Donnerstag, 30. Dezember 2010

My Best Of 2010

Alright, the year's closing down, time to sum it all up...

Best concerts 

Oran Mor
  • The Unwinding Hours / The Twilight Sad (Glasgow - Oran Mor)
A perfect evening in an amazing venue. The Twilight Sad definitely were the support band of the year with a breathtaking acoustic set but were still topped by The Unwinding Hours whose music just seemed to be made for that old church building.
  • A Place To Bury Strangers (Münster - Gleis 22)
White light, white heat with 45 minutes of white noise. This was what The Jesus & Mary Chain always promised but the what band could never live up to live. A Place To Bury Strangers just blew everyone away, going deaf never sounded that good before.
  • Mission Of Burma (London - Dingwalls)
Old men on stage enjoing that old men in front of the stage enjoyed them rocking with an energy that most bands would die for to still have it.
  • Leatherface (Düsseldorf - Stone)
Again, old men proving that punk's not dead. It was so good to see Frankie Stubbs so moved that the crowd went wild to his songs.
  • Pavement (London - o2 Brixton Academy)
Cashing in on being indie music's darlings more than fifteen years ago. Why not, if you can play such a wonderful greatest hits set and be so relaxed as if it were still 1992.
  • Grant Hart (Münster - Gleis 22)
Another revival of an old man, 15 years after his last tour of Germany. He wrote so many songs for eternity over the past 30 years and he played them all.
  • Off With Their Heads (Bonn - Bla)
That was the archetype of a brilliant punk rock show: a small club filled with people who wanted to sing along and fill the air with sweat and beer and a band rocking hard to give them what they wanted.
  • RVIVR (Köln - Aetherblissement)
Feeling the energy and enthusiasm of a band playing a sold out show on their first European tour: priceless.
  • The Unwinding Hours (Glasgow - Stereo)
The first headlining show of The Unwinding Hours and as Olympic Swimmers opened, a package not to forget.
  • The Unwinding Hours (Stuttgart - Schocken)
Many of the continental shows had their own memorable moments and there were really good ones like the shows in Köln, Wien and Hamburg but this one stood out as Instrument also were at their best.

Best albums


  • Superchunk - Majesty Shredding
The comeback of the year, 'nuff said.
  • The Unwinding Hours - The Unwinding Hours
The other comeback of the year, no need to say more, too.
  • RVIVR - RVIVR
You just can't listen to them and not become hyperactive singing along and wanting to jump around like a teenager.
  • Stephen Egerton - The Seven Degrees Of Stephen Egerton
Smells like ALL, looks like Descendents, sounds great.
  • Dead Mechanical - Addict Rhythms
Pixies going punk, Superchunk with a rougher edge, just my kind of music this year.
  • Off With Their Heads - In Desolation
The best Dillinger 4 album you could possibly get.
  • The Great St. Louis - In Your Own time
Better than Leatherface, at least on record.
  • Gifts From Enola - Gifts From Enola
I like post-rock whent it puts the stress on rock.
  • Iron Chic - Not Like This
Latterman split up three years ago and now you have RVIVR and Iron Chic.
  • Therapy? - We're Here To The End
It's only a live album but it's 36 songs that accompanied me over the last 19 years.

Best songs

  • RVIVR - Seethin'
"Like a cast iron left on a hot stove - it's burning..."
  • The Unwinding Hours - Peaceful Liquid Shell
I could have chosen Knut for its stoic mantra, The Final Hour for its detonation into a wall of sound or Solstice for its heart warming lyrics, but in the end the bass line wins it for me.
  • Superchunk - My Gap Feels Weird
Skip Steps 1 & 3 and you'll end up at this one.
  • ANR - Endless Fields Of Mercury
Thanks to the radio station eldoradio of the Dortmund university,  I discovered this one making Interpol sound so lame.
  • The Bewitched Hands - Work
 Another treasure of the eldoradio internet stream, beautiful indie music from France.
  • Lovers - Peppermint
 And a third eldoradio gem.
  • M.I.A. - XXXO
Fuck Lady Gaga...
  • The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die - Victim Kin Seek Suit
Get a shorter name but keep on making such beautiful songs in the vein of Aereogramme.
  • Off With Their Heads - Clear The Air
"Goddammit, I'm falling apart..."
  • The PUMA Hardchorus - Truly, Madly, Deeply
It's for a commercial, it's a Savage Garden song and it's a bunch of f***ing Spurs hooligans, but it's great.

And 2011?
Got my tickets to see Elbow in Glasgow and Descendents in London, Iron Chic will tour Germany in May and I still hope for Superchunk to come to Europe as well...

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Sophia

Sophia

12.12.10 Grend, Essen

Wochenend- und zugleich Urlaubsende, da passte nichts besser in die melancholische Stimmung als ein Sophia-Konzert.
Diesmal gab sich Robin Proper-Sheppard solo die Ehre und das Grend war komplett bestuhlt und erweckte so die Atmosphäre eines kleinen Kammerkonzerts. In weißen Slippern betrat er dann kurz nach neun die Bühne und spielte sich direkt mit Heartache, If Only und dem wunderbaren Swept Back einmal qzer durch Sophias Bandgeschichte, ehe er dann elegant die Schuhe abstriff und auf Socken weitermachte. Dabei widmete er sicvh auch ausführlich dem Publikum, dass er vorab im Netz gebeten hatte, per Mail Wünsche für die Setlist zu äußern und erzählte immer wieder kleine Geschichten zu den Liedern, über den Tod von God Machine-Kollege Jimmy Fernandez oder über gescheiterte Beziehungen, vielleicht dem Hauptthema in seinen Liedern. Doch sein geradezu britisches Understatement verhinderte dabei, dass dieser Seelenstriptease peinlich wirkte. So kündigte er z. B. Lost (She Believed In Angels) an, spielte es dann aber doch nicht, weil er zu aufgewühlt dafür sei (es handelt vom Tod seiner Mutter).
Nach gut 70 Minuten und den ersten Akkorden von The Sea unterbrach Robin seinen Auftritt, da ihm schwindelig sei und er umzukippen drohte. Die voll aufgedrehte Heizung sorgte in der Tat für eine geradezu unangenehme Wärme im Raum, so dass die Küftung angestellt wurde. Nach gut fünf Minuten kehrte Robin mit zwei Flaschen Wasser unter dem Arm zurück. Doch nach nur einem weiteren Lied war dann endgültig Schluss, es ging einfach nicht mehr.
Dennoch waren die knapp achzig Minuten kaum an Intensität zu überbieten und traumhaft schön.

EA 80

EA 80

11.12.10 AK 47, Düsseldorf

Bis mittags sah die Wochenendplanung so aus: gemütlich mit der Freundin Essen gehen und anschließend Harry Potter im Kino schauen. Doch dann las ich auf Twitter, dass EA 80 zwei Abende im AK 47 spielen sollten. Mal schnell im Netz recherchiert (dort war die Überraschungsband ?? ?? vom Niederrhein angekündigt) und von der Liebsten das OK für eine alternative Samstagabend-Unterhaltung eingeholt und dann ab nach Düsseldorf. Da ich vorsichtshalber sehr früh in der Kiefernstraße ankam (man weiß ja nie, wie geheim solche Konzerte wirklich sind), war noch kein Einlass, aber ein kleiner DIN A5-Zettel an der Tür bestätigte, dass tatsächlich das Mönchengladbacher Punk-Urgestein heute Abend hier spielen würde.
Ohne Vorband gings gegen halb zehn dann los. Die Band spielte eher schnellere Stücke, die langsamen Düsterdepressionen blieben aus. Das AK 47 war dabei gut gefüllt, aber zum Glück nicht ausverkauft, so dass Junge sogar scherzhaft drohte, wenn die Lücken in  der ersten Reihe nicht bald geschlossen würden, dauerte der Auftritt nur dreißig Minuten. Auch fragte er in die Runde, wer denn alles die Kassierer oder Lokalmatadore erwartet habe. Am Ende waren es dann doch gut anderthalb Stunden und mit Häuser bei ausgeschaltetem Saallicht wurde sogar ein großartiger Schlusspunkt gesetzt.
Es war sicherlich nicht der beste Auftritt, aber in so entspannter Atmosphäre hat man EA 80 sicher schon lange nicht mehr gesehen. Und besser als Harry Potter war es allemal.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Grant Hart

Grant Hart / Kenneth Minor

01.12.10 Gleis 22, Münster

15 Jahre sind eine lange Zeit und die ist vergangen, seit Grant Hart das letzte Mal in Deutschland auf Tour war. Überhaupt hat er sich in den letzten Jahren rar gemacht, gerade mal zwei Alben veröffentlicht und es nur zweimal nach Europa zu kurzen Abstechern geschafft, wie vor zwei Jahren ins belgischen Leuven.Im Vergleich zu damals sieht er besser aus, nicht ganz so abgewrackt, auch wenn man im schon mit seinen knapp 50 Jahren den nicht immer gesunden Lebenswandel deutlich anmerkt.
Anlass seiner Deutschland-Auftritte ist die nur hierzulande auf einem kleinen Label veröffentlichte Sammlung von B-Seiten und Raritäten unter dem Titel Oeuvrevue. Als Opener spielten seine deutschen Label-Kollegen Kenneth Minor, die unaufdringliche, countryfizierte Gitarrenmusik machen.
Grant selber hatte dann die Bühne für sich ganz allein, nutzte den Raum auch für seine Wanderungen in den Solopassagen und wirkte ausgesprochen gut gelaunt. Mit You`re The Reflection Of The Moon On The Water von der Hot Wax ging es los, doch sofort mit den nächsten beiden Stücken wurde klar, dass es heute eine Werkschau durch sein umfassendes Schaffen geben würde: Books About UFOs von Hüsker Dü und 2541 von seinem Solodebüt Intolerance. Immer wieder wechselten sich Hüsker Dü-, Nova Mob- und seine Solo-Stücke ab und er bat auch das Publikum aktiv um Liedwünsche, die er auch prompt erfüllte, auch wenn er manchmal kurz in sich gehen musste, wie denn das Lied noch ging und bei Actual Condition dann doch den Text der letzten Strophe nicht mehr hinbekam. Seine Stimme ist zwar etwas rauer als früher, so dass er bei Admiral Of The Sea nicht mehr ganz so die Gänsehaut erzeugen kann wie zu Nova Mob-Zeiten, aber singen kann er immer noch. Vor allem The Main und der mit den Worten "good choice" kommentierte Publikumswunsch Flexible Flyer waren von unglaublicher Schönheit.
In den insgesamt 100 Minuten spielte Grant bestimmt an die 30 Songs, die ich leider nicht mehr alle zusammen bekomme, dafür hat er einfach zu viele Lieder für die einsame Insel geschrieben, von denen er sehr viele gespielt hat wie z. B. Back From Somewhere, Pink Turns Blue, Don't Want To Know If You Are Lonely, Green Eyes, The Girl Who Lives On Heaven Hill, Evergreen Memorial Drive, Over My Head oder It's Not Funny Any More, dem ältesten Stück des Abends.
Nur zwei Wünsche erfüllte er - verständlicherweise - nicht: Too Far Down, da es von Bob Mould ist und er ihn zwar liebe, aber dennoch keine Songs des "old bastard" spiele und Diane, da er das Lied aus der Ich-Perspektive eines Vergewaltigers und Mörders einfach nicht mehr singen könne, zumal es dafür eine reale Vorlage aus seinem Umfeld gab.
Wehe, wenn es wieder 15 Jahre dauern sollte bis zum nächsten Auftritt von Grant Hart in Deutschland.

Setlist
You're The Reflection Of The Moon On The Water
2541
Back From Somewhere
Charity, Chastity, Prudence And Hope
California Zephyr
Admiral Of The Sea
What's A Little Angel Doing So Far From Heaven
Terms Of Psychic Warfare
Green Eyes
Pink Turns To Blue
Now That You Know Me
Never Talking To You Again
Barbara
She Floated Away
Remains To Be Seen
The Girl Who Lives On Heaven Hill
Where You Gonna Land?
I Knew All About You Since Then
Little Miss Information
Don't Want To Know If You Are Lonely
Wernher Von Braun
Over My Head
The Main
Evergreen Memorial Drive
My Regrets
Actual Condition
Signed DC
It's Not Funny Any More
Shoot Your Way To Freedom
Flexible Flyer
Narcissus, Narcissus


A Place To Bury Strangers

A Place To Bury Strangers / Balthazar

27.11.10 Gleis 22, Münster

Viele Leute tragen ja Ohrstöpsel bei Konzerten, damit ihr Gehör keinen Schaden nimmt. Für diese Leute gibt es eine Band, die sie als Benchmark-Test heranziehen können: A Place To Bury Strangers, denn sie haben den Ruf, eine der lautesten Livebands zu sein, auch wenn dies auf CD nicht immer so rüberkommt.
Zum Auftakt beschallten die Belgier Balthazar mit ihrem netten, aber doch zu belanglosen Indie-Pop das noch recht leere Gleis, so dass ich mich lieber von der schwarz-gelben Thekenschlampe (lieb gemeint, Dani) für die Niederlage meines Vereins im Borussen-Duell aufziehen ließ.
Bei A Place To Bury Strangers gab es dann akustisch und optisch die volle Dröhnung. Nur von einem seitlich justierten Strobelight illuminiert, sorgte das Trio gleich von Beginn an für einen infernalischen Sound. Es war unglaublich laut, jedoch zum Glück nicht jenseits der Schmerzgrenze, wie es Bob Mould früher mit Sugar teilweise hingekriegt hat. 45 Minuten lang wurde auf störende Kommunikation mit dem Publikum verzichtet, stattdessen wurde nonstop ein Feedback-Feuerwerk nach dem anderen abgebrannt mit dazu passenden Titeln wie Ego Death, To Fix The Gash In Your Head oder Exploding Head. Bei I Lived My Life To Stand In The Shadow Of Your Heart sezierte der Gitarrist dann saitenweise sein Instrument und es klang sogar noch gut dabei. Nach einer Dreiviertelstunde war Schluss, Zugabe gabs keine, aber das war auch absolut nicht nötig, denn besser gings nicht. Absolut erschlagen von dem Auftritt und mit Fiepen in den Ohren gings nach Hause.
Übrigens hatte das Pfeifen am Morgen danach aufgehört, auch wenn ich wie üblich keine Ohrenstöpsel getragen habe, von wegen also "lauteste Band der Welt". ;o)


Isobel Campbell & Mark Lanegan

Isobel Campbell & Mark Lanegan / Harper Simon

23.11.10 Zeche Carl, Essen

Vor zwei Jahren hatten die Schöne und das Biest im Frankfurter Mousonturm für eines der herausragenden Konzerte des Jahres gesorgt und daher war ich skeptisch, ob ich mir die zwei diesmal überhaupt ansehen sollte, denn der Auftritt von damals war eigentlich nicht zu überbieten.
Um 20:00 sollte es losgehen, doch in der Zeche Carl herrschte noch gähnende Leere, am Merchandise-Stand wackelte das zum Verkauf angebotene Mark Lanegan-Püppchen einsam vor sich hin und man hörte den Herren am Einlass sagen, dass Frau Campbell gerade vom Arzt zurück sei und der Auftritt definitiv stattfände.
Kurz nach halb Neun wanderte dann auf einmal jemand unentschlossen mit einer Gitarre durch die inzwischen leicht gefüllte Halle, um dann doch auf die Bühne zu kommen und eine halbe Stunde lang nette folkige Songs zu spielen, die überraschend gut beim Publikum ankamen, so dass sich Harper Simon ständig überschwänglich für den Applaus bedankte.
Nach einer längeren Umbaupause kamen dann endlich Isobel Campbell, Mark Lanegan und ihre vier Mitmusiker auf die Bühne und man merkte Frau Campbell an, dass sie leicht unpässlich war, obwohl sie ja eigentlich eh auf der Bühne immer leicht verloren wirkt. Im Gegensatz dazu war Herr Lanegan wieder die Konzentration selbst, klammerte sich wie üblich im Dunkeln (kein Spot war auf ihn gerichtet, im Rampenlicht sollten gefälligst andere stehen) an seinem Mikrofonständer fest und füllte mit seiner unglaublichen Stimme sofort den Raum.
Im Vordergrund standen diesmal natürlich die Stücke des neuen Albums Hawk und bei Come Undone kam zum ersten Mal Fremdscham in mir auf, denn neben mir in der ersten Reihe hatten sich einige penetrante Fans niedergelassen. Ich singe zwar durchaus auch gerne mal mit, weiß aber, dass ich es eigentlich nicht kann und versuche daher, vor allem bei ruhigeren Abenden wie diesem nicht lauter als die Künstler auf der Bühne zu sein. Bei Punkshows mag das ja noch egal sein, aber meiner Meinung nach nicht bei Konzerten, die gerade von der ruhigen Atmosphäre und den wunderbaren Stimmen der Protagonisten leben. Nun, bei besagtem Come Undone war die Frau neben mir (ihr Pegel: vier Bier in ca. 45 Minuten) jedenfalls lauter als Isobel auf der Bühne. Aber übertroffen wurde sie von dem Mark Lanegan-Fan neben ihr (sein Pegel: geschätzte 10 Bier in 90 Minuten), der mit zunehmender Dauer immer lauter wurde, Rockposen präsentierte und auch noch direkt vor der Bühne und der sichtlich darüber nicht begeisterten, da ja erkälteten Frau Campbell rauchte, was er vorher auch schon seiner Begleitung angekündigt hatte, da Mark Lanegan ja selber auch ständig qualme.
Lanegan selber ließ sich stoisch nichts anmerken, Isobel quälte sich tapfer durchs Set und zum Glück hielt der Vollhorst wenigstens bei der traumhaft schönen Zugabe (Do You Wanna) Come Walk With Me ausnahmsweise mal die Fresse.
Unter diesen Umständen war es am Ende sicher kein gutes Konzert, aber Frau Campbell sei es verziehen und auch noch mal nachträglich gute Besserung gewünscht.
 

Therapy?

Therapy?

17.11.10 Essigfabrik, Köln

Schon wieder in Köln? Therapy? hatten doch erst im August im kleineren Underground gespielt, was soll das?
Doch diesmal hatte der Abend ein Motto, eine "Special Troublegum Show" stand an. 1994 wurde das bisher herausragendste Album der Band veröffentlicht und sollte daher im Rahmen einiger weniger Konzerte in Europa komplett gespielt werden.
Doch zunächst musste man ja an diesem Mittwoch überhaupt Köln erreichen. Dank eines Unfalls ging auf der A1 schon Kilometer vor dem Kreuz Leverkusen nichts mehr und die von Therapy? angekündigte Auftrittszeit von 21:10 (!) rückte immer näher. Um Viertel nach Neun betraten wir gehetzt die Halle (Kamera dabei natürlich im Auto vergessen), hatten zum Glück nur die Vorgruppe Harmful verpasst und konnten sogar noch ein Bier mit den ebenfalls Stau geplagten Bekannten vom Getaddicted trinken, bevor es dann losging.
Während Therapy? in Brüssel das ca. 2000 Leute fassende Ancienne Belgique Wochen im voraus ausverkauft hatten, fanden sich in Köln nur ca. 500 Besucher ein, doch die zumeist älteren Semester waren in Partylaune und sangen auch direkt die ersten Zeilen von Knives mit. Während eigentlich die Hits von Troublegum seit Jahren fester Bestandteil der Setlist sind und in der Regel im hinteren Teil eines Konzerts auftauchen, ging es diesmal in der Tat chronologisch zur Sache und es war besonders schön, auch früher kaum gespielte Stücke wie Unrequited oder Brainsaw mal wieder zu hören. Beim Joy Division-Cover Isolation baute die Band dann die erste Strophe und den Refrain von Loose ein, das - obwohl von Infernal Love -  auch bereits auf der Troublegum-Tour live gespielt worden war.
Nach der musikalischen Pflicht ertönte You Are My Sunshine aus den Boxen und es gab eine kleine Pause.
Was konnte die Kür denn nun noch bringen? Nun, noch ältere Hits zum Beispiel und so spielten die vier (den im Hintergrund eher verdeckt Gitarre spielenden Roadie zähle ich inzwischen als Bestandteil der Liveband dazu) zu Beginn des zweiten Teils auch gleich Meat Abstract, Nausea und Fantasy Bag hintereinander weg. Zwischendurch gabs dann auch mal neuere Songs wie Rust oder Exiles neben weiteren Klassikern wie Stories und Potato Junkie und als Rausschmeißer nach fast 100 Minuten diente dann Innocent X und beendete ein sehr gutes, zumal von der Setlist her so nicht wiederkehrendes Therapy?-Konzert.
Zum Abschluss noch ein Dank an alle Kölner Konzertveranstalter, die es dank eines massiven Überangebots an sehenswerten Shows an diesem Abend geschafft haben, dass ich reichlich Geld gespart habe. Denn parallel zu Therapy? gastierten The National im E-Werk, The Riot Before im Aetherblissement und Les Savy Fav im Gebäude 9. Von letzterer Location holten wir dann noch meine Freundin ab, die schwer begeistert von Tim Harrington im weißen Kleid, Polonaisen aus der Halle über den Vorhof und ständigen Überfällen des Dickerchens aufs Publikum berichtete.

Giant Sand

Giant Sand / Lonna Kelley

15.11.10 Gleis 22, Münster

Herzlichen Glückwunsch, Howe Gelb! Zum 25jährigen Jubiläum seiner Band Giant Sand ging der Grandseigneur des Wüstenrock mal wieder auf Deutschland-Tour und hatte auch gleich ein neues Album im Gepäck.
Doch zuerst kam die verschüchtert wirkende Lonna Kelley auf die Bühne, um 20 Minuten lang mit ihren Songs das Publikum einzustimmen. Unterstützt wurde sie dabei von denselben dänischen Musikern, die nun bereits seit Jahren das neue Gerüst Giant Sands ausmachen, seit damals Joey Burns und John Convertino die Band verließen, um mit Calexico größere Hallen zu füllen. Dabei wirkte die Band noch nicht so eingespielt mit der jungen Amerikanerin, denn der Gitarrist musste sich z. B. erkundigen, welches seiner Instrumente er denn bei einem Lied spielen solle. 
Als dann nach kurzer Umbaupause der Meister selber mit modischem Hütchen die Bühne betrat, sah man sofort, wessen Musiker die vier Dänen sind. Ständig wurde Blickkontakt mit Howe Gelb gesucht, um auf seine Ideen adäquat zu reagieren. Eine Setlist schien es nicht zu geben, aber nach wenigen Takten schienen alle zu wissen, welchen Song als nächstes dran war. Bei einem Fundus von ca. 27 Alben ist es eigentlich für den Nicht-Experten Glücksache, wenn er Lieder wiedererkennt, aber gleichzeitig macht dies Giant Sand-Konzerte auch so unberechenbar gut. In Münster war Howe zum Beispiel nicht so sehr auf Alleinunterhaltung am Piano aus, was schon so manch anderen Auftritt in der Vergangenheit etwas zäh wirken ließ. Nein, er rockte deutlich mehr wie zu früheren Zeiten, nutzte zwar den bereitgestellten Stuhl als Sitzgelegenheit, hibbelte aber selbst dabei wie ein Zappelphilipp herum und verknotete fast seine Beine um die des Stuhls.
Vor der ersten Zugabe erwähnte Howe dann fast beiläufig, dass Giant Sand ja ein Vierteljahrhundert zu feiern hätten, um dann direkt hintereinander zwei ganz alte Klassiker mit Valley Of Rain und Thin Line Man zu spielen. Letzteres ist übrigens auch auf dem aktuellen Album Blurry Blue Mountain erneut zu hören, womit sich der Kreis quasi schließt.
Nach über 90 Minuten eines der deutlich besseren Giant Sand-Konzerte der letzten Jahre lüftete Herr Gelb dann artig seinen Hut und bedankte sich beim "Track 22" für den netten Abend. Wir haben zu danken.