Was machen Kanadier, wenn sie Langeweile haben? Bier trinken und Eishockey schauen. Wenn Nomeansno daher mal eine kleine Pause einlegen, holen sie ihre Trikots aus dem Schrank und gehen als Hanson Brothers auf Tour und singen über ihren Lieblingssport zur Musik im Stile der Ramones.
Und da es sich mit Freunden angenehmer reist, luden sich die Hanson Brothers ihre Nachbarn Invasives ein, die bereits 2007 eine Europa-Tour von Nomeansno als Support eröffneten. Und auch die Invasives führen ein Doppelleben. Für diese letzte Woche der gemeinsamen Tour traten sie nur zu zweit unter dem Namen Billy Goat Heaven auf, laut ihrer Webseite sogar eine Live-Premiere.
Musikalisch gefielen mir die Invasives damals nicht so toll, vor allem nervte die hohe Stimme in Verbindung mit den zum Teil vertrackteren Melodien. Billy Goat Heaven hingegen zündeten sofort, erinnerten mit ihrer Kombination aus Bass und Schlagzeug an die jüngst reformierten fIREHOSE, so dass hier auch der Gesang passte. Den Anwesenden schien es ähnlich zu ergehen, rückten sie doch Stück für Stück näher an die Bühne und spendeten mehr und mehr Applaus. Das Set bestand aus Invasives-Songs, eigenen Stücken und der ein oder anderen Coverversion, u. a. Let Me Roll It von den Wings.
Zaungäste bei Billy Goat Heaven
Zwischendurch schauten die Hanson Brothers mal vom Rande der Bühne zu und brachen direkt in ein wildes Squaredance-Gehüpfe rund um den Merchstand aus. Am Ende durften Billy Goat Heaven sogar eine Zugabe geben, so gut hatte es allen gefallen.
Wer Nomeansno schon einmal live gesehen hat und wer hat das eigentlich nicht, sind sie doch in der Regel zweimal im Jahr in Europa unterwegs, kennt ihren Humor auf der Bühne. Bei den Hanson Brothers wird dies alles noch getoppt, es herrscht konstantes Chaos.
Neben den vier Musikern, Rob Wright und Tom Holliston von Nomeansno wie gewohnt an Gitarre und Bass und Schlagzeuger John Wright als Rampensau sowie der obligatorischen Vertretung an den Drums, diesmal durch Mike Branum von den befreundeten The Freak Accident, alle stilecht mit Eishockey-Trikots bekleidet, wurde die Bühne noch von Schiedsrichtern flankiert, den Invasives, die aufpassten, dass sich die Hanson Brothers auch ja benahmen. Diese taten ihnen natürlich nicht den Gefallen und so mussten sie ständig einschreiten.
Manchmal wusste man gar nicht, wohin man zuerst schauen sollte. Tom zog die Rolle des tumben Freaks durch mit einem Gesichtsausdruck, dessen Einfältigkeit einfach grandios war. Rob mit Torwartmaske, auf der "Dumb" stand, verlangte immer mal wieder nach Drogen, während Schlagzeuger Mike Grimassen zog und sich mit den Drumsticks in der Nase bohrte. Dazu poste John vor sich hin, raunzte seine Bandkollegen an und scheute auch nicht davor zurück, einen Zuschauer, der sich auf den Bühnenrand setzen wollte, mal quer durch den Saal zu jagen. Mangels neuen Materials gab es natürlich nur die Gassenhauer der drei Platten, die dennoch immer mal wieder als ein Stück von einem neuen imaginären Album angekündigt wurden.
Als erste Zugabe gab es dann auch noch eine Tanzeinlage zu übler Discomucke, ehe als letzter Song die Verbeugung vor einem der größten deutschen Entertainer mit You Can't Hide The Heino den feucht-fröhlichen Abend beendete.
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