Latterman / Hysterese
21.09.12 Circus Maximus, Koblenz
Braucht man wirklich Reunions? Nun, bei Soundgarden ist alles, was Chris Cornell davon abhält, solo oder mit Audioslave Musik zu machen, eine gute Idee. Frank Black antwortete einmal bei einem Solo-Konzert auf einen Zwischenruf nach Debaser mit "Only when I need the money". Konsequenterweise verkauften die Pixies dann bei ihrer ersten Reunion-Tour T-Shirts mit dem Aufdruck "Pixies sell out", wobei diese Shows sogar besser waren als die alten Konzerte.Nun kamen also Latterman nach einer Handvoll Shows in den USA für zehn Konzerte noch einmal nach Europa. Das Geld dürfte kaum der ausschlaggebende Faktor gewesen sein, denn reich wird man wohl kaum, wenn man für 13 Euro in einem kleinen Club vor 150 Leuten spielt. In einem Interview kam raus, es gibt eigentlich keinen richtigen Grund.
Gründe, sich diese Reunion anzusehen, gab es hingegen reichlich. Alle vier Mitglieder sind inzwischen in anderen Bands aktiv und mit denen auch im letzten Jahr in Deutschland unterwegs gewesen. So sah ich Sänger/Bassist Matt Canino mit RVIVR, Gitarrist Phil Douglas mit Iron Chic, Schlagzeuger Pat Schramm mit Bridge And Tunnel und Gitarrist Mike Campbell am Bass bei Laura Stevenson And The Cans. Leider kam ein Konzert in Köln nicht zustande und an dem Termin in Münster würde ich zwar in der Stadt sein, aber im Gleis 22 bei den Japandroids, so dass ich mich auf den weiten Weg nach Koblenz machen musste.
Unter dem passenden Motto Brot und Spiele präsentierte sich der Circus Maximus in der häßlichen 60er Jahre-Beton-Umgebung als Kneipe mit Restaurant-Betrieb und einem kleinen Club im Keller.
Hysterese |
Kurz nach neun begannen dann Latterman ihr Set. Und während in Köln nun wahrscheinlich sofort alle Dämme gebrochen wären, blieb das Koblenzer Publikum bis auf ein paar Enthusiasten in der ersten Reihe recht zurückhaltend. Vielleicht hatte es auch einfach nur Mühe, die Songs zu erkennen, denn der Sound war nicht der beste, vor allem Matts Gesang war manchmal kaum zu hören.Und auch das Licht war gewöhnungsbedürftig. Waren bei Hysterese einfach nur die hellen Spots an, wagte sich der Lichttechniker bei Latterman an andere Farbtöne und versuchte manchmal sogar, mit den normalen Scheinwerfern stroboskop-artiges Geflacker zu erzeugen, was selbst bei der Band für Belustigung sorgte.
Diese spielte hauptsächlich Songs von No Matter Where We Go...! und We Are Still Alive, allerdings auch das postum veröffentlichte Stück Our Better Halves. Nach insgesamt 50 Minuten war pünktlich um zehn Schluss.
Es war schön, endlich einmal Latterman gesehen zu haben, hatte ich sie doch damals verpasst, weil ich sie schlicht und ergreifend noch nicht auf dem Schirm hatte. Aber inzwischen haben RVIVR und Iron Chic, die musikalisch das Erbe fortführen, nicht nur die besseren Songs, sondern auch noch live die Energie, die zumindest gestern im beschaulichen Koblenz etwas gefehlt hat.
Latterman |
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