Freitag, 18. April 2014

Small Beast w/ Ken Stringfellow & Mick Harvey

Small Beast

w/ Ken Stringfellow / Mick Harvey / Paul Wallfisch

28.03.14 Schauspielhaus, Dortmund

Wenn zwei tolle Konzerte in einer Stadt am gleichen Abend stattfinden, ärgert man sich normalerweise, denn man hat nur die Qual der Wahl. Freitags in Dortmund ist das zum Glück anders, denn als Dÿse um 22:30 im FZW aufhörten, begann das monatliche Small Beast im Institut des Schauspielhauses gerade erst. Also schnell die knapp zehn Minuten zu Fuß zurückgelegt und an der Theke noch ein Bier geholt und dann mal direkt neben Paul Wallfisch am Klavier reingeplatzt.

Paul Wallfisch
 Zwar hatte Paul zu Beginn wohl angekündigt, sich diesmal kurz zu fassen, aber wie üblich schaffte er es nicht, so dass ich noch drei Songs von ihm mitbekam. Danach kam dann, für mich überraschend, Ken Stringfellow an die Reihe. Ich hatte ihn als Hauptact am Schluss erwartet.
Der Posies-Sänger und langjährige Tour-Gitarrist von R.E.M. wechselte zwischen Klavier und Gitarre, ignorierte fast ständig die Mikrofone, sondern sang direkt dem Publikum ins Gesicht, zunächst Solo-Stücke, insbesondere von seinem aktuellen Album Danzig In The Moonlight. Während mir das Album nicht besonders gut gefällt, da es einfach zu überproduziert ist, klangen die Songs solo toll, wobei es auch ein Duett zu Doesn't It Remind You Of Something gab mit Nicole Bianchet, einer Künstlerin, deren neues Album Stringfellow gerade produziert. Mit seinem Auftritt bewies Ken, dass er ein mindestens genauso intensiver Interpret ist wie Platzhirsch Paul Wallfisch.


Nach einer guten halben Stunde war Stringfellows Set vorüber und die obligatorische Pause stand an. Das sollte es gewesen sein? Nach der Pause jedenfalls kam Mick Harvey an die Reihe. Der Weggefährte von Nick Cave, mit dem er The Boys Next Door/The Birthday Party und die Bad Seeds gründete, gehört seit dieser Spielzeit quasi zum Dortmunder Ensemble, ist er doch Teil von The Ministry Of Wolves, der Band zur Inszenierung von Republik der Wölfe.

Mick Harvey

Neben eigenen Songs spielte er natürlich daher auch, verstärkt von Paul Wallfisch am Piano, Stücke daraus. Nebenbei offenbarte er eine gewisse Kurzsichtigkeit, denn immer wieder setzte er eine Brille auf, um seine Setlist lesen zu können. Einmal ließ er sogar einen Zettel mit Stichworten eines Songtextes von einem Gast während des Stücks hochhalten, um den Text nicht zu versemmeln. Nach ein Uhr war sein Auftritt dann beendet, doch anstelle der sonst üblichen Schlussworte kündigte Paul Wallfisch eine weitere Pause gefolgt von einem zweiten Auftritt von Ken Stringfellow an, quasi die Kür nach der Pflicht.

Ken Stringfellow

Diese Kür brachte dann endlich auch Material von den Posies, einen Solo-Song von Nicole Bianchet und lange Improvisationen mit Mick Harvey und Paul Wallfisch, wobei vor allem Harvey herrlich knurrig dreinschaute, wenn man ihm nicht die Akkorde richtig ansagte.
Es war fast drei Uhr morgens, als eines der besten Small Beasts dann doch noch zu Ende ging. Dieser lange Abend war ein Musterbeispiel dafür, was diese Veranstaltungsreihe so besonders macht.


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