zugabe, gut 35 Minuten lang bunt gemischt Stücke ihrer beiden LPs gespielt wurden. Ähnlich wie bei Yuck gefiel mir der Auftritt sehr gut, denn mit diesem rockigen Geschrammel kann man mich einfach immer kriegen.
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Cheap Girls |
War bei den ersten drei Bands auch der Sound noch ok, sollte sich dies bei Lemuria leider ändern. Auch die drei machen eigentlich klassichen amerikanischen Collegerock, durch den weiblichen Gesang eher an The Breeders oder Belly mit einer Prise mehr Punk im Hintern erinnernd, allerdings ist live die Stimme von Sängerin Sheena Ozzella nicht die kräftigste. Und im Zwischenfall war es dann so, dass sie durch den matschigen Sound kaum zu hören war, auch ihre Gitarre wurde ständig vom kräftigen Bass übertönt. Aber auch Schlagzeuger Alex Kerns' Gesang ging fast unter, so dass man teilweise die Songs allein an der Rhythmusspur erkennen musste. So kann ich nur mit Sicherheit sagen, dass von ihrem neuen Album
Pebble die Midtempo-Songs wie
Gravity oder
Wise People auf dem Programm standen, bei vielen, gerade schnelleren Songs möchte ich nicht meine Hand ins Feuer legen, ob sie tatsächlich gespielt wurden, wie z. B.
Chautaqua County oder
Bloomer.
Mechanical vom ersten Album
Get Better konnte man dann doch so gut erkennen, dass sogar einige der geschätzt 50 Besucher mitsangen. Die Band schien dennoch Spaß zu haben und kam auch den Rufen nach einer Zugabe nach und kehrte noch einmal für zwei Songs zurück. Hier konnte man dann deutlich den Punk-Background erkennen, denn Alex legte an den Drums noch einmal einen Zahn zu und drosch so wild drauf los, dass am Ende sein Schlagzeug auseinander fiel, womit auch klar war, dass nach diesen insgesamt 45 Minuten endgültig Schluss war.
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Lemuria |
So war es am Ende ein netter Abend mit vier guten Bands, der vor allem bei Lemuria mit einem besseren Sound bestimmt noch gelungener gewesen wäre.
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