Freitag, 27. September 2013

Big Sexy Noise

Big Sexy Noise / Jon DeRosa

24.09.13 Steinbruch, Duisburg

Als wir Anfang Juni im Shuttlebus vom Duisburger Hauptbahnhof zum Steinbruch saßen, kündigte Fahrer Sebastian bereits an, dass im September Lydia Lunch zu Gast sein werde, die Grande Dame des No Wave, die bereits mit u. a. den Einstürzenden Neubauten, Sonic Youth, Foetus und The Birthday Party zusammengearbeitet hat. Auf dem Programm stand aber kein Soloauftritt, sondern eine Tour als Big Sexy Noise, ihrem Projekt mit niemand Geringerem als Gallon Drunk, den britischen Bad Seeds-Epigonen.
Nach zwei Studioalben in den Jahren 2010 und 2011 erschien gerade eine Live-Platte, die mit Konzerten beworben werden sollte.

Jon DeRosa

Doch zunächst stand um halb neun ein mit weißem Hemd und Krawatte adrett bekleidetes Kompaktschränkchen namens Jon DeRosa allein auf der Bühne und unterhielt die zahlreich Anwesenden mit seinen Songs. Er war mir bis zu diesem Abend gänzlich unbekannt, dabei macht er bereits seit ca. 15 Jahren Musik, den Großteil davon unter dem Namen Aarktica. Dort macht er Ambient-Postrock mit Gesang und verarbeitet dabei seine Taubheit auf dem rechten Ohr. Doch solo hat er mit deinem ersten, unter eigenem Namen erschienenen Album A Wolf In Preacher's Clothes einen anderen Pfad eingeschlagen und croont dabei klassische Americana, dass David Lynch ihn sofort für ein Remake von Blue Velvet verpflichten würde. Er selber beschrieb seinen Auftritt auf seiner Facebook-Seite sehr treffend:
"Perhaps the sleeper hit of the tour to date was tonight's show in Duisburg. Packed house of stoner metal dudes and old school industrial dudes and gals with Neubauten shouder bags about 100+ deep...ended with pin-drop silence for my set [...]"
Der aufmerksamen Stille während der Lieder folgte für ein den meisten unbekanntes Vorprogramm ungewöhnlich enthusiastischer Applaus und den verdiente sich DeRosa zu Recht mit seiner fesselnden Stimme, die durch das spärliche, Lücken lassende Gitarrenspiel kongenial akzentuiert wurde.

Big Sexy Noise

Nach einer kurzen Pause kamen dann Lydia Lunch, Schlagzeuger Ian White und Gitarrist James Johnston auf die Bühne. Keyboarder und Saxofonist Terry Edwards, der dritte Gallon Drunk fehlte. Es folgte eine Stunde bluesig-funkiger Noiserock, der live ohne Orgel, bzw. Saxofon noch dreckiger klang als auf den Platten. Schon der Opener Mahakali Calling ließ Jon Spencer alt aussehen, so heftig groovte es los. Johnstons Gitarre klang dabei tiefer gelegt und ersetzte den nicht vorhandenen Bass mühelos. Und Lydia Lunch präsentierte sich als souveräne Frontfrau, die alle im Griff hatte und die sich so manchen Scherz mit dem Publikum erlaubte und einem besonders begeisterten Bartträger in der ersten Reihe auch mal durchs wallende Kinnhaar wuschelte, um dann aber unmissverständlich klar zu stellen: Your Love Don't Pay My Rent.


Nach nicht ganz einer Stunde lächelte Frau Lunch dann ins Publikum und verabschiedete sich mit einem "And that's why we're called Big Sexy Noise". Das fast ausverkaufte Steinbruch jubelte mehrere Minuten nach einer Zugabe, bis sich die drei erbarmten und noch das Lou Reed-Cover Kill Your Sons raushauten. Frau Lunch meinte dann noch, dass dies ganz ehrlich die bisher wohl beste Show der Tour gewesen sei.
Dem ist nichts hinzuzufügen!


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