Donnerstag, 21. Juli 2011

Tu Fawning

Tu Fawning / Green Beta

20.07.11 Druckluft, Oberhausen

Oft sagt man ja, dass Musik geradezu Kopfkino produziert, die Töne einen Bilder vor dem geistigen Auge sehen lassen. Nun, dann kann man diesen Abend im Druckluft mit den letzten Worten aus zwei Filmklassikern zusammenfassen.
Apocalypse Now endet mit den famous last words "The horror...the horror..." und treffender kann man die Darbietung der Vorgruppe Green Beta wohl kaum beschreiben. Da es in der Halle roch wie in der Umkleidekabine eines Fußballvereins, wohl noch eine Folge der tollen Show der World/Inferno Friendship Society zwei Abende zuvor, tranken wir unser Bier lieber gemütlich draußen vor der Tür. Als das Düsseldorfer Duo mit ihrem laut ihrer Myspace-Seite allerersten Live-Auftritt begann, fiel sofort der überambitionierte, aber dennoch schräge, weil offensichtlich stimmlich ungeübte Gesang negativ auf und auch die musikalische Untermalung aus elektronischen Sounds und akustischem Gitarrengeklampfe harmonierte nicht wirklich und zeugte ebenfalls nicht von Virtuosität, wie ein immerhin studierter Musikwissenschaftler in unserer Runde sofort fachmännisch bemerkte. Dieser Eindruck bestätigte sich durch den Exodus der Leute aus der Halle nach dem ersten Lied. Ich weiß, man soll nicht vorschnell den Stab über eine junge Band brechen, die bestimmt viel Herzblut in ihre Lieder gesteckt hat, aber ich habe selten, eigentlich noch nie, so eine Reaktion beim Publikum erlebt, das ja in der Regel bei kleinen Indie-Konzerten recht milde und wohlwollend gestimmt ist. Selbst der hauseigene Soundmann verließ einmal kurz kopfschüttelnd den Ort des Geschehens. Dennoch wagte sich meine Freundin wagemutig in die Halle, um frische Getränke zu holen und erblickte nur gequälte Gesichter hinter der Theke.
Bei Tu Fawnings Musik kamen mir beim ersten Hören Assoziationen an Portishead und Arcade Fire, die düstere Stimmung ersterer gepaart mit der instrumentalen Pracht letzterer und das ganze mit einer perkussiven Wucht, die die folkigen Melodiebögen geschickt konterkariert. Der sonst bei den 31 Knots spielende Joe Haege setzte sich ans Schlagzeug, Sängerin Corrina Repp spielte Gitarre, Liza Rietz übernahm die Keyboards und im Hintergrund der Bühne spielte Toussaint Perrault Trompete und sorgte auf einer großen Trommel ebenfalls für rhythmische Wucht. Sofort hatten sie so mit ihrem Opener Multiply A House die knapp 80 Zuschauer in ihren Bann gezogen und ließen sie das komplette Set nicht mehr los. Es wurden fast reihum die Instrumente gewechselt, Miss Repp übernahm das Schlagzeug, während Mr. Haege zur Gitarre überging, Monsieur Perrault wanderte mal durchs Publikum, spielte ebenfalls mal Gitarre oder auch Keyboard, da Frau Rietz ja auch noch Geige spielte. Bei einem Lied waren vier Tambourine im Einsatz, immer wieder wurden kleine Schlagwerke hervorgeholt, es gab also immer etwas Neues zu bestaunen. Ihr Debütalbum Hearts On Hold wurde fast komplett gespielt und auch einige Stücke von ihrer alleresten EP Secession, darunter das an die alte 4AD-Band Tarnation erinnernde Out Like Bats. Kein Wunder, dass die Band also viel umjubelt eine Zugabe geben musste und nach knapp 70 Minuten mit The Felt Sense ein furioses Ende hinlegten.
Und so kann ich dem Conferencier aus Cabaret nur zustimmen: "Here, life is beautiful. The girls are beautiful. Even the orchestra is beautiful. Auf Wiedersehen!"

2 Kommentare:

  1. Kann ich so unterschreiben :-)

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  2. hallo Rainer, kenn die Band nicht, macht aber total Lust aufs Reinhören!! toller Bericht, wieder..

    grüßle sandra

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