Listener
27.08.13 FZW, Dortmund
Es hatte sich angedeutet, dass sie immer näher kamen. Vor zwei Jahren noch im Steinbruch, letztes Jahr im Druckluft und nun endlich Heimspiel um die Ecke im Club des FZW. Damals in Duisburg war das so ein Besuch aus Neugierde auf Grund des beeindruckenden Videos zu Wooden Heart. Und einmal angefixt kann man sich scheinbar der Ausstrahlung der Band, bzw. hauptsächlich der Stimme der Band, Dan Smith, nicht entziehen.Listener |
So empfahlen wir im Vorfeld vielen Freunden das Konzert, meistens in Verbindung mit dem Video und fast alle folgten unserem Tipp (oder mussten einfach, weil sie das Ticket als Geburtstagsgeschenk bekamen) und so waren wir in so großer Runde versammelt, dass die Vorgruppe schlicht und ergreifend vor der Tür verquatscht wurde.
Um halb zehn betraten Listener dann die Bühne des sehr gut gefüllten FZW, Dan Smith zog wieder Schuhe und Socken aus, griff sich den Bass und als klassisches Rocktrio legten sie los. Schon im letzten Jahr in Oberhausen deutete sich die Entwicklung von der Talk Music hin zu Less Talk More Rock an. Die dort bereits vorgestellten Stücke des nun gerade erschienenen Albums Time Is A Machine waren rockiger und die komplette CD ist deutlich ein Bandprodukt, sicherlich der Besetzung mit festem Schlagzeuger geschuldet.
An Smiths Vortragsstil hat sich nichts geändert, immer noch spuckt er die Worte aus und singt sie nicht, sie stehen aber nicht mehr allein wie Gedichte da, die man musikalisch untermalt, sondern die Musik scheint eine gleichberechtigte Rolle erkämpft zu haben.
Das mag manch einer bedauert haben, denn die ruhigen Momente, in Duisburg hatte Smith noch zwei Texte ganz ohne Musik vorgetragen, fehlten diesmal, zumal der Klang im FZW die Stimme noch weiter in den Hintergrund drängte. Doch dieser an Post-Hardcore-Bands erinnernde Sound ist gewollt, zu wohl scheint sich Smith in seiner Rolle als Bassist und Vokalist zu fühlen. Zwischendurch wurde untereinander gescherzt, The Knacks My Sharona angespielt und in eine Dubversion transportiert und offenbar genoss die Band es auch, vor einer erneut gewachsenen Zuschauerkulisse spielen zu dürfen und sich so in ihrem Schaffen bestätigt zu sehen. Und der Beifall zeigte, dass ihr Publikum den Weg mitgeht.
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Nachdem zu Beginn praktisch nur Stücke von Time Is A Machine gespielt wurden, kamen dann im weiteren Verlauf auch wieder die beiden Vorgängeralben zu Ehren. Dan Smith stand wieder zu seinen Schwächen und spielte wieder herrlich dilettantisch Trompete. Ich hatte den Eindruck, dass er bewusst drauf verzichtet hat, sein Spiel zu verbessern, denn wie heißt es in My Five Year Plan so passend: "And progress it blinds you it's in every lesson learned. Failure leaves more room for improvement masquerading as time well spent."
Nach einer Stunde wurde dann das Set beendet mit auseinander gefallenem Schlagzeug und zerschredderten Saiten. Doch für eine Zugabe sollte es noch reichen, ausgerechnet Falling In Love With Glaciers, einem meiner Lieblingslieder, vielleicht gerade weil es ruhig und poetisch beginnt und sich dann, vor allem live, geradezu kathartisch steigert.
Kein Wooden Heart, kein intimer Rausschmeißer Death By Shotgun, stattdessen ein lautes Rockkonzert, bei dem man aber dennoch in jeder Sekunde immer noch die Leidenschaft und positive Besessenheit spüren konnte. Ich hatte mich vor zwei Jahren in die "alten" Listener verliebt und und finde sie immer noch in den "neuen" wieder, denn im Kern gilt immer noch: "Now I can see that her blood's red and she's got feelings and they always get spilled both without thinking".
Listener waren und sind eine der außergewöhnlichsten Bands, die man einfach in sein Herz schließen muss.
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