Dienstag, 26. November 2013

Paper Beat Scissors

Paper Beat Scissors / Michael Feuerstack

21.11.13 Gleis 22, Münster

Am Abend zuvor hatte ich Golden Kanine live gesehen und war in dieses Konzert ohne große Erwartungen rein gegangen und bin hellauf begeistert raus gekommen.
Bei Paper Beat Scissors, dem Projekt des in Kanada lebenden Engländers Tim Crabtree, war es hingegen so, dass das Album immer mehr gesteigert hat und momentan einer meiner Favoriten ist. Die Platte ist bereits letztes Jahr im Frühjahr erschienen und seitdem war Crabtree bereits zweimal in Deutschland auf Tour, allerdings solo und damals von mir noch komplett ignoriert. Doch diesmal war er in insgesamt siebenköpfiger Bandbesetzung unterwegs und das versprach natürlich eine ganz andere Umsetzung der Stücke und machte mich damit so neugierig, das auch unter der Woche der Weg ins Gleis 22 zur Pflichtveranstaltung wurde.

Michael Feuerstack

Der Abend im überschaubar gefüllten gleis wurde von Michael Feuerstack eröffnet, ebenfalls Kanadier und seines Zeichens Mitproduzent des Paper Beat Scissors-Albums. Als Solo-Künstler veröffentlichte er zahlreiche Platten unter dem Namen Snailhouse und eins unter seinem Namen. Überzeugen konnte an diesem Abend sein feines Gitarrenspiel und seine sympathische Art, die Songs selber waren nun nicht so fesselnd. Dennoch war es ein solides Vorprogramm.

Paper Beat Scissors

Kurze Zeit später stand Feuerstack erneut auf der Bühne, diesmal am rechten Bühnenrand als Mitglied der Live-Besetzung von Paper Beat Scissors. Mit ihm bevölkerten noch ein Bassist, ein Schlagzeuger, eine Geigerin, eine Fagottistin und ein Hornist das enge Rechteck, während vorne Tim Crabtree neben seinen Schuhen auf Socken den Frontmann gab. Die Menschen vor der Bühne warne dann doch noch so gerade in der Überzahl, aber mehr als 30 Besucher dürften es leider nicht gewesen sein.
Die lauschten dem auf Grund der Besetzung geradezu kammermusikalischen ersten Songs, eine Mischung aus Bon Iver und Sufjan Stevens. Das klang wunderschön, aber etwas fehlte noch, um den Funken bei mir überspringen zu lassen.


Der wurde dann mit Ends In Themselves gezündet, dem Opener des Albums. Dort jagen mir die geloopten Vocals eine Gänsehaut über den Rücken, hier im Gleis war es die Bandumsetzung, die den Chor aus Stimmen ersetzte und aus der fast sakralen Stimmung eine weltliche, aber mindestens ebenso schöne machte.
Das ansonsten zurückhaltende Publikum honorierte die Musik mit viel Applaus. Da das bislang einzige Albumn von Paper Beat Scissors nicht mehr so ganz taufrisch ist, gab es auch zwei neue Songs zu hören, von denen vor allem Altona (wohl nach der kanadischen Stadt und nicht nach dem Hamburger Viertel benannt) überzeugen konnte.



Nach gut einer Stunde verabschiedete sich das Septett, doch der wahre Höhepunkt sollte noch kommen. Als Zugabe gab es nämlich mit Forgotten den vielleicht schönsten Allbumtrack in einer grandiosen Cinesmascope-Version, die genau den Bombast hatte, den man bei so einer Band auch erhoffen konnte.


Nahezu logisch verlangten die Anwesenden noch eine weitere Zugabe, die Herr Crabtree dann auch gewährte und ganz allein bestritt, sich selbst aber durch Loops unterstützend, nämlich Waltz #1 von Elliott Smith.


So endete nach knapp 75 Minuten ein wunderschönes Konzert mit leider viel zu wenig Besuchern. Ja, es war nasskalt und damit kein Fahrrad-Wetter, aber beim nächsten Mal sollten doch etwas mehr Leute hinter dem Ofen hervor kriechen und sich ins Gleis schleppen, denn Tim Crabtree hat es verdient, ob solo oder mit Band.

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