Montag, 27. Mai 2013

Peter Murphy

Peter Murphy / The Arch

22.05.13 Christuskirche, Bochum

Gibt es Gründe, sich ein Konzert von Peter Murphy anzuschauen, wenn man eigentlich kein besonders großer Fan seiner Musik ist? Der Hauptgrund war sicherlich das Motto der Mr. Moonlight Tour, nämlich Celebrating 35 Years of Bauhaus und sein Schaffen mit der Band hat deutlich mehr Eindruck hinterlassen als seine Solo-Werke. Zudem fand das Konzert in der Bochumer Christuskirche statt, die ich als Austragungsort der Urban Urtyp-Reihe kannte und die eine deutlich bessere Akustik versprach als die Matrix, die den Auftritt veranstaltete.
Trotz des großen Andrangs fanden wir noch gute Plätze recht weit vorne im Kirchenschiff, wenn auch seitlich zur Bühne. Entgegen des für 20 Uhr angesetzten Beginns begann die belgische Vorgruppe The Arch ihr Set bereits 20 Minuten früher.

The Arch

40 Minuten später verließen sie wieder die Bühne und es hätte die ganze Zeit irgendein Zillo-Mixtape laufen können, ich hätte den Unterschied wohl nicht bemerkt. Was allerdings negativer auffiel war der unglaublich schlechte, matschige Sound, scheinbar ein Markenzeichen der Matrix, das sie auch auf Konzerten außer Haus mitzubringen pflegen.
Nachdem der Umbau beendet war, wurde noch ein kleiner Teaser auf Peter Murphys neues Soloalbum Lion eingespielt, das Anfang nächsten Jahres erscheinen soll und immerhin von Killing Jokes Jaz Coleman produziert wird. Danach kam dann Herr Murphy zum ersten Auftritt der Europa Tour mit seinen drei Musikern auf die Bühne und eröffnete mit King Volcano das Set.

Peter Murphy

Dabei sang Murphy mit Distanz zum Mikro, so dass sein Gesang kaum zu hören war. Doch auch beim folgenden Kingdom's Coming blieb es fast so, obwohl er nun das Mikro am Mund hatte. Die Befürchtungen wurden also wahr, der schlechte Sound bei The Arch lag nicht an der Vorgruppe sondern an der Anlage. Während der Bass noch klar und tief zu hören war, wurde aus der elektrischen Gitarre leider ein heller Soundbrei, der alles überdeckte. Gerade bei Double Dare fiel dies unangenehm auf, so dass Murphy gegen die Gitarre anschreien musste, anstatt von ihr schräg umspielt zu werden.


Zum Glück kam öfter auch eine akustische Gitarre zum Einsatz, so dass Peter Murphys immer noch beeindruckende Stimme hier dann auch die nötige Präsenz bekam. Überhaupt demonstrierte der fast 56jährige, wie Bühnenpräsenz zu definieren hat. Seine Posen waren unpeinlich, seine Mimik auf den Punkt, alles immer den Song unterstützend. Wenn er wie ein eingesperrtes Tier im Kreis über die Bühne schritt, majestätisch und dennoch bedrohlich zugleich, war er das genaue Gegenteil zum Sänger von The Arch, der mit seinen wogenden Tanzbewegungen direkt anzeigte, dass jemand seine musikalischen Vorbilder nur kopiert, ohne an Ausstrahlung und Intensität an das Original auch nur annähernd heran zu reichen.

Peter Murphy

Natürlich durften bei einem Bauhaus-Set die großen Hits wie Bela Lugosi's Dead oder She's In Parties nicht fehlen, aber Murphy spielte auch Songs aus seinem Solowerk und diese Lieder überzeugten fast noch mehr. Zudem schien sich Murphy über den Auftrittsort informiert zu haben. So wusste er, dass der evangelische Hausherr mit einer Muslimin verheiratet ist, wie Murphy, der seit über 20 Jahren in Istanbul lebt, übrigens auch.
Doch zurück zur Musik. Wenn die Setlist schon nicht nur aus Bauhaus-Stücken bestand, dann konnten Coverversionen sicher auch nicht verboten sein, besonders wenn diese bereits zum Standard-Live-Repertoire von Bauhaus gehörten. Und so endete die Zugabe gleich mit zwei fremden Songs. Zunächst wurde Telegram Sam von T. Rex einer Glam-Kur unterzogen, so dass es teilweise an Suffragette City von David Bowie erinnerte. Und als krönenden Abschluss dann Ziggy Stardust vom Meister selbst, das dann auch den letzten von den Bänken riss und mit einstimmen ließ.


Auch zuvor hatten viele bereits das Konzert im Stehen verfolgt, was sicherlich bei einer Rockshow verständlich ist, aber wenn jemand ohne Not steht und damit die Reihen hinter ihm auch praktisch zum Stehen zwingt, obwohl er auch sitzend freie Sicht hätte und zudem selber aber fast unbeteiligt und stocksteif dann 100 Minuten verweilt, möchte man schon aus der Haut fahren. Das war fast so deplatziert wie die "Hail Satan"-Rufe vor der Zugabe von einem scheinbar Verwirrten, der Peter Murphys Musik offensichtlich nicht verstanden hat.
Doch konnte das die Qualität von Murphys Performance ebenso wenig schmälern wie der schlechte Sound, der scheinbar bewies, dass die Christuskirche für laute Musik nicht geeignet ist., auch wenn es in der Matrix vermutlich noch schlimmer geklungen hätte.

Peter Murphy

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