Sonntag, 7. Oktober 2012

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead / Maybeshewill

05.10.12 Grammatikoff, Duisburg

Am 19. Oktober erscheint Lost Songs, das neue Album von Trail Of Dead. Nachdem sie im Sommer die Platte in Hannover aufgenommen haben, entschieden sie sich also wieder für eine Metropole als Schauplatz ihres Tourauftakts.

Maybeshewill
Doch zunächst betraten fünf Herren als Leicester unter dem Namen Maybeshewill die Bühne und boten instrumentalen Rock dar. Mogwai und Explosions In The Sky seien als Referenzen genannt, das Ganze aber straighter und dank der Kürze des Sets als Vorgruppe knackig kompakt. Ich mag ihr letztjähriges Album I Was Here For A Moment, Then I Was Gone, auch wenn es doch etwas konventionell geraten ist und dadurch durchaus Längen hat. Aber bei dem kurzen Set kam keine Langeweile auch und dem Rest des Publikums ging es offensichtlich genauso, denn es gab reichlich Applaus für das Quintett.


Danach dann die obligatorische Umbaupause, Instrumente werden gestimmt, die Setlisten verteilt, ein Edding rausgeholt und die Setlist noch korrigiert. Catatonic vom neuen Album wurde kurzfristig aus dem Programm genommen, übrig blieben elf Songs.

Setlist ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead

Um 21:45 betrat das texanische Quartett dann die Bühne. Conrad Keely wirkte mächtig zugekifft, zeigte ein breites Grinsen, das er fast den ganzen Auftritt über nicht ablegte. Bei Will You Smile Again? und Worlds Apart lief es allerdings noch nicht rund, man merkte deutlich, dass dies erst das erste Konzert der Tour war. Auch der Sound, bei Maybeshewill noch ausgezeichnet, ließ etwas zu wünschen übrig, als dass der Gesang etwas zu leise war. Die Instrumente kamen laut und differenziert rüber, Conrads Stimme kam dagegen aber phasenweise nicht an. Doch das ist Jammern auf höchstem Niveau, denn so einen guten Klang wie im Grammatikoff sucht man sonst bei Konzerten in Clubs dieser Größe meistens vergeblich.
Weiter ging es mit zwei neuen Stücken vom kommenden Album, die auch sofort  gefielen, wirkten sie doch  roh und rockig und hätten auch gut auf Madonna gepasst.Womit wir bereits bei den Highlights angekommen wären. Zu Mistakes & Regrets wechselte Jason Reece ans Schlagzeug und versprühte noch mehr Energie als Jamie Miller, der dafür in die Saiten griff.


Geradezu tragikomischen Unterhaltungswert besaß außerdem der ohnehin etwas nervöse und tolpatschige Roadie. Der kam nämlich durch das Wechseln der Instrumente ins Schwitzen und wirkte teilweise so verwirrt, das er mal vergaß, Conrad die benötigte neue Gitarre zu bringen, mal Instrumente wechseln wollte, während die Band dies nicht wollte.Überhaupt war es nicht sein Abend. Als Jasons Pedale zu Beginn von Bells Of Creation mal nicht wollten, fummelte er eine Minute hektisch, aber wirkungslos daran rum, bis schließlich Drummer Jamie nach vorne kam und das Problem in zehn Sekunden behoben hatte. Und Bassist Autry musste ihn geradezu anfauchen, bis er endlich die Scherben eines zerbrochenen Bierglases vor ihm wegräumte, wobei er auch noch wieder die Hälfte fallen ließ. Doch diese Aufräumarbeiten waren nötig, denn Autry zog das ganze Poser-Repertoire ab und wälzte sich kurz nach der Reinigungsaktion genau da auf der Bühne, wo kurz zuvor noch die Scherben lagen. Das Ganze gipfelte dann geradezu in einer öffentlichen Abmahnung, als Conrad zum Roadie sagte "I think we need to talk about some issues." Doch dabei wirkte er sehr entspannt und auch für das Publikum hatte das eher Slapstick-Charakter und der tollen Performance tat es auch keinen Abbruch, denn inzwischen hatte sich die Band eingespielt und auch offensichtlich Spaß an dem Konzert gefunden.

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead

Vor allem das fast viertelstündige Epos Strange News From Another Planet überzeugte Zuschauer und auch die Band war so in Fahrt, dass der eigentlich laut Setlist geplante Abgang ausfiel und einfach weiter gespielt wurde.Und auch nach der laut Plan eigentlich letzten Zugabe A Perfect Teenhood war noch kein Ende in Sicht und die Band haute u. a. noch Richter Scale Madness und Weight Of The Sun raus. Kurz danach war dann doch erst einmal Schluss, aber natürlich gab es noch die frenetisch geforderte Zugabe.Nach der verließ die Band endgültig die Bühne, nur Conrad hatte noch Bock und schrammelte alleine an der Gitarre noch ein paar Minuten weiter, bis nach fast 110 Minuten der letzte Ton verklungen war.
Es war ein mehr als gelungener Tour-Auftakt, denn gerade die kleinen Unperfektheiten, gepaart mit der entspannten Stimmung der Band und ihrer merklichen Freude, wieder auf Konzertreise zu sein, machte den Abend so großartig. Sie brauchen keine zwei Schlagzeuge und sechs Musiker mehr auf der Bühne, vom albernen Zertrümmern des Equipments ganz zu schweigen, um dennoch 110% Energie und auch immer noch ein gesundes Quäntchen Aggressivität an den Tag zu legen und so alles in Grund und Boden zu rocken.


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