Wu Lyf / Touchy Mob
12.06.11 Filmforum im Museum Ludwig, Köln
World Unite! Lucifer Youth Foundation - klingt leicht infantil, also doch besser Wu Lyf, da würde ich walisischem Hip Hop vermuten, was zwar nicht ganz stimmt, aber sooooo abwegig wäre das nicht.
Im Rahmen des c/o pop Festivals war die derzeit in England meist gehypte Band zu Gast. Ort des Geschehens sollte die Dachterasse des Museum Ludwig sein mit dem Kölner Dom im Rücken, aber scheinbar wollte dann doch eine höhere Macht nicht auf Luzifers Boyband blicken, so dass auf Grund des für diesen Sommer typischen Aprilwetters der Auftritt bereits einen Tag vorher in das Filmforum, den Kinosaal des Museums, verlegt wurde. Ausverkauft war es auch, denn gerade auf einer Popmesse wollte die Branche sich natürlich davon überzeugen, ob die Lobeshymnen der britischen Presse berechtigt sind.
Als um punkt neuen ein Vollbart in sexy Shorts die Bühne betrat, waren die plüschigen Kinosessel aber noch nicht alle besetzt. Der Touchy Mob aus Berlin besteht aus einer überschaubaren Anzahl von Leuten, nämlich nur Ludwig Plath, der seine Musik selber auf seiner Facebook-Seite als "4-to-the-floor-folk" bezeichnet. Mit einem Klettverschluss war eine Art Keyboard an seine akustische Gitarre gepappt, mit dem er seine ruhigen Liebeslieder elektronisch untermalte und auch verfremdete. Das reichte von Soundscapes bis hin zu tanzbaren Rhythmen und ergänzte sich ganz wundervoll. Da seine Stimme dazu manchmal nach Bon Iver, aber auch nach Thom Yorke klang und zudem noch so herrlich verhuschte Ansagen wie "Hey Babe, ich bin die Vorband" von sich gab, hatte er im Nu die Zuhörer auf seiner Seite. Nach vierzig Minuten wollte er dann eigentlich Schluss machen, aber der anhaltende Applaus und die kurze Versicherung des Veranstalters, dass er noch etwas Zeit hätte, lockten ihn noch einmal für zehn Minuten zurück auf die Bühne.
Wer auf den Geschmack gekommen sein sollte, werfe mal einen Klick auf die
Bandcamp-Seite des Touchy Mob.
|
Touchy Mob |
Um 22:15 begann dann der Hauptfilm vor inzwischen voll besetztem Haus. Die vier Milchbubis aus Manchester eröffneten mit
L Y F, dem Opener ihres gerade erschienenen Debütalbums
Go Tell Fire To The Mountain, ihr Set im spärlichen Licht, das hauptsächlich aus einer Lichterkette vom Schlagzeug zum Keyboard, das wie eine Kanzel ummantelt war, bestand. Auch die Orgelklänge verstärkten das religiöse Ambiente. Wenn man dazu in die Gesichter des Sängers und des Bassisten sah, konnte man tatsächlich den Eindruck bekommen, die meinen es ernst. Doch diesen Anschein konnten sie nicht durchhalten, denn immer wieder wirkten sie nicht nur ob ihren Alters wie eine Schülerband. Die Posen des Bassisten wirkten dann doch manchmal arg unbeholfen und auch der Sänger mit seiner kehligen Stimme ließ das ein oder andere Mal den englischen Proll raushängen und erwies auch nicht gerade als Tastenvirtuose. Die Band wirkte allerdings auch durch den Rahmen des Konzerts etwas verunsichert, bat das Publikum schon nach dem ersten Song aufzustehen, weil ihr die sitzende Menge nicht zu behagen schien. Musikalisch wurden die Stücke vom Album sehr originalgetreu umgesetzt, die Gitarre perlte wie bei Explosions In The Sky vor sich hin, allein der richtig gute Schlagzeuger erzeugte Dynamik, z. B. in
Spitting Blood. Doch selbst bei den schon länger bekannten Stücken wie
Dirt oder
Heavy Pop wollte keine richtige satanische Messe gefeiert werden, dafür war aber auch vielleicht der Anteil an Fans zu gering im Vergleich zu den beruflich interessierten Leuten. Mit
We Bros endete der Auftritt nach gut 40 Minuten und hinterließ bei vielen Anwesenden die Frage, warum das nun der nächste heiße Scheiß von der Insel sein soll, denn das Album ist sicher gut, aber die "carefully designed anonymity" (New York Observer) gegenüber den Medien weckt zwar Neugier, aber ob die mit Inhalt befriedigt werden kann, wird sich zeigen.
|
Wu Lyf |
An diesem Abend lautete das Fazit jedenfalls: Don't believe the hype! oder auch Touchy Mob 1 - Wu Lyf 0.
Vielen Dank für diesen Bericht!
AntwortenLöschen