Sonntag, 2. September 2012

Beach House

Beach House

28,08,12 Grammatikoff, Duisburg

Funktioniert Dream Pop live? Im Juli verbreiteten School Of Seven Bells gepflegte Langeweile, von daher setzte ich nicht zu große Erwartungen in den Auftritt von Beach House.Ihr aktuelles Album Bloom übertrifft meines Erachtens den gelobten Vorgänger Teen Dream sogar noch und ein gewisser Hype um die Band sowie die Tatsache, dass das Grammatikoff einfach ein schöner Laden ist, veranlassten mich zum frühzeitigen Kauf eines Tickets.
Eine weise Entscheidung, denn das Grammatikoff war ausverkauft, was aber Gott sei Dank nicht zu sardinenartigen Zuständen beim Besucher führte, sondern immer noch ein entspanntes Genießen des Konzerts ermöglichte.

Beach House

Eine Vorgruppe gab es nicht, so hatte ich Zeit, den Bühnenaufbau unter die Lupe zu nehmen. Rechter Hand war das Schlagzeug platziert, zentral ein Keyboard und links ein Hocker für den Gitarristen. Dahinter standen aufrecht vier Bettgestelle durch und durch die Ritzen der Lattenroste konnte man bei den beiden mittigen zwei große Ventilatoren erkennen. Das erklärte auch, warum der Nightliner vor dem Club noch über einen Anhänger verfügte, wie man ihn sonst nur bei Skireisen sieht. Da boten sich ja sofort Assoziationen wie "einschläfernd" an, aber man will ja nicht vorverurteilen.
Um kurz nach neun ertönte Crockett's Theme aus der Fernsehserie Miami Vice und passend dazu trug Sängerin Victoria Legrand einen 80er Jahre Blazer mit fetten Schulterpolstern. Und um die Referenzen komplett zu machen, spielten Beach House als Opener Wild, dessen Anfang schamlos bei Someone Somewhere In Summertime von den Simple Minds geklaut ist. Danach kam mit Gila das einzige Stück vom Zweitling Devotion zum Einsatz, der Rest des Abends gehörte den Songs der letzten beiden Alben, das Debüt blieb außen vor.


Die Lattenroste im Hintergrund reflektierten geschickt die Scheinwerfer und sorgten für stimmungsvolle Lichteffekte, doch ansonsten plätscherte das Set anfangs so vor sich hin. Gitarrist Alex Scally spielte meist im Sitzen und schaffte es allerdings selbst dabei, hyperaktiv zu wirken, während der Tour-Schlagzeuger manchmal etwas zu lässig wirkte, weil ihn scheinbar seine Arbeit zu unterfordern schien.
Dennoch wirkte die Bühnenpräsenz nicht so daneben wie bei School Of Seven Bells, es offenbarte sich einfach mein Problem, dass ich live halt eher Dynamik denn erhabene Klänge bevorzuge. Aber Langeweile kam keineswegs auf, da einfach Victorias spröde Stimme genug Abwechslung bot im Gegensatz zum live mehr hingehauchten Gesang von z. B. I Break Horses Anfang des Jahres an gleicher Stelle. Und wenn die Gitarre mal etwas kräftiger zum Tragen kam wie bei The Hours gefiel es mir sofort richtig gut.
Dem Rest des Publikums schien es aber uneingeschränkt zu gefallen, man sah viele entrückt mittanzen und als sich die Band nach gut 65 Minuten mit Myth verabschiedete, wurde folgerichtig lautstark eine Zugabe erklatscht.


Beach House kamen noch einmal für zwei Stücke zurück und das war keine Zugabe, sondern der eigentliche Höhepunkt des Abends. Plötzlich stimmte alles, was ich mir von einem guten Konzert erwarte. Bei 10 Mile Stereo durfte der Drummer endlich auch mal kräftiger zulangen, ohne dabei den fragilen Klang zu zerbrechen. Und bei Irene wurde es noch großartiger, denn es kam eine Dynamik zum Tragen, die das Stück live sogar besser als auf Platte klingen ließ, die Spannung wurde minutenlang aufgebaut, ehe sie nach einem kurzen Moment der Stille abzuschlaffen drohte, um sich dann zum finalen Höhepunkt noch einmal zu steigern.

Beach House
Meine Befürchtungen wurden also letztlich nicht bestätigt, aber ganz grundlos waren sie nicht. Denn Beach House haben es zwar am Ende geschafft, ein gutes Konzert abzuliefern, aber es bleibt bei dieser Art von Musik ein schmaler Grat zwischen erhabener Eleganz und gepflegter Langeweile, den das Trio am Ende nur meisterte, auf dem aber andere Bands dieses Genres live auch abstürzen können.

Setlist:
Wild
Gila
Norway
Other People
Lazuli
Used To Be
Silver Soul
The Hours
New Year
Zebra
Wishes
Take Care
Myth
---------------
10 Mile Stereo
Irene


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