Arrested Development
31.05.11 Bahnhof Langendreer, Bochum
Was, die gibt es noch? Vor 19 Jahren waren sie mit ihrem Debütalbum 3 Years, 5 Months & 2 Days In The Life Of... in aller Munde als Alternative zum klassischen Hip Hop. Mit ihrem zweiten Album Zingalamaduni ging es aber direkt schon wieder bergab und nach ihrer zwischenzeitlichen Auflösung verbrachten sie die letzten zehn Jahre offensichtlich abseits des Rampenlichts, machten aber weiter Musik. Nun ist gerade - immerhin mit über einem Jahr Verspätung gegenüber dem US-Release - ihr sechstes Studioalbum Strong hierzulande erschienen und die Band ist sogar passend dazu auf Tour.Dank des Aponauten im Besitz einer Freikarte harrte ich dann im Bahnhof Langendreer der Dinge, die da kommen sollten. Hohe Erwartungen hatte ich keine, denn Strong klingt zwar nicht schlecht, hat immer noch den typischen Arrested-Development-Sound, aber ob das Ganze nicht zu einer reinen Nostalgie-Veranstaltung werden würde, war fraglich. Das Durchschnittsalter ließ dies zumindest befürchten, denn offensichtlich waren viele im schätzungsweise zu zwei Drittel gefüllten Bahnhof mit den alten Hizs groß geworden.
Um punkt halb neun betraten sechs Musiker die Bühne, ein Bassist, ein Gitarrist im klassischen Blues-Alter, ein Drummer und ein sonnenbebrillter Mann an den Turntables sowie zwei Sängerinnen. Frontmann Speech kam dann kurz darauf und gleich mit drei Stücken vom neuen Album wurde der Auftritt begonnen. Dabei zeigte sich sofort, dass die Leute gekommen waren, um eine Party zu feiern, es wurde getanzt und auch bereitwillig die typischen "Say Oh yeah!"-Spielchen mitgemacht. Da dabei aber Speech ständig so unglaublich charmant grinste und auch die beiden Damen reichlich Feuer im Blut hatten, wirkte das Ganze nicht leblos abgespult, sondern eben ansteckend. Und als dann Tennessee als erster Klassiker gespielt wurde, war endgültig gute Laune im ganzen Bahnhof ausgebrochen. Im folgenden mischten sich immer wieder alte Songs wie Mr. Wendal oder Ease Your Mind mit den neuen, wurde das Tempo mit den funkigen Fishin' 4 Religion oder Mama's Always On Stage angezogen, ehe es mit Greener oder The World Is Changing wieder mellower wurde, wobei ein sehr homogener Gesamteindruck entstand und man die fast 20 Jahre zwischen den Liedern kaum merkte. Zur Zugabe durften zunächst Bass und Gitarre etwas jammen, bevor die Band vorgestellt wurde und People Everyday das große Finale unter einen rundum gelungenen Auftritt mit gut 95 Minuten Spielzeit bot. Danach schüttelten die Musiker noch reichlich Hände und bedankten sich so auf ihre Weise dafür, dass sie auch nach so vielen Jahren immer noch ein wenn auch kleineres Publikum begeistern konnten.
Und wieder bestätigte sich mein Eindruck, dass Hip Hop (zumindest mit) am meisten dann Spaß macht, wenn eine Liveband auf der Bühne steht und nicht nur "two turntables and a microphone". Das war vor Jahren schon bei The Goats oder den Fugees und natürlich den Beastie Boys so und bestätigte sich an diesem Abend erneut.
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