65daysofstatic / Sleepmakeswaves
30.09.13 Luxor, Köln
Letztes Jahr spielten die vier Australier von Sleepmakeswaves ihren allerersten Deutschland-Auftritt im Steinbruch und bescherten mir dort mein Postrock-Konzert des Jahres. Nun sind sie wieder in in Deutschland, sogar in ganz Europa im Vorprogramm der britischen Band 65daysofstatic. Dafür nahm ich sogar das Luxor in Kauf. Gegen halb acht war es noch angenehm leer, eine halbe Stunde später dann etwas voller, aber immer noch herrschte die übliche Vorgruppen-Geräumigkeit.Sleepmakeswaves |
In den folgenden knapp vierzig Minuten wurde es vorne immer voller, was sicher auch daran lag, dass man jahrelang im Luxor eigentlich unter der Woche erst um 21:00 mit den Vorgruppen rechnen konnte, aber der auch immer lauter werdende Applaus zwischen den Stücken sprach dafür, dass Sleepmakeswaves mehr als nur zu gefallen wussten. Da ist aber auch für jeden etwas dabei, harte, schnelle Passagen, sogar elektronisches Gefiepe (die aktuelle Veröffentlichung ist nicht ein Remix-Album) und natürlich episches Gebrate, das alles aber mit gehörig Druck vorgetragen, so dass nie Langeweile aufkam, auch nicht bei dem elfminütigen Schluss A Gaze Blank And Pitiless As The Sun.
Noch einmal ertönte Beifall in der allerdings vergeblichen Hoffnung auf eine Zugabe, als die Band noch einmal auf die Bühne kam, aber nur um ihr Equipment abzubauen.
Dafür wurde dann allerlei Tastengedöns am Bühnenrand für 65daysofstatic aufgebaut und ich war schon gespannt, wie sie live klingen würden. Auf Platte gefallen mir die ständigen Wechsel zwischen hyperaktivem Nintendo-Instrumentalrock und klassischem Cinemascope-Postrock nicht durchgängig. Das ist auf dem frisch erschienenen, mittlerweile sechstem Album Wild Light nicht anders, wird da aber von dem überragenden Safe Passage rausgerissen, in dem sich Keyboards und Gitarren wie majestätische Gletscher erheben, wie es die Japaner von Mono nicht besser hinbekommen hätten.
65daysofstatic |
Kurz nach neun ging es dann mit drei alten Krachern Piano Fights, Crash Tactics und Dance Dance Dance los, ehe danach mit Prisms der erste neue Song zu hören war. Gepackt hatten sie mich bis dahin aber noch nicht, die Gitarren waren mir nicht laut genug, aber der Schlagzeuger war eine Klasse für sich, wie er scheinbar mühelos Drum'n'Bass-Rhythmen aus dem Ärmel schüttelte. Doch insgesamt wirkte alles wie auch auf den Alben zu beliebig aneinander gereiht, mir erschloss sich kein Spannungsbogen.
Geradezu symptomatisch für mein Empfinden, das etwas fehlte, war dann Safe Passage, das das reguläre Set beendete. Es begann sehr schön, der elektronische Part setzte ein und wenn dann auf der CD die Steigerungen einsetzen, konnten es die vier Engländer nicht adäquat umsetzen. Wo zum Beispiel Aereogramme bei einem Song wie The Art Of Belief immer noch eine höhere Wall of Sound errichteten, selbst wenn man dachte, lauter und intensiver gehts nicht mehr, verharrten 65daysofstatic auf einem Klanglevel, konnten die Gitarren den Keyboards nichts mehr hinzufügen.
Aber das war halt mein subjektives Empfinden, den anderen Besuchern im gut gefüllten Luxor schien der Auftritt gefallen zu haben und forderten lautstark eine Zugabe, die sie auch bekamen. Zweimal wurde noch Gas gegeben mit älteren Songs, ehe dann nach immerhin gut 100 Minuten endgültig das Licht anging.
Ich verstehe den Reiz an der Musik von 65daysstatic, die mit ihren Elektronik-Anleihen aus dem konventionellen Postrock-Genre ausbrechen, dabei aber die für mich wichtigen und das Genre definierenden Gitarrenwände vernachlässigen, so dass an diesem Abend mein Headliner eindeutig Sleepmakeswaves waren.
Setlist 65daysofstatic:
Piano Fights
Crash Tactics
Dance Dance Dance
Prisms
Install A Beak In The Heart That Clucks Time In Arabic
The Undertow
AOD
Sleepwalk City
This Cat Is A Landmine
I Swallowed Hard, Like I Understood
Unmake The Wild Light
Taipei
Retreat! Retreat!
Radio Protector
Safe Passage
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Await Rescue
Weak4 (ohne Gewähr)
Setlist 65daysofstatic |
Hallo Rainer, bestätige letztes Lied war WEAK 4. Gruss, du weisst schon von wem :-))
AntwortenLöschenAh, vielen Dank!
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