Giant Sand / Lonna Kelley
15.11.10 Gleis 22, Münster
Herzlichen Glückwunsch, Howe Gelb! Zum 25jährigen Jubiläum seiner Band Giant Sand ging der Grandseigneur des Wüstenrock mal wieder auf Deutschland-Tour und hatte auch gleich ein neues Album im Gepäck.Doch zuerst kam die verschüchtert wirkende Lonna Kelley auf die Bühne, um 20 Minuten lang mit ihren Songs das Publikum einzustimmen. Unterstützt wurde sie dabei von denselben dänischen Musikern, die nun bereits seit Jahren das neue Gerüst Giant Sands ausmachen, seit damals Joey Burns und John Convertino die Band verließen, um mit Calexico größere Hallen zu füllen. Dabei wirkte die Band noch nicht so eingespielt mit der jungen Amerikanerin, denn der Gitarrist musste sich z. B. erkundigen, welches seiner Instrumente er denn bei einem Lied spielen solle.
Als dann nach kurzer Umbaupause der Meister selber mit modischem Hütchen die Bühne betrat, sah man sofort, wessen Musiker die vier Dänen sind. Ständig wurde Blickkontakt mit Howe Gelb gesucht, um auf seine Ideen adäquat zu reagieren. Eine Setlist schien es nicht zu geben, aber nach wenigen Takten schienen alle zu wissen, welchen Song als nächstes dran war. Bei einem Fundus von ca. 27 Alben ist es eigentlich für den Nicht-Experten Glücksache, wenn er Lieder wiedererkennt, aber gleichzeitig macht dies Giant Sand-Konzerte auch so unberechenbar gut. In Münster war Howe zum Beispiel nicht so sehr auf Alleinunterhaltung am Piano aus, was schon so manch anderen Auftritt in der Vergangenheit etwas zäh wirken ließ. Nein, er rockte deutlich mehr wie zu früheren Zeiten, nutzte zwar den bereitgestellten Stuhl als Sitzgelegenheit, hibbelte aber selbst dabei wie ein Zappelphilipp herum und verknotete fast seine Beine um die des Stuhls.
Vor der ersten Zugabe erwähnte Howe dann fast beiläufig, dass Giant Sand ja ein Vierteljahrhundert zu feiern hätten, um dann direkt hintereinander zwei ganz alte Klassiker mit Valley Of Rain und Thin Line Man zu spielen. Letzteres ist übrigens auch auf dem aktuellen Album Blurry Blue Mountain erneut zu hören, womit sich der Kreis quasi schließt.
Nach über 90 Minuten eines der deutlich besseren Giant Sand-Konzerte der letzten Jahre lüftete Herr Gelb dann artig seinen Hut und bedankte sich beim "Track 22" für den netten Abend. Wir haben zu danken.
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