Montag, 30. April 2012

Chixdiggit / Nimrods

Chixdiggit / Nimrods / Feebles

27.04.12 Joe's, Oer-Erkenschwick

Was zum Teufel verschlägt eine kanadische Punkband wie Chixdiggit nach Oer-Erkensachwick? Solange ich denken kann, war in Erkenschwick immer tote Hose. Früher gab es zwar zu Pfingsten das Bullshit Festival auf einer Grillwiese am Rande der Haard, aber das war es auch mit Rockmusik. Abgehalfterte Schlagerfuzzis hingegen fielen regelmäßig in Scharen in die Stimberg-Stadt ein. Den Mangel an guter Live-Musik haben wohl auch noch andere empfunden, denn der örtliche Jugendverein JOE e.V. bemüht sich nun schon seit einiger Zeit, Bands in sein Vereinsheim zu locken und schaffte es diesmal, dass die Kanadier den Auftakt ihrer kurzen Europa-Tour dort begingen.
Gegen halb zehn gehörte die Bühne aber zunächst der Marler Band Feebles. In Bambi heißt es, wenn man nichts nettes sagen kann, soll man lieber schweigen. Nun, sie coverten nicht ohne Grund Saufen, Saufen, Saufen von den Schröders.

Nimrods
Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und die Vorbereitungen für die Glamour-Show der Oberhausener Nimrods begannen. Vor gut einem Jahr hatten sie mich schon im Düsseldorfer Stone als Vorgruppe für Snuff überzeugt.und dieser Auftritt war sogar noch eine Steigerung.


We're Still The Nimrods als Opener machte gleich klar, was die gut 50 Zuschauer zu erwarten hatten: reichlich coole Posen, Sonnenbrillen und natürlich jede Menge Songs im Geiste Johnny Ramones. Die Bühne war groß genug, so dass so breitbeinig gerockt werden konnte, dass die Nähte der engen Jeans ächzten. Wunderkerzen und Konfetti-Kanonen kamen wieder zum Einsatz und eine geradezu Heavy Metal-taugliche Lichtanlage, die elegant die Faltenansätze des Trios weg leuchtete. Gecovert wurde auch, doch im Gegensatz zu den Feebles sehr geschmackvoll, mit Rock'n'Roll Is King vom Electric Light Orchestra und dem Klassiker Johnny B. Goode, der von Chixdiggit-Bassist Kepi Ghoulie gesungen wurde.


Auch die bekannten Stunteinlagen wie Gitarre hinterm Kopf spielen oder mal eben das Schlagzeug auseinander bauen und am Bühnenrand spielen, wurden unfallfrei vorgeführt und sorgten für Begeisterung.
Die Nimrods bewiesen auf jeden Fall, dass sie sich vor den Heerscharen amerikanischer Poppunk-Bands keineswegs verstecken müssen, ganz im Gegenteil.

Nimrods
Diesen furiosen Auftritt konnten danach zwar Chixdiggit nicht toppen, aber auch sie rockten das Haus und konnten sogar den an sich eher etwas trägen Erkenschwicker zum Pogo und sogar Stagediven bringen.
Wie schon vor einem Jahr in Düsseldorf fegten sie dabei quer durch ihre Diskografie. Der Soundcheck ging nahtlos in den Opener Welcome To The Daiso über und das Tempo hielten sie die kommende Stunde konstant hoch.
Sänger KJ war die gewohnte Rampensau, animierte die Zuschauer zum Mitsingen, zeigte sich auch so gut vorbereitet, dass er wusste, dass Leonardo Di Caprios Großmutter aus Erkenschwick stammte und schaffte es sogar fast, den Ortsnamen richtig auszusprechen.

Chixdiggit
Inklusive Zugaben spielten die Kanadier dabei gut 70 Minuten, in denen sie bestimmt an die 30 Lieder spielten. Der Auftritt jedenfalls machte soviel Spaß, dass man sich dieses Doppelpack der guten Laune nicht entgehen lassen sollte, wenn sie nächste Woche zusammen in Düsseldorf spielen werden.
Und den Betreibern vom Joe's wünsche ich, dass sie weiterhin internationale Bands ins kleine Oer-Erkenschwick locken können, denn der Sound und das Licht in dem ansonsten zwar etwas steril wirkenden Raum brauchen sich vor den Clubs der großen Städte nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil.


Off With Their Heads

Off With Their Heads / Serbischer Männerpuff / Subwaste

25.04.12 Bla, Bonn

Im September 2010 war In Desolation, das zweite Album von Off With Their Heads gerade erst erschienen und die Band spielte rockte das Bla bei ihrem damals einzigen Deutschland-Konzert. Vor einem halben Jahr waren sie dann wieder auf Tour, diesmal als Special Guest von Samiam, die sie an die Wand spielten, zumindest meiner Meinung nach im FZW. Bevor sie im August auf deutschen Bühnen als Vorgruppe Boysetsfire das Fürchten lehren werden, schauten sie nun für eine kurze Tour vorbei und machten erneut im Bonner Bla Station und da es der einzige Gig in NRW war, musste ich auch unter der Woche den Weg in die ehemalige Hauptstadt auf mich nehmen.

Subwaste
Der Abend wurde eröffnet von den schwedischen Subwaste, die straighten 77er Punkrock in der Tradition von Bands wie den U.S. Bombs spielten und dies richtig gut machten. Die vier klangen fett und konnten so überzeugen, auch wenn sie natürlich das Rad dabei nicht neu erfanden..

Serbischer Männerpuff
Danach kam dann eine Bonner Band mit einem Namen, der hohe Erwartungen weckte. Doch der Serbische Männerpuff war leider so zahnlos wie die Damen vom Bukarester Straßenstrich. Mal wurde in bester HC-Punk-Manier gebollert, mal wurden aber auch Reggae-Elemente verwurstet und das Ganze leider mit einer bewegungsarmen, fast schon teilnahmslos und gelangweilt wirkenden Bühnenpräsenz vorgetragen, dass es nicht überzeugend oder gar mitreißend war. Schade, bei dem Bandnamen hatte ich mir einen Haufen böse aussehender Rampensäue erhofft, die alles in Grund und Boden rocken, aber dem war nicht so.


Off With Their Heads erschienen im Vergleich zur Tour mit Samiam personell verändert und zwar als Quartett. Neben einem zweiten Gitarristen saß diesmal Mikey Erg am Schlagzeug, den ich Ende November letzten Jahres noch solo ebenfalls im Bla gesehen hatte.

Mikey Erg / Off With Their Heads
Die bisherigen vier Male, die ich Off With Their Heads live gesehen habe, spielten sie ihr Set fast ohne Unterbrechungen durch und rissen einen dabei durch ihre Energie und natürlich ihre eingängigen, aber dennoch rotzigen Songs mit. An diesem Abend aber waren sie zum Scherzen aufgelegt, so dass etwas der Drive verloren ging, was dennoch den Unterhaltungswert des Konzerts nicht beeinträchtigte. So forderte Sänger Ryan Mikey auf, doch mal einen Ergs!-Song zu spielen, woraufhin er meinte, dass er aber nur die Drum-Parts spielen würde und zu Upstairs, Downstairs ansetzte, dem viertelstündigen Monster, dass er aber nach 20 Sekunden abbrach. Später "spielte" er noch die ersten Sekunden von Books About Miles Davis an, allerdings erneut nur die Drum-Parts (wer das Lied kennt, weiß, was er da tat, nämlich nichts). Zum Ende des regulären Sets kam dann mit den Hits wie Falling Down, Die Today und Clear The Air wieder gewohnte OWTH-Atmosphäre auf und das Publikum konnte seine Textsicherheit unter Beweis stellen.
Gastgeber Marc Gärtner, dessen jüngst erschienenes Foto-Fanzine Punxelated übrigens jedem nur wärmstens ans Herz gelegt werden kann, wurde dann bei der ersten Zugabe genötigt, ein Lied mit der Band zu singen, woraufhin er sich für das kurze Idiot entschied, um im gut zur Hälfte gefüllten Bla keine Massenpanik zu verursachen.


Nach gut 50 Minuten war dann endgültig Schluss und auch wenn der Auftritt nicht an das Schweiß treibende Konzert von vor gut anderthalb Jahren herankam, war es nichtsdestotrotz ein mehr als unterhaltsamer Abend.

Setlist Off With Their Heads

Sonntag, 22. April 2012

Dan Mangan

Dan Mangan / Zeus

19.04.12 Gebäude 9, Köln

Vor gut viereinhalb Monaten begeisterte Dan Mangan im ausverkauften Gleis 22 so sehr, dass eine Fahrt ins Gebäude 9 zum Pflichttermin wurde, auch wenn es das dritte Konzert dort innerhalb von sechs Tagen war und man den Weg vom Deutzer Bahnhof zum Club schon wie in Trance gehen konnte.
Das Gebäude 9 schien sehr voll zu werden (kurz vor ausverkauft), also gingen wir wegen guter Plätze so früh rein, dass wir den kompletten Auftritt der Vorgruppe Zeus ansehen mussten.

Zeus
Die Kanadier spielen normalerweise als Backing Band von Jason Collett, machen aber auch ihre eigene, um nicht zu sagen, eigenartige Musik. Und die klang, als würde eine Pavement-Coverband eine Zeitreise in die 70er Jahre machen, eine merkwürdige Mischung aus Hippie-Indie-Musik. Der eindruck wurde noch verstärkt durch das exaltierte Verhalten der Musiker auf der Bühne. Der Bassist und Keyboarder war offensichtlich ein Freund großer Posen, während der Gitarrist und ebenfalls Keyboarder manchmal ganz verzückt ob seines eigenen Spiels vor sich hin strahlte. Der zweite Gitarrist hingegen hielt sich offenbar wirklich für eine Inkarnation von Stephen Malkmus, denn er hatte seine Gesten und Mimik wohl genauestens studiert. Bezeichnenderweise war das überzeugendste Lied eine Coverversion, ausgerechnet That's All von Genesis.
Letztes Jahr in Münster bestritt Dan Mangans Begleitband The Crackling das Vorprogramm und konnte sich so schon vorab ein wenig austoben. Dies fehlte diesmal und vielleicht klangen sie deshalb so viel lauter und heftiger, dass in den ersten Stücken Dans Stimme kaum gegen sie ankam. Der Gitarrist bewegte sich wie ein Raubtier auf der Lauer über die Bühne, während der Bassist ständig in seinen Verstärker kriechen wollte. Bei Rows Of Houses wurde sogar eine Saite zerfetzt und unbeeindruckt weitergespielt.

Dan Mangan
Die Setlist bestand wieder fast ausschließlich aus Songs der letzten beiden Alben, wobei Oh Fortune bis auf Daffodil komplett gespielt wurde. Es schien mir aber, dass es Absicht war, lauter zu spielen, da es im regulären Set mit Basket auch nur ein kurzes akustisches Intermezzo mit Dan solo auf der Bühne gab, was im Gleis häufiger vorkam. Dennoch litt darunter die intime Atmosphäre nicht, zumal sich selbst die sonst so gesprächigen Kölner während der ruhigen Passagen zurück hielten. Das Publikum wurde auch wieder eingebunden bei Robots und der ersten, ebenfalls solo vorgetragenen Zugabe The Indie Queens Are Waiting und überraschte bei letzterem Mangan durch seinen punktgenauen Einsatz.
Zum Abschluss wurde dann ein Stuhl hervorgeholt, auf dem sich Dan dann mitten im Publikum platzierte und auch wieder mit gesanglicher Unterstützung vor allem der anwesenden Indie Queens nach fast 100 Minuten als allerletzte Zugabe So Much For Everyone spielte, übrigens das einzige Lied aus seinem ersten Album Postcards And Daydreaming im Set.

Dan Mangan
Es war erneut ein toller Auftritt, auch wenn das Gebäude 9 atmosphärisch nicht ans Gleis 22 heranreichen konnte.

Setlist (wieder einmal schamlos geklaut von Christoph):
About As Helpful As You Can Be Without Being Any Help At All
Oh Fortune
Leaves, Tree, Forest
Sold
If I Am Dead
Post-War Blues
Basket
Starts With Them, Ends With Us
How Darwinian
Robots
Rows Of Houses
Regarding Death And Dying
Jeopardy
-----------------------------------------------------------------------
The Indie Queens Are Waiting
Pine For Cedars
Fair Verona
So Much For Everyone

Hanson Brothers

Hanson Brothers / Billy Goat Heaven

18.04.12 Bahnhof Langendreer, Bochum

Was machen Kanadier, wenn sie Langeweile haben? Bier trinken und Eishockey schauen. Wenn Nomeansno daher mal eine kleine Pause einlegen, holen sie ihre Trikots aus dem Schrank und gehen als Hanson Brothers auf Tour und singen über ihren Lieblingssport zur Musik im Stile der Ramones.

Hanson Brothers
Und da es sich mit Freunden angenehmer reist, luden sich die Hanson Brothers ihre Nachbarn Invasives ein, die bereits 2007 eine Europa-Tour von Nomeansno als Support eröffneten. Und auch die Invasives führen ein Doppelleben. Für diese letzte Woche der gemeinsamen Tour traten sie nur zu zweit unter dem Namen Billy Goat Heaven auf, laut ihrer Webseite sogar eine Live-Premiere.

Billy Goat Heaven
Musikalisch gefielen mir die Invasives damals nicht so toll, vor allem nervte die hohe Stimme in Verbindung mit den zum Teil vertrackteren Melodien. Billy Goat Heaven hingegen zündeten sofort, erinnerten mit ihrer Kombination aus Bass und Schlagzeug an die jüngst reformierten fIREHOSE, so dass hier auch der Gesang passte. Den Anwesenden schien es ähnlich zu ergehen, rückten sie doch Stück für Stück näher an die Bühne und spendeten mehr und mehr Applaus. Das Set bestand aus Invasives-Songs, eigenen Stücken und der ein oder anderen Coverversion, u. a. Let Me Roll It von den Wings.

Zaungäste bei Billy Goat Heaven
Zwischendurch schauten die Hanson Brothers mal vom Rande der Bühne zu und brachen direkt in ein wildes Squaredance-Gehüpfe rund um den Merchstand aus. Am Ende durften Billy Goat Heaven sogar eine Zugabe geben, so gut hatte es allen gefallen.


Wer Nomeansno schon einmal live gesehen hat und wer hat das eigentlich nicht, sind sie doch in der Regel zweimal im Jahr in Europa unterwegs, kennt ihren Humor auf der Bühne. Bei den Hanson Brothers wird dies alles noch getoppt, es herrscht konstantes Chaos.

Hanson Brothers
Neben den vier Musikern, Rob Wright und Tom Holliston von Nomeansno wie gewohnt an Gitarre und Bass und Schlagzeuger John Wright als Rampensau sowie der obligatorischen Vertretung an den Drums, diesmal durch Mike Branum von den befreundeten The Freak Accident, alle stilecht mit Eishockey-Trikots bekleidet, wurde die Bühne noch von Schiedsrichtern flankiert, den Invasives, die aufpassten, dass sich die Hanson Brothers auch ja benahmen. Diese taten ihnen natürlich nicht den Gefallen und so mussten sie ständig einschreiten.


Manchmal wusste man gar nicht, wohin man zuerst schauen sollte. Tom zog die Rolle des tumben Freaks durch mit einem Gesichtsausdruck, dessen Einfältigkeit einfach grandios war. Rob mit Torwartmaske, auf der "Dumb" stand,  verlangte immer mal wieder nach Drogen, während Schlagzeuger Mike Grimassen zog und sich mit den Drumsticks in der Nase bohrte. Dazu poste John vor sich hin, raunzte seine Bandkollegen an und scheute auch nicht davor zurück, einen Zuschauer, der sich auf den Bühnenrand setzen wollte, mal quer durch den Saal zu jagen. Mangels neuen Materials gab es natürlich nur die Gassenhauer der drei Platten, die dennoch immer mal wieder als ein Stück von einem neuen imaginären Album angekündigt wurden.

Hanson Brothers
Als erste Zugabe gab es dann auch noch eine Tanzeinlage zu übler Discomucke, ehe als letzter Song die Verbeugung vor einem der größten deutschen Entertainer mit You Can't Hide The Heino den feucht-fröhlichen Abend beendete.




Mittwoch, 18. April 2012

A Place To Bury Strangers

A Place To Bury Strangers

16.04.12 Gebäude 9, Köln

Es soll Leute geben, die empfanden den Auftritt von The Twilight Sad im Gebäude 9 zwei Tage zuvor als laut.  Ihr Unwissenden, nicht umsonst verkauft die Band bei ihrem Merchandise auch Ohrstöpsel.
In froher Erwartung des Hörsturzes, der noch kommen sollte, wurde die Vorgruppe The Sun And The Wolf einfach ignoriert. Kurz nach zehn ging es dann mit Ego Death los. Diverse Projektoren und reichlich Nebel sorgten für die passende Atmosphäre des gut einstündigen Gewitters, das über Köln hereinbrach.


Im Gepäck hatten die drei New Yorker ihre neue EP Onwards To The Wall, auf der sie ihrem Sound in der Tradition der frühen The Jesus & Mary Chain treu bleiben. Live war es nach dem brachialen Auftakt zunächst fast ungewohnt sanft. Zwar schredderte die Gitarre ständig vor sich hin, aber zwei, drei Stücke in einem sehr erträglichen, fast poppigen Rahmen. Doch merklich steigerte sich die Lautstärke, das Feedback nahm zu und da die Band fast komplett auf Ansagen verzichtete, verdichtete sich das Set mal wieder zu einem gigantischen Stück.

A Place To Bury Strangers
Einem Schrei eines Tyrannosaurus Rex gleich heulte manchmal die Gitarre dabei aus den Nebelwänden auf. Wie schon letztes Jahr in Münster kulminierte das Ganze dann bei I Lived My Life To Stand In The Shadow Of Your Heart, das nahtlos in Ocean überging und ein viertelstündiges Finale furioso bildete, nachdem die Band dann nach einer Spielzeit von gut 50 Minuten die Bühne verließ.

A Place To Bury Strangers
Hartnäckig erklatschte sich das Publikum aber sogar noch eine Zugabe, bei der noch einmal die Nebelmaschine alle zu Nothing Will Surprise Me einhüllte. Nach über einer Stunde wankten dann alle erschlagen aber zufrieden in die Nacht.


The Twilight Sad

The Twilight Sad

14.04.12 Geböude 9, Köln

24 Stunden sind vergangen und schon stand man wieder vor einer Bühne, die von fünf Schotten betreten wurde. Nach dem Konzert im Steinbruch gastierten The Twilight Sad erneut in Köln und wieder im Gebäude 9, wo sie vor gut einem halben Jahr im Rahmen der Fat Cat Tour bereits mit We Were Promised Jetpacks spielten.
Vorgruppe gab es diesmal keine, die Setlist war die gleiche wie am Abend zuvor und auch ungefähr die gleiche Anzahl an Besuchern war da, was im deutlich größeren Gebäude 9 leider sehr spärlich aussah und für einen Samstag Abend auch ein eher enttäuschender Besuch war.
Dafür gab der Herr an den Lautstärkereglern einen aus und sorgte für richtig ohrenbetäubenden Lärm, was zur folge hatte, dass James' Stimme nicht so schön rüberkam wie in Duisburg. Aber scheinbar wurde etwas in die Anlage investiert, denn bei allem Krach war der Sound nicht so breiig wie früher im Gebäude 9, Doks Keyboard war sogar noch prägnanter als im Steinbruch.

Martin Doherty und Johnny Docherty (The Twilight Sad)
Wie so oft wuchsen tatsächlich auch die neuen Songs durch das mehrmalige Hören, vor allem das atmosphärische Nil. James Graham war einmal mehr der Mittelpunkt, tänzelte zu den neuen Songs, kauerte in ruhigeren Passagen auf der Bühne und starrte mit einem derart unglaublich eindringlichem Blick beim letzten Stück, At The Burnside, ins Publikum, dass man einen Amoklauf befürchten konnte. Und wieder war er nach dem Konzert wie ausgewechselt und der nette Junge von nebenan.

The Twilight Sad
Den Sonderapplaus des Abends erhielt übrigens Dok, als er kurz nach Ende des Konzerts auf die Bühne kam und frenetisch beklatscht wurde, da die Zuschauer doch noch eine Zugabe erhofften. doch mehr als eine Stunde Twilight Sad schien es auf dieser Tour nicht zu geben.

Setlist:
Kill It In The Morning
Don't Move
That Summer, At Home I Had Become The Invisible Boy
Dead City
I Became A Prostitute
Reflection Of The Television
Alphabet
Another Bed
Nil
Cold Days From The Birdhouse
And She Would Darken The Memory
At The Burnside

Dienstag, 17. April 2012

The Twilight Sad

The Twilight Sad

13.04.12 Steinbruch, Duisburg

Ein halbes Jahr ist es her, als The Twilight Sad auf ihrer kurzen Tour mit We Were Promised Jetpacks live einen Vorgeschmack auf ihr neues Album No One Can Ever Know gaben. Und das schmeckte etwas ungewöhnlich, schienen sie doch eindeutig zu viel 80er Jahre Wave-Musik gehört zu haben. Nun präsentierten sie das inzwischen erschienene Machwerk auf ihrer eigenen Headliner-Tour und machten dabei im gemütlichsten Club des ganzen Ruhrgebiets, dem Duisburger Steinbruch, auch erstmals Station.
Eine unbekannte Kölner Vorband wurde sträflich ignoriert und kurz nach halb zehn erwartete man dann gespannt mit den ca. 100 anderen Anwesenden im gut gefüllten Raum die fünf Glasgower.

The Twilight Sad
Kill It In The Morning vom neuen Album als Opener zeigte gleich direkt die "neuen" Twilight Sad, rhythmisch simpler und mit leicht erhöhtem Tempo, dafür auch mehr Keyboard-Einsatz. Doch James Grahams wunderbare Stimme mit den schönsten gerollten Rs, die der schottische Akzent zu bieten hat, rettete die Stücke vor der Langeweile, zumal der sonst so freundliche junge Mann auf der Bühne einfach magisch bis manisch wirkte. Da er sonst in den kleinen Clubs trotz seines mächtigen Organs oft nicht gegen den lauten Sound seiner Bandkollegen ankommt, war der wie immer gute Ton im Steinbruch umso angenehmer.
Die ersten zwei Drittel des Konzerts standen die Songs von No One Can Ever Know im Vordergrund, nur gelegentlich unterbrochen von älteren Hits wie I Became A Prostitute. Doch richtig magisch wurde es erst, als Graham wie gewohnt a cappella Cold Days From The Birdhouse anstimmte, gefolgt von And She Would Darken The Memory, leider bereits als vorletztes Lied des Abends angekündigt.


Und tatsächlich war nach At The Burnside Schluss und die Band ließ sich auch nicht zu einer Zugabe überreden.
Schlecht klangen die neuen Songs nicht, doch an die Überzeugungskraft der alten Kracher kamen sie nicht ran, haben aber Wachstumspotential.

Mittwoch, 11. April 2012

Beware Of Safety / Sleepmakeswaves

Beware Of Safety / Sleepmakeswaves

09.04.12 Steinbruch, Duisburg

Ostermontag, alle Schokohasen sind verputzt und alle bis jetzt nicht gefundenen Eier werden bald ihre Verstecke an Hand ihres Geruchs preis geben. Man könnte also mit prallem Bäuchlein auf der Couch liegen und der wieder drohenden Arbeitswoche harren, wenn da nicht das Steinbruch in Duisburg doch noch ein nettes Überraschungsei aus dem Hut gezaubert hätte.
Eigentlich sollten nur die amerikanischen Postrocker Beware Of Safety aufspielen, doch kurzfristig waren noch die Australier Sleepmakeswaves auf ihrer allerersten Deutschland-Tour mit ins Programm gerutscht, so dass aus einem möglichen Feiertagsabschluss ein Pflichttermin wurde.

Sleepmakeswaves
Sleepmakeswaves haben letztes Jahr ihr erstes Album And So We Destroyed Everything veröffentlicht und ragten damit direkt aus dem immer unübersichtlicheren Wust an Instrumental-Bands heraus, da sie selbst in ihren atmosphärischeren Stücken eine unglaubliche Dynamik an den Tag legten.Diesen eindruck konnte das Quartett aus Sydney auch direkt mit dem ersten Song live bestätigen. Schlagzeuger und Bassist wiegten sich quasi im Gleichtakt in Stimmung, wie man es auch von Explosions In The Sky kennt, aber sobald der Drummer dann in Aktion war, gingen die übrigen drei ab wie eine Post-Hardcore-Combo.


Nach dem dritten Song war dann scheinbar ein Gitarrenverstärker hinüber, so dass flugs umgestöpselt werden musste. Die Pause wurde genutzt, um die Deutschkenntnisse zu erweitern, indem nach dem deutschen ausdruck für "technical difficulties" gefragt wurde, woraufhin sie in bester Ruhrpott-Manier "Scheße" als Antwort bekamen., ehe es mit dem wunderbaren Keep Your Splendid Silent Sun weiter ging.


Danach folgte auch schon das letzte Stück des Abends, fast schon entschuldigend als etwas längeres Lied angekündigt. Und tatsächlich beendete A Gaze Blank And Pitiless As The Sun ein beeindruckendes Set, das zwar nur fünf Lieder umfasste und doch gut eine Dreiviertelstunde dauerte und womit sich die Band bestimmt viele neue Freunde unter den knapp vierzig Anwesenden machen konnte.
Beware Of Safety machten schon in der Umbaupause neugierig. Selten hat ein Schlagzeuger so akribisch sein Kit positioniert und auch den Schuhwechsel des Gitarristen von Turnschuhen und Socken zu bequemen Slippern sieht man nicht alle Tage. Mit Leaves/Scars hat die Band gerade ihr zweites Album veröffentlicht und war nun ebenfalls zum ersten Mal zu Besuch in Deutschland. Wie ihre Label-Kollegen von Gifts From Enola erinnerten sie ebenfalls weniger an atmosphärische Postrock-Bands, sondern legten gerne mal einen Zahn zu und rockten auch fast schon metallisch. Doch schien dies den Schlagzeuger, der nebenbei auch noch für die elektronischen Effekte zuständig war, etwas zu überfordern, wirkten doch gerade die Tempowechsel innerhalb der Stücke manchmal arg holprig und auch der Rhythmusgitarrist klampfte manchmal etwas neben der Spur, was bei dem wieder einmal sehr guten Sound im Steinbruch sofort auffiel.

Beware Of Safety
Nach einer knappen Stunde war Schluss, doch ließ sich die Band zu einer Zugabe überreden. Da dies offensichtlich nicht geplant war, setzte eine kurze Beratung ein, um dann auf Zuruf mit Circa vom Album Dogs einen kurzen, knackigen Schlusspunkt zu setzen.


Da zuvor Sleepmakeswaves so sehr überzeugten hatten, fielen Beware Of Safety etwas ab, auch wenn es immer noch ein gutes Konzert war.

Sonntag, 1. April 2012

Small Beast w/ Dear Reader

Small Beast

w/ Dear Reader / Les Colettes / Botanica

30.03.12 Schauspielhaus, Dortmund

Es mag Leute geben, die Kultur in Dortmund ausschließlich im Sinne von Spielkultur auf dem Rasen des Westfalenstadions verstehen, aber Kulturbanausen gibt es überall.
Seit August 2010 ist Paul Wallfisch musikalischer Leiter am Schauspielhaus Dortmund. Der gebürtige New Yorker machte musikalisch als Mitglied des Cop Shoot Cop-Nachfolgers Firewater auf sich aufmerksam und heimst seit Jahren mit seiner Band Botanica Kritikerlob ein. Neben der musikalischen Leitung für die Aufführungen im Schauspielhaus darf sich Wallfisch scheinbar austoben und so hat er die Veranstaltungsreihe Small Beast ins Leben gerufen. Hier präsentiert er am letzten Freitag eines Monats Künstler in der Theaterkneipe, dem Institut und lässt es sich als Conferencier nicht nehmen, auch selber Musik zu machen.
Zu Gast waren diesmal Dear Reader aus Südafrika und die französische Band Les Colettes, doch zunächst hatte der Gastgeber das Wort. Nachdem sich alle Anwesenden mühsam ein Plätzchen im ausverkauften Raum gesucht hatten, alle rückten zusammen, man setzte sich auf den Boden oder stand gedrängt an den Wänden, setzte sich Wallfisch ans Klavier, umgeben von einem organisierten Chaos aus Textblättern und Notizen und spielte einige Stücke solo, denn der Botanica-Gitarrist, der direkt aus Stuttgart kam, hatte sich dank der Deutschen Bahn verspätet. Ja, Botanica spielten auch, hat Wallfisch seine Bandkollegen doch quasi ins Ensemble des Schauspielhauses integriert und für die gerade laufende Inszenierung von Der Meister und Margarita die Musik geschrieben und als Botanica-Album veröffentlicht.

Botanica
 Gut zwanzig Minuten präsentierte Wallfisch sich als Entertainer und Rampensau, spielte Botanica-Songs, aber auch Coversongs, u. a. von Sandy Denny, ehe es interaktiv wurde. Die Telefonbuchpolka von Georg Kreisler trug er vor und ließ dabei an Hand ausgeteilter Zettel das Publikum lautstark mitsingen. Danach spielten die mittlerweile vollzähligen Botanica, bei denen übrigens zur Zeit Brian Viglione von den Dresden Dolls am Schlagzeug sitzt, einige Stücke, unter anderem mit der Geigerin von Les Colettes als Gast, ehe es eine weitere Überraschung gab. Wallfischs 14jähriger Sohn Roman präsentierte ein eigenes Stück (mit Botanica als Backing-Band) und man spürte den Stolz von Vater Paul, als es dafür lauten Applaus gab (auch wenn der ob der Qualität des Gesangs wohl eher aus Höflichkeit erklang), aber irgendwann muss ja ein werdender Künstler sich vor Publikum trauen und zumindest cool seine Gitarre spielen konnte der Bengel.
Die kurze Einleitung vor den eigentlichen musikalischen Gästen hatte so schon über eine Stunde gedauert und die Luft in der überfüllten Theaterkneipe war zum Schneiden, weshalb Les Colettes auf unsere Anwesenheit verzichten mussten, da wir lieber im Foyer frische Luft schnappten und ein Getränk zu uns nahmen. Die Musik klang nach draußen und sehr gut, präsentierten sie sich live doch dank der Gitarren rauer als auf den folkigen Songs, die man auf ihrer Facebook-Seite hören kann.

Dear Reader
Kurz vor halb eins erklommen dann Dear Reader die Bühne. Statt in Bandbesetzung hatte Dear Reader-Chefin  Cherilyn MacNeil heute nur eine Harfinistin dabei und aus Platzmangel war das sperrige Instrument auf der Theke des Instituts platziert worden. MacNeil selber wechselte zwischen akustischer Gitarre und Klavier, so dass die Songs ihres Albums Idealistic Animals noch reduzierter, aber dadurch noch intensiver klangen.


Durch die Hitze in dem kleinen Raum musste die Harfe ständig gestimmt werden und in diesen Pausen erzählte Cherilyn kleine Anekdoten aus ihrem Leben, z. B. dass ihre ersten Worte auf Deutsch "Dies ist kein Fahrradweg" waren. Nach einer knappen Stunde verließen sie die Theke, doch als guter Conferencier und unterstützt vom lautstarken Beifall des begeisterten Publikums holte Wallfisch sie zurück, versorgte sie mit Getränken, so dass noch zwei weitere Lieder folgten.


Gegen halb zwei war dann ein langer Abend zu Ende und man kann es jedem nur ans Herz zu legen, sich auch mal etwas Kultur im Dortmunder Schauspielhaus zu gönnen, denn diese Small Beast-Reihe ist ein Gigant der Unterhaltung.

Therapy?

Therapy? / Sixxxten

29.03.12 Underground, Köln

Bei Therapy? weiß man was man erwarten darf, meistens. Regelmäßig ein neues Album, dann dazu eine erste Tour mit einem Konzert in Köln und ebenso regelmäßig Vorbands, die keiner braucht.
Insofern war es auch diesmal the same procedure as every year.im Underground. Pünktlich um acht kamen die vier Hamburger mit dem dämlichen Namen Sixxxten auf die Bühne und das Triple X ist wohl bewusst gewählt, denn sie waren laut, nicht wirklich schlecht, aber doch von guter Unterhaltung so weit entfernt wie Vin Diesel von einem Oscar.

Setlist Therapy?
Ein kurzer Blick auf die Setlist von Therapy? ließ mich dann stutzen, denn es fehlten die Troublegum-Songs. Seit das Album 1994 erschien, war eigentlich immer irgendein Song live zu hören, aber da es ja 2010 eine reine Troublegum-Tour gab, scheint die Band sich zu sagen, dass man auch mal auf diese Klassiker verzichten kann, zumal man ja genug Material am Start hat. Auch 2009, als das letzte Studioalbum Crooked Timber erschien, wurde dieses auf der ersten Tour komplett gespielt und dies sollte sich mit dem aktuellen Werk A Brief Crack Of Light wiederholen.


Kurz nach neun kamen Andy, Michael und Neil in schicken Anzügen auf die Bühne und legten los. Das Underground war gut gefüllt und auch wenn sicherlich die meisten schon gehofft hatten, nicht nur die neuen Songs zu hören, ließen sie sich nichts anmerken und zeigten sich von den neuen Songs begeistert und auch textsicher. Therapy? sind mit ihren letzten Alben wieder sperriger geworden, zwar ohne dabei an die abgedrehte Dynamik ihrer ganz frühen Werke anzuknüpfen und nehmen auch öfter mal inzwischen den Fuß vom Gaspedal, gerade bei Ecclesiastes mit elektronisch verzerrtem Gesang, haben aber immer noch genug schweißtreibende Rocker wie Living In The Shadow Of The Terrrible Thing im Programm.

Therapy?
Nachdem Ghost Trio nach einer knappen Stunde das reguläre Set beendete, wurde die obligatorische Zugabe mit dem Instrumental Marlow eröffnet, das zu den Highlights des neuen Albums zählt und fast schon an Post-Rock-Bands wie And So I Watch You From Afar erinnerte, auch wenn die womöglich eher von Therapy? beeinflusst sein dürften als umgekehrt.


Danach gab es dann noch drei Klassiker von Never Apologise Never Explain und High Anxiety und nach gut 80 Minuten war es dann vorbei.
Gerade für die Stammkundschaft war es ein gelungener Abend, hat man doch die alten Hits oft genug gehört und das Set passte auch zum Anspruch einer Band wie Therapy?, die sich ihrer alten Erfolge zwar mehr als bewusst ist, aber dennoch nicht nur vom Glanz der Vergangenheit mit Greatest Hits-Programmen leben will.

Setlist:
Why Turbulence?
Plague Bell
Exiles
Rust
The Buzzing
Ecclesiastes
Enjoy The Struggle
Before You, With You, After You
Get Your Dead Hand Off My Shoulder
Stark Raving Sane
Living In The Shadow Of The Terrible Thing
Ghost Trio
----------------------------------------------
Marlow
Die Like A Motherfucker
Polar Bear
If If Kills Me