Donnerstag, 29. Mai 2014

Sleaford Mods

Sleaford Mods

13.05.14 Djäzz, Duisburg

Die Sleaford Mods sind ein Duo aus Nottingham, dessen Musik ich als Rant'n'Proll bezeichnen würde, das Auskotzen der Arbeiterklasse über die politische und wirtschaftliche Situation in England, untermalt von Beats vom Band, die weniger Hip Hop sind als Post-Punk-Wave-Rhythmen. Bereits letztes Jahr spielten sie im Duisburger Djäzz, von mir leider verpasst, aber es gab ja eine zweite und vielleicht letzte Chance, die Band in so kleinem Rahmen zu sehen, denn inzwischen hat mit Erscheinen des aktuellen Albums Divide And Exit auch das Feuilleton die beiden entdeckt und abgefeiert.
Wobei die Bezeichnung Band unpassend ist, schließlich findet sich auf der Bandcamp-Seite das Zitat  "I used to be in bands, fuckin hated it" von Sprachrohr Jason Williamson.

Djäzz

Daher war die Bühne auch (gerade im Vergleich zum Auftritt von Action Beat an gleicher Stelle einen Monat zuvor) aufgeräumt, ein Mikro und Monitor für Williamson und ein Laptop auf Bierkisten. Weniger aufgeräumt als bei Action Beat war es hingegen um halb zehn vor der Bühne, denn als der Auftritt der Mods begann, war das Djäzz fast gerammelt voll. Andrew Fearns öffnete (nicht zum letzten Mal an diesem Abend) eine Bierflasche, drückte eine Taste am Laptop und mit Jolly Fucker ging es los. Die Beats und das Bier sorgten für eine Punkkonzert-Atmosphäre und Jason Williamsons Verbalattacken sorgten dafür, dass die Beine tanzen wollten, während Augen und Ohren von seinen Lippen magisch angezogen wurden.

Sleaford Mods

Dabei war er keine Rampensau, stieß seinen Wortschwall meist mit geschlossenen Augen aus und tigerte ansonsten im Kreis um den Mikrofonständer oder führ sich wie ein Tic ständig über den Schädel. Aber seine Art zu "singen" machten klar, dass er seine Texte Ernst meinte, das war keine literarische Figur, aus deren Perspektive er Geschichten erzählte, sondern er wirkte authentisch und persönlich angepisst von dem, was er zu sagen hatte: "And when I said I didn't like that's because I really don't" (aus meinem persönlichen Highlight The Wage Don't Fit).

Sleaford Mods

Aber zwischendurch gab es kleine Momente, in denen die Mods kurz das Ganze zu genießen schienen, dann machte Fearns mit seinem Handy breit grinsend Fotos von den Zuschauern und Williamson verharrte lächelnd am Bühnenrand, bevor es direkt weiter ging, den Wankers, Fuckers und Urine Mates dieser Welt den Stinkefinger zu zeigen.
Den Leuten gefiel es zunehmend besser, waren sie am Anfang noch etwas reserviert und eher gespannt, was an dem derzeitigen Hype wohl wirklich dran ist, verwandelte sich die Neugier in Begeisterung, es wurde getanzt und Fäuste in die Luft gereckt.


Nach gut einer Stunde inklusive Zugabe war das Wortgewitter vorüber und hinterließ nicht nur mich begeistert. Und wenn sich jemand fragt, ob die Sleaford Mods nur ein kurzzeitiger Novelty Act sind, der möge bedenken, dass sie sich bereits seit sieben Jahren über den Zustand der Welt auskotzen und ein Blick in die täglichen Nachrichten lässt vermuten, dass es noch genug Material für weitere Alben gibt.

Bohren & Der Club Of Gore / Kreidler

Bohren & Der Club Of Gore / Kreidler

09.05.14 Philharmonie, Köln

"Acht Brücken - Musik für Köln" nennt sich ein Festival, das die Musik der Moderne in den Mittelpunkt stellt. Und da es Musik für und nicht aus Köln hieß, spielten an einem Abend in der Philharmonie Kreidler aus Düsseldorf und Bohren & Der Club Of Gore aus Mülheim an der Ruhr.
Ich hatte wieder einmal meinen Stammplatz buchen können, Reihe 2 - Platz 3, einem Einzelsitz direkt in der ersten Reihe vor der Bühne, wie man der Nummerierung unschwer entnehmen kann.

Kölner Philharmonie

Kurz nach Acht betraten zunächst Kreidler die Bühne. Der Saal war sehr gut gefüllt, der Oberrang war zwar nicht geöffnet, die übrigen Plätze aber fast ausverkauft. Kreidlers Musik erinnerte früher sehr an die andere elektronische K-Band aus D-Dorf, doch mit dem brandneuen Album ABC bewegen sie sich in eine neue Richtung. Der elektronische Grundton blieb natürlich, aber vor allem das Schlagzeug lieferte in der Philharmonie den Beat für deutlich songorientiertere Strukturen, die nicht nur mir sehr gut gefielen, so dass sogar eine Zugabe gespielt wurde und das als Vorgruppe. Der Band selber schien den Auftritt auch zu gefallen, ließ sich auch von einem kleinen Software-Problem nicht aus der ruhe bringen und zeigte sich nur kurz irritiert, als sie vor der Zugabe vom Hauspersonal Blumen überreicht bekamen, scheinbar kannten sie diesen in der Philharmonie üblichen Brauch nicht.

Kreidler

Die folgende Umbaupause gestaltete sich kurz, denn Bohrens Equipment war bereits im Hintergrund aufgebaut, so dass nur Kreidlers Sachen weggeräumt werden mussten. Zum Glück wurden die Gäste per Fanfare wieder in den Saal gerufen, denn wie immer bei den Auftritten der Mülheimer wurde dieser abgedunkelt bis auf die dezenten Spots an den einzelnen Instrumenten, so dass Zuspätkommer Mühe gehabt hätten, ihre Plätze zu finden. Das neue Album Piano Nights klingt trotz seiner typischen Gemächlichkeit geradezu beschwingt und wurde an diesem Abend komplett gespielt. Auf die trockenen Ansagen, die sonst die Melancholie der Stücke so schön konterkarieren, wurde zwar nicht komplett verzichtet, aber sie waren doch reduzierter als ich es von früheren Auftritten kannte. Dafür setzte es eine längere Lobeshymne auf das Gebäude 9, dessen drohendes Aus, in den letzten Wochen der Gesprächsstoff in der Indie-Szene in und um Köln, wohl abgewendet werden konnte. Dabei blitzte dann der Bohren'sche Humor auf, denn sie stellten fest, dass es in Köln doch viel abreißenswertere Gebäude gäbe.

Bohren & Der Club Of Gore

Vor dem letzten Stück Komm zurück zu mir wurden bereits zwei Zugaben angekündigt, denn die älteren Herren haben es sich schon seit längerem abgewöhnt, nach dem Ende des regulären Sets die Bühne zu verlassen und spielten stattdessen nach einer kurzen Verbeugung am Bühnenrand, die auf Grund der dort fehlenden Beleuchtung mehr zu ahnen als zu sehen war, einfach weiter. Mit Karin vom Album Dolores endete dann nach gut 85 Minuten der Auftritt.


Wie schon im letzten Jahr in der Christuskirche störte mich nur der Sound der Schlagzeugbesen, der selbst beim ansonsten perfekten Klang in der Philharmonie wie eine defekte Lüftung nervte. Aber selbst diese Kleinigkeit konnte den guten Konzertabend nicht trüben.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Astronautalis

Astronautalis / Valerian Swing

08.05.14 Gleis 22, Münster

Passen Hip Hop und Math Rock zusammen? Zumindest für meine Ohren an diesem Abend in Münster nicht. Das italienische Trio Valerian Swing spielte die Mucker-Variante dieses Genres, sicherlich exzellente Technik, allerdings zu Lasten guter Songs, so dass sie mich im Gegensatz zu Bands wie Tera Melos leider nur langweilten.

Astronautalis

Ist Astronautalis eigentlich live noch Hip Hop? Wie schon letztes Jahr in Oberhausen tourte er wieder mit Gitarrist und Schlagzeuger und erneut wurde so nahezu eine Indierockshow aus seinem Auftritt. Wieder amüsierte er mit kleinen Geschichten wie seinen Erfahrungen in Berlin, wo er erstmals Punks auf einem Rave erlebte mit anschließender Randale. Musikalisch gab es zwei neue Songs zu hören, ansonsten war es wieder das bewährte Hit-Paket aus Songs von Pomegranate und This Is Our Science. Leider war das Publikum nicht so zahlreich erschienen wie im Druckluft und auch nicht so feierwillig, so dass mir unter dem Strich der letztjährige Auftritt deutlich besser gefiel.

Astronautalis

Nichtsdestotrotz war Andy Bothwell sehr unterhaltsam und eine sehr sympathische Rampensau, die man sich nicht entgehen lassen darf.

Dienstag, 27. Mai 2014

The Pack A.D.

The Pack A.D. / Coal Creek

03.05.14 MTC, Köln

Das war mal wieder so ein Samstag Abend in Köln, an dem Musikinteressierte die Qual der Wahl hatten. Marcus Wiebusch spielte im Stollwerck, Messer in der Werkstatt und Minor Alps (Matthew Caws von Nada Surf und Juliana Hatfield) waren im Luxor. Da überraschte es nicht wirklich, dass es im MTC recht leer war.
Das hinderte jedoch Coal Creek nicht daran, ihren durchschnittlichen Alternative Rock mit großen Posen zu untermalen und die zu dem Zeitpunkt vielleicht gerade einmal fünfzehn Anwesenden zum Mitklatschen aufzufordern. Mehr Worte muss man über diesem Auftritt nicht verlieren.

The Pack A.D.

The Pack A.D. hatte ich 2010 zweimal im Vorprogramm von Nomeansno gesehen und beide Male hatte das kanadische Duo die Leute restlos begeistert und für eine Vorgruppe ungewöhnlich begeistert. Mit frischem Album Do Not Engage am Start schauten sie nun endlich mal wieder hierzulande vorbei und hätten deutlich mehr als die vielleicht 30 Zahlenden verdient gehabt.


Ihren an Sleater-Kinnes erinnernden Blues-Punk haben sie verfeinert und auf Platte zwar etwas glatter poliert, aber live waren sie immer noch so rau und dreckig wie vor vier Jahren. Wie auch bei den Blood Red Shoes war trotz Duo-Besetzung Schlagzeug/Gitarre der Sound von The Pack A.D. unglaublich druckvoll und kompakt, man vermisste nichts. Und das spürten auch die wenigen Zuschauer, die mit jedem Lied mehr aus den dunklen Ecken nach vorne zur Bühne gekrochen kamen und offensichtlich ihren Spaß hatten.


Dies schienen auch die beiden Kanadierinnen zu spüren, denn sie wurden auch zusehends lockerer und genossen offensichtlich den Auftritt.Natürlich spielten sie hauptsächlich neue Songs, aber zwischendurch glänzte auch so manches ältere Highlight wie Deer von We Kill Computers. Und obwohl Do Not Engage bereits das fünfte Album von The Pack A.D. ist und sie somit über ausreichend eigenes Material verfügen, packten sie auch noch zwei Coverversionen in ihr gut einstündiges Set. So huldigten sie mit I Was A Teenage Werewolf den Göttern des Garagenrocks, The Cramps.


Überraschender war da schon die Version von I Got You von Split Enz, die mir aber gerade deshalb besonders gut gefiel.
Nach dem Auftritt verschenkten sie noch Buttons und bedankten sich fast bei jedem, der den Weg in den Kellerclub gefunden hatte. Und jeder, der an diesem Abend woanders war, sollte sich gefälligst ärgern, ein mitreißendes Rockkonzert ohne viel Schnickschnack verpasst zu haben.


Freitag, 16. Mai 2014

Descendents

Descendents / Bodyjar / Barb Wire Dolls

01.05.14 Skater's Palace, Münster

Die Descendents spielten in Münster, was für ein Feiertag. Na ja, ein Feiertag war es in jedem Fall, denn es war schließlich der 1. Mai, Tag der Arbeit. Und da erst die Arbeit und dann das Vergnügen kommt, begann der Abend im Skater's Palace mit richtiger Maloche.

Barb Wire Dolls

Um viertel vor Acht war der Raum vor der Bühne noch sehr, sehr übersichtlich gefüllt und es war unglaublich anstrengend, nicht auch nach draußen in den Hof oder nach nebenan ins Café zu gehen und sich stattdessen tatsächlich die von Griechenland in die USA ausgewanderten Barb Wire Dolls anzuhören.
Musikalisch war es hardrockiger Streetpunk, der mir am Allerwertesten vorbei ging, was aber das ganze unerträglich machte, war der Auftritt der vier Gyrosburger. Mit simpelsten Phrasen wurde ständig zur Revolution aufgerufen von einer Band, die ihre Klamotten wahrscheinlich aus einer hippen Punk-Boutique in LA hat und dementsprechend viel Wert auf einen durchgestylten Auftritt legten. Da entledigte sich die Sängerin in ihren Stöckelschuhen ihrer weißen Lederjacke, indem sie sie wütend über die Missstände dieser Welt auf den Boden warf, woraufhin der sonnenbebrillte Roadie am Bühnenrand die Jacke direkt einsammelte und pfleglich am Bühnenrand deponierte. Später wälzte sie sich gequält von der Schlechtigkeit aller lasziv auf dem Bühnenboden, was allerdings eher an einen epileptischen Anfall erinnerte. Das spärliche Publikum ignorierte aber die Bemühungen der Band, so dass zum Ende der wütende Blick und das Fuck You! wenigstens aufrichtig klangen.

Bodyjar

Revolutionär an den Barb Wire Dolls schien nur ihr Merchandise zu sein, denn laut dem Tourtagebuch von Bodyjar boten die Püppchen für nur einen Fünfer mehr an, Löcher in ihre T-Shirts zu schneiden, damit man gleich viel punkiger aussehe.
Apropos Bodyjar, im Februar 1996 waren die Australier im Vorprogramm der Schweden von No Fun At All auf Tour und da ihr damals aktuelles Album von den Descendents/ALL-Leuten Stephen Egerton und Bill Stevenson produziert worden war, wollten wir sie uns im alten FZW anschauen. Leider waren wir etwas spät dran und verpassten ihren Auftritt. 18 Jahre später konnte also diese Lücke endlich geschlossen werden und es lohnte sich. Druckvoller Skatepunk mit einer gehörigen Prise Leatherface und gutem, teils mehrstimmigen Gesang überzeugte nicht nur uns, sondern auch die Halle füllte sich zusehends und die Leute wippten mit. Es war aber auch eine wohltuende Abwechslung zu dem Theater davor und gleichzeitig die perfekte Einstimmung auf den Hauptact.


Drei Jahre nach ihren letzten Shows in Europa, bei denen sie abgesehen von Festivals nur in London Headliner-Shows spielten, also endlich wieder die Gelegenheit, sie ausführlich auf deutschem Boden zu sehen. Eigentlich wünschte ich mir ja, dass Milos Stimme wieder den Geist aufgeben würde und sie stattdessen Chad Price ans Mikro lassen und ein ALL-Set spielen würden, denn auf dem Tour-Plan standen auch einige ALL-Shows in Paris, London und Stuttgart und das hätte ich noch lieber gehabt.
Aber seine Stimme war in Ordnung und so gab es wie schon vor drei Jahren einen bunten Reigen aus rund 30 Hits aus über 30 Jahren Bandgeschichte, der natürlich dennoch Begeisterung auslöste und das im Schnitt deutlich ältere Publikum in ihre Jugend zurück versetzte.

Descendents

Apropos Jugend, während Stephen Egerton fast immer noch so jung wie damals aussah, erinnerte Karl Alvarez mit seinem grauen Bart fast ein wenig wie eine sehnige Ausgabe von Peter Gabriel. Bill Stevenson hingegen wirkte noch massiger und auch etwas dadurch angeschlagen, denn nach dem Auftritt verteilte er noch am Bühnenrand die restlichen Setlists und schleppte sich dabei mehr schlecht als recht über die Bühne. Milo hingegen in Hemd, Shorts und barfuß in Slippern hätte auch als amerikanischer Durchschnittstourist durchgehen können.
Bei Thank You führte ihn der Weg in den Bühnengraben, um sein Mikro der ersten Reihe ins Gesicht zu halten, auch einem älteren Herrn in himmelblauem ALL-Shirt. Die Zugabe wurde vom X-Cover Johnny Hit And Run Paulene eröffnet, ehe nach gut 75 Minuten mit Catalina das Vergnügen vorbei war.


Alte Männer haben mal wieder fast ebenso alte Männer zufrieden nach Hause geschickt und wenn sie vielleicht noch einmal als ALL in meine Nähe kämen, dann wäre zumindest ein alter Mann sogar glücklich.

Setlist:
Everything Sux
Hope
Rotting Out
I Wanna Be A Bear
Clean Sheets
My Dad Sucks
Van
Suburban Home
Silly Girl
Pervert
I'm The One
Coffee Mug
All-O-Gistics
Nothing With You
I Like Food 
Myage
When I Get Old
Coolidge
Get The Time
Talking
I Don't Want To Grow Up
Weinerschnitzel
No, ALL!
Bikeage
Thank You
I'm Not A Loser
Descendents
------------------------------
Johnny Hit And Run Paulene
Kabuki Girl
Catalina

Mittwoch, 14. Mai 2014

Kalle Mattson

Kalle Mattson / Dino Joubert

30.04.14 Sissikingkong, Dortmund

Kalle Mattson ist kein Skandinavier, wie der Name vermuten lässt, sondern ein kanadischer Musiker, der mit seiner Band zum Tanz in den Mai im Sissikingkong aufspielte. Aber Dino Joubert, der das Vorprogramm bestritt, ist kein Franko-Kanadier sondern aus Soest.

Dino Joubert

Die ersten zwei Songs bestritt er solo und da erinnerte seine Stimme ein wenig an Sufjan Stevens. Danach gesellten sich ein Schlagzeuger und ein Bassist dazu und es wurde leider langweilig. Die Songs plätscherten so vor sich hin und vor allem Jouberts Gitarrenspiel wirkte etwas hölzern und ungelenk.
Auch Kalle Mattson kam zunächst ohne seine komplette Begleitband auf die kleine Bühne im Keller des Sissikingkong. Nur mit seiner Gitarre und dem Tastenmann/Trompeter eröffnete er sein Set. Sofort spürte man, dass er im Gegensatz zu Dino Joubert Bühnenpräsenz hatte, wusste sofort mit seiner an John K. Samson von den Weakerthans erinnernde Stimme zu fesseln.

Kalle Mattson

Mit dem Rest der Band an elektrischer Gitarre, Bass und Schlagzeug wurde es dann noch besser, denn vor allem die post-rockigen Klänge der E-Gitarre zusammen mit der Trompete bildeten einen schönen Kontrast zum folk-rockigen Rest. Nur ein kurzer akustischer Solo-Ausflug im Set, danach ging es weiter in voller Besetzung.und vor allem mit Stücken seines gerade erschienenen dritten Albums Someday, The Moon Will Be Gold.


Den Leuten im sehr gut gefüllten Raum gefielen die Lieder und die kleinen Geschichten dazu offensichtlich, denn eine lautstarke Zugabe wurde gefordert. Kurz nach zehn schien dann mit einer sehr schönen Version von Pick Me Up Schluss zu sein, doch eine kleine Zugabe hatte Mattson noch auf dem Zettel, Amelie, den letzten Song des neuen Albums. Zunächst erzählte er die Geschichte des Liedes, das auf den letzten Drücker noch aufgenommen wurde, ehe er es komplett unplugged spielte, um die Nachtruhe der Nachbarn des Sissikingkong nicht zu gefährden. Einen krönenderen Abschluss dieses tollen Auftritts hätte es kaum geben können.


Kanada scheint ein großes Reservoir an talentierten Singer/Songwritern zu haben, ich erinnere mich da nur an die grandiosen Auftritte von The Burning Hell oder Evening Hymns und wenn so ein Talent dann noch im kleinen Club um die Ecke spielt, macht es besonders viel Spaß.


Montag, 12. Mai 2014

Listener

Listener / North Alone

28.04.14 FZW, Dortmund

Fast genau auf den Tag vor acht Monaten hatten Listener bereits einmal im FZW gespielt, so dass es schon überraschend war, dass sie für die zweite Europa-Tour zu ihrem Album Time Is A Machine erneut im Dortmunder Club spielten.

Listener

Den Auftakt des Abends bestritt North Alone, eine Gitarre und dazu eine raue Stimme, vor gerade mal vier Handvoll Zuschauern. Das war dann auch die Art von Emo-Country-Folk, für die ich Chuck Ragan schon nicht mag, dazu gesellten sich furchtbare, Klischee behaftete Ansagen ("Was machen Frauen, wenn sie verlassen wurden? Heulen. Und was machen Männer, wenn sie verlassen wurden? Richtig, saufen."), so dass ich mich ziemlich langweilte. Da konnte auch das tigeryouth-Cover nichts rausreißen, zeigte es doch, dass es auch Männer mit einer akustischen Klampfe gibt, die toll klingen können, selbst wenn ihre Songs nicht gut gecovert werden.

Listener

Gott sei Dank kamen dann Listener und der Club des FZW war zum Glück etwas besser gefüllt, wenn auch weniger Leute kamen als noch im August letzten Jahres. Und es galt erneut, was ich bereits damals zu ihrem Auftritt geschrieben habe. Im Prinzip war es der qualitativ die gleiche Show, nur mit anderer Setlist. Listener sind mittlerweile live eine Rockband, die es dennoch immer wieder schaffen, die früheren Gänsehaut-Momente zu erzeugen. Während sie erneut Death By Shotgun, trotz mehrfacher Wünsche aus dem Publikum, nicht spielten, stand Wooden Heart diesmal auf dem Programm, die ersten Zeilen ganz allein von Dan Smith vorgetragen, so dass mir prompt ein Schauer den Rücken runter lief und sie mich an diesem Abend wieder gepackt hatten. Sie hatten wieder Spaß daran, kleine Zitate zwischen ihre eigenen Stücke zu mogeln, so wurde u. a. War Pigs angespielt und der Schlagzeuger wemste wieder wie ein Berserker auf sein Instrument ein, so dass es erneut auseinander fiel. Eine Zugabe, das wunderbare Falling In Love With Glaciers, und dann war nach etwas mehr als einer Stunde Schluss.


Auf Grund der etwas besser durchgemischten Setlist und wegen Wooden Heart gefiel mir dieses Konzert sogar noch besser als der Auftritt letztes Jahr, aber schlechte Shows kann ich mir von Listener eh nicht vorstellen.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Small Beast w/ Elysian Fields

Small Beast

w/ aniYo kore / Elysian Fields / Paul Wallfisch

25.05.14 Schauspielhaus, Dortmund

Nach den beiden großartigen Small Beats mit Thalia Zedek und Ken Stringfellow standen diesmal für mich weniger spektakuläre Namen auf der Gästeliste, nämlich das New Yorker Duo Elysian Fields und den Dortmunder Lokalmatadoren aniYo kore.
Gastgeber Paul Wallfisch eröffnete den Abend diesmal auf seinen Knien, auf allen Vieren kroch er durchs Institut, ehe er an seinem Klavier Platz nahm. Er spielte damit auf seinen New Yorker Freund Robert Leaver an, der seit Ende letzten Jahres als Aktionskunst den Broadway entlang kriecht, darüber bloggt und auch ein Lied darüber geschrieben hat, das Paul dann natürlich auch spielte.

Paul Wallfisch

Anschließend lieferte er auch noch die Erklärung für den neuen Teppich. Der alte und auch die sonst ausliegenden Kissen fielen nämlich einer Brandschutz-Inspektion zum Opfer, so dass Wallfisch noch schnell aus seiner Wohnung einen alten Läufer holen fuhr. Bei der Gelegenheit brachte er auch noch direkt einen Nachbarn mit, der ihn bei einem Stück an der Klarinette unterstützte. Auch Oren Bloedow von Elysian Fields begleitete ihn bei einem Song an der Gitarre, nach Pauls Worten ein brandneues Lied, dass er auf der kurzen Tour mit dem New Yorker Duo geschrieben hatte und erst zum zweiten Mal überhaupt öffentlich darbot nach der Premiere in Hamburg am Abend zuvor.



Nach Paul Wallfischs wieder einmal gelungener Einleitung kamen überraschenderweise nicht aniYo kore, sondern der eigentliche Headliner des Abends, Elysian Fields. Owen Bloedow setzte sich ans Klavier und Sängerin Jennifer Charles nutzte Wallfischs Teppich als Spielwiese für ihren Auftritt im Glitzerkleidchen. Ich kannte von ihnen bislang nur ihr neuestes Album For House Cats And Sea Fans und war nicht durchweg begeistert. Das Album plätschert mit deinem angejazzten Grundton etwas belanglos vor sich hin und auch der Gesang ist mir etwas zu gehaucht und spannungslos. Und auch live konnten mich die neuen Stücke nicht wirklich überzeugen. Doch zum Glück wechselte Bloedow zwischendurch öfter an die Gitarre und dann wurde es gleich besser mit einem minimalistischen Indieblues, der mich teilweise an The Kills erinnerte.

Elysian Fields

Auch bei diesen Songs war zwar der Gesang die Schwachstelle, wurde jedoch durch das fast manische Gitarrenspiel mehr als wett gemacht. Und natürlich durfte auch Paul Wallfisch zwischendurch wieder an sein Klavier und das Duo zum Trio erweitern.
Nach der obligatorischen Pause wurde es elektronisch mit aniYo kore, Dortmunds Antwort auf Portishead.
Ein Mann sorgte am Laptop für die Beats und Samples und eine Frau sang dazu mit einer wirklich hervorragenden Stimme, die durchaus an Beth Gibbons erinnerte, allerdings ohne ihre manchmal etwas zu weinerliche Phrasierung. Das gefiel nicht nur mir, so dass es bei diesem Small Beast zu später Stunde das Institut gefüllter blieb als sonst.

aniYo kore

Zum Abschluss kündigte Paul Wallfisch an, dass das nächste Small Beast im Mai zwar das letzte sei, aber nur für die aktuelle Spielzeit und dass es im Herbst weiter gehen werde, eine hervorragende Nachricht am Ende eines langen und zwar im Vergleich zu den Monaten zuvor nicht so überragenden, aber dennoch natürlich sehr unterhaltsamen Abends.

Montag, 5. Mai 2014

Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen

Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen / Schreng Schreng & La La

23.04.14 FFT, Düsseldorf

Nachdem sie in den letzten Monaten ihre geplanten Auftritte im Ruhrgebiet immer kurzfristig absagen mussten, hatten es die Kieler Tauben diesmal tatsächlich geschafft zu erscheinen. Der Grund für den Auftritt war aber rein pragmatischer Natur, denn sie hatten einfach keine Lust, vom hohen Norden in einem Stück durch bis nach Freiburg zu fahren, wo sie tags drauf auftraten.

Schreng Schreng & La La

Da hatte die Vorgruppe es von Köln bedeutend näher. Schreng Schreng & La La sind das Nebenprojekt des Sängers von Love A, mit denen meine Ohren ja etwas auf Kriegsfuß stehen. Deshalb ging ich auch etwas skeptisch an den Auftritt heran, wurde aber mehr als positiv überrascht. Kleine textliche Absurditäten wechselten sich mit ernsthaft poetischen Ergüssen ab, dazu gab Sänger Jörkk eine sympathische Rampensau ab und verlieh dem akustischen Geklampfe mit seiner Stimme den nötigen Biss. Während mir Love A oft zu bemüht wirkten, war das ein lockerer Spaß, der aber nie zum reinen Ulk verkam, dafür waren die Texte einfach zu gut.


Nicht nur auf Grund des Namens und des kauzigen Auftretens könnte man ja auch Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen als Spaßkombo missverstehen, doch der astreine Wavepunk á la Fehlfarben und die ebenfalls zum Teil Feuilleton tauglichen Texte konterkarieren diesen Eindruck ja zum Glück. Die La Palomas spielten nicht nur die Gassenhauer ihres Albums Postsexuell, sondern streuten auch frühere und neue Stücke ein, wobei sich hier schön zeigte, wie sehr der Einfluss der vom Band eingespielten Elektroniksprengsel gewachsen ist gegenüber den doch recht straighten Frühwerken.


Andererseits brachten diese Einspieler auch Probleme mit sich, denn mehrfach verpasste der Schlagzeuger den Einsatz und dann hieß es, alles zurück und nochmal von vorn. Doch das Publikum nahm das nicht krumm und auch wenn es gerade einmal soviel Besucher wie Zähne in einem vollständigen Gebiss anwesend waren, schien es auch der Band zu gefallen. Das Manifest der Band Leb so, dass es alle wissen wollen beendete das normale Set, aber eine Zugabe durfte dann noch folgen.

Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen
Doch auch das reichte den Düsseldorfern nicht und so kehrten die La Palomas noch ein zweites Mal auf die schmalen Bretter, die die Welt bedeuten, zurück, schließlich ist das FFT ein Theater, auch wenn das Konzert im Kellerfoyer stattfand. Zum Abschluss hatten sich die Drei etwas Besonderes überlegt, indem sie D.B.D.D.H.K.P. ein zweites Mal an diesem Abend spielten, allerdings als Remix angekündigt und dementsprechend deutlich elektronischer als die reguläre Fassung.


Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma sind nicht so verkopft wie Messer und auch auf Grund ihres Alters nicht so ungestüm wie Die Nerven, bilden aber für mich derzeit mit diesen Bands zusammen die Speerspitze der deutschen Indiebands,