Mittwoch, 8. Dezember 2010

Isobel Campbell & Mark Lanegan

Isobel Campbell & Mark Lanegan / Harper Simon

23.11.10 Zeche Carl, Essen

Vor zwei Jahren hatten die Schöne und das Biest im Frankfurter Mousonturm für eines der herausragenden Konzerte des Jahres gesorgt und daher war ich skeptisch, ob ich mir die zwei diesmal überhaupt ansehen sollte, denn der Auftritt von damals war eigentlich nicht zu überbieten.
Um 20:00 sollte es losgehen, doch in der Zeche Carl herrschte noch gähnende Leere, am Merchandise-Stand wackelte das zum Verkauf angebotene Mark Lanegan-Püppchen einsam vor sich hin und man hörte den Herren am Einlass sagen, dass Frau Campbell gerade vom Arzt zurück sei und der Auftritt definitiv stattfände.
Kurz nach halb Neun wanderte dann auf einmal jemand unentschlossen mit einer Gitarre durch die inzwischen leicht gefüllte Halle, um dann doch auf die Bühne zu kommen und eine halbe Stunde lang nette folkige Songs zu spielen, die überraschend gut beim Publikum ankamen, so dass sich Harper Simon ständig überschwänglich für den Applaus bedankte.
Nach einer längeren Umbaupause kamen dann endlich Isobel Campbell, Mark Lanegan und ihre vier Mitmusiker auf die Bühne und man merkte Frau Campbell an, dass sie leicht unpässlich war, obwohl sie ja eigentlich eh auf der Bühne immer leicht verloren wirkt. Im Gegensatz dazu war Herr Lanegan wieder die Konzentration selbst, klammerte sich wie üblich im Dunkeln (kein Spot war auf ihn gerichtet, im Rampenlicht sollten gefälligst andere stehen) an seinem Mikrofonständer fest und füllte mit seiner unglaublichen Stimme sofort den Raum.
Im Vordergrund standen diesmal natürlich die Stücke des neuen Albums Hawk und bei Come Undone kam zum ersten Mal Fremdscham in mir auf, denn neben mir in der ersten Reihe hatten sich einige penetrante Fans niedergelassen. Ich singe zwar durchaus auch gerne mal mit, weiß aber, dass ich es eigentlich nicht kann und versuche daher, vor allem bei ruhigeren Abenden wie diesem nicht lauter als die Künstler auf der Bühne zu sein. Bei Punkshows mag das ja noch egal sein, aber meiner Meinung nach nicht bei Konzerten, die gerade von der ruhigen Atmosphäre und den wunderbaren Stimmen der Protagonisten leben. Nun, bei besagtem Come Undone war die Frau neben mir (ihr Pegel: vier Bier in ca. 45 Minuten) jedenfalls lauter als Isobel auf der Bühne. Aber übertroffen wurde sie von dem Mark Lanegan-Fan neben ihr (sein Pegel: geschätzte 10 Bier in 90 Minuten), der mit zunehmender Dauer immer lauter wurde, Rockposen präsentierte und auch noch direkt vor der Bühne und der sichtlich darüber nicht begeisterten, da ja erkälteten Frau Campbell rauchte, was er vorher auch schon seiner Begleitung angekündigt hatte, da Mark Lanegan ja selber auch ständig qualme.
Lanegan selber ließ sich stoisch nichts anmerken, Isobel quälte sich tapfer durchs Set und zum Glück hielt der Vollhorst wenigstens bei der traumhaft schönen Zugabe (Do You Wanna) Come Walk With Me ausnahmsweise mal die Fresse.
Unter diesen Umständen war es am Ende sicher kein gutes Konzert, aber Frau Campbell sei es verziehen und auch noch mal nachträglich gute Besserung gewünscht.
 

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