Therapy? / Ritalin Ray
18.10.12 Turock, Essen
Nach elf Jahren ließen Therapy? sich mal wieder in Essen blicken und spielten im Turock im Rahmen ihres zweiten Teils der Tour zum im März erschienenen Albums A Brief Crack Of Light.Um acht eröffnete das Dortmunder Quartett Ritalin Ray den Abend vor einer noch sehr überschaubaren Zahl von Zuschauern. Die Band hat nach eigenen Angaben erst um die zwanzig Auftritte gehabt, was man ihnen aber nicht anhört. Sehr fett rockten die vier in den Fußstapfen der Queens Of The Stone Age und ernteten dafür verdientermaßen viel Applaus. Von daher empfehle ich einen Besuch auf der Homepage der Band, um ihr Album gratis herunterzuladen.
Ritalin Ray |
Es ist inzwischen üblich, dass die meisten Bands anlässlich eines neuen Albums zweimal auf Tour gehen. Auch bei Therapy? ist es so. Dabei hat es sich eingebürgert, dass sie auf der ersten Tour kurz nach Erscheinen der Platte die neuen Songs in den Mittelpunkt rücken und bei der zweiten Runde dann nur noch eine Handvoll im Set belassen und wieder auf die bekannten Hits setzen.
Therapy? |
Dies schien auch diesmal der Plan zu sein. Im März in Köln wurde das neue Album komplett gespielt, dafür aber auf Songs von Troublegum ganz verzichtet. Doch um neun wurde das inzwischen ansehnlich gefüllte Turock direkt mit Knives zum Kochen gebracht. In der Folge wechselten sich alte Klassiker wie Meat Abstract mit neuen Songs wie Ghost Trio ab. Dabei gab es Klischee-Ansagen wie "Make some noise" oder "Essen, are you ready?", doch wer glaubte, hier spulte eine alternde Rockband ein routiniertes Set leidenschaftslos runter, brauchte nur einen Blick in die Gesichter des Trios zu werfen. Andy Cairns sprühte vor Spielfreude, wirbelte über die Bühne und hatte offensichtlich einen Höllenspaß an der Show. Und auch der inzwischen vom reinen Roadie zum heimlichen zweiten Gitarristen mutierte Hot Steve ging am Bühnenrand ab wie Schmidts Katze.
Eine nette Spielerei gab es auch. Bei Get Your Dead Hand Off My Shoulder schnallte sich Schlagzeuger Neil Cooper eine Kamera um den Kopf, um so das Konzert aus seiner Sicht zu filmen. Die Aufnahmen sollen in einem zukünftigen Video zu diesem Song verwendet werden.
Die Band hielt durch den konstanten Wechsel von alten und neuen Songs den Spannungsbogen hoch und legte zum ende hin sogar noch zu, als mit Screamager, Nowhere und Potato Junkie gleich drei absolute Kracher am Stück gespielt wurden. Danach konnte doch eigentlich nichts mehr kommen, doch Therapy? überraschten das Publikum mit dem seit Jahren nicht mehr live gespielten Bad Mother.
Nach über 90 Minuten setzte Diane den Schlusspunkt, wieder einmal in einer Version näher am Original von Hüsker Dü.
Therapy? scheint es nichts auszumachen, nur noch kleinere Clubs zu füllen, denn mit ihrer Energie und Spielfreude könnten sie locker immer noch Massen bespaßen. Und sie scheinen inzwischen auch wieder zufriedener mit ihren eigenen Alben zu sein, denn vor einigen Jahren wären bei der zweiten Tour zu einer aktuellen Platte nur noch zwei, drei Songs davon im Set geblieben, während es diesmal sieben von zehn waren, die auch qualitativ überzeugten.
Mein 49. Konzert von Therapy? war daher definitiv ein Kandidat für meine Top Ten an Auftritten dieser Band, die mich auch nach über 21 Jahren immer noch packt.
Setlist Therapy? |
Setlist:
Knives
Turn
Meat Abstract
Ghost Trio
Why Turbulence?
Die Laughing
Innocent X
The Buzzing
Plague Bell
Exiles
Get Your Dead Hand Off My Shoulder
Unbeliever
Before You, With You, After You
Church Of Noise
Screamager
Nowhere
Potato Junkie
Living In The Shadow Of The Terrible Thing
Rust
Bad Mother
Trigger Inside
Stories
Diane
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