Telekom Street Gigs
w/ Placebo / In The Valley Below
26.11.13 Zeche Zollverein, Essen
Endlich mal Glück gehabt! Na gut, dass "endlich" ist eigentlich übertrieben, denn ich habe schon öfter Eintrittskarten für Konzerte gewonnen. Aber das waren meistens Shows, bei denen man ansonsten bequem noch an der Abendkasse seinen Eintritt hätte bezahlen können. Bei diesen Telekom Street Gigs ist das anders. Hier kann man keine Tickets kaufen, sondern ausschließlich gewinnen. Und wenn man dann noch die Gelegenheit hat, Placebo anstatt in einer großen Arena (zehn Tage zuvor spielten sie noch in der Lanxess-Arena in Köln) mit rund 500 anderen Glückspilzen in einer ungewöhnlichen Location, der Kokerei der Zeche Zollverein, zu sehen, freut man sich halt besonders.Dank der Störungen im Bahnverkehr um den Essener Hauptbahnhof auf Grund der Bergbauschäden wurde die Anfahrt kurzfristig umgeplant und die Straßenbahn von Gelsenkirchen aus genommen. Selbst im Dunkeln wurde die holprige Strecke zu einer gefühlten Reise durch osteuropäische Elendsviertel, nur noch übertroffen von den Busfahrten durch Gelsenkirchen-Bismarck zum Auswärtsspiel auf Schalke. Am imposanten Zechenturm angekommen stellte sich die Frage, wo man denn nun hinmüsse. Schnell einer kleinen Gruppe anderer Suchender angeschlossen, folgte noch ein längerer Fu0marsch durch das riesige Areal, bis man schließlich an der Kokerei ankam.
In The Valley Below |
Die Eingangshalle stand im Zeichen der Werbung, hier ein Stand von Sony, dort einer der Telekom, zwischendurch wuselten dynamische Studenten, die Umfrage-Opfer suchten. Eine kleine Treppe hoch, dann ging es durch einen dunklen Tunnel-ähnlichen Gang und noch einmal eine enge Treppe, dann standen wir endlich im eigentlichen Konzertraum. Von der Decke hingen riesige, unten offene Trichter, mehrere Säulen ließen die Halle kleiner wirken, als sie tatsächlich war.
Kurz vor halb acht betrat der Conferencier Simon Gosejohann (schließlich wird das Konzert auch noch bei Pro Sieben ausgestrahlt werden) die Bühne und kündigte eine Vorgruppe namens In The Valley Below an. Oh, die sind ja auf Arts & Crafts, dem Label von Broken Social Scene. Außerdem erinnerte das Duo optisch an eine Wave-Ausgabe von The Kills. Aber akustisch war es belangloser, glatt gebügelter Wave-Pop, der nicht nur mich kalt ließ. Da war die anschließende Handy-Verlosung mit Herrn Gosejohann fast noch unterhaltsamer.
Placebo |
Pünktlich um halb neun kamen dann Placebo auf die Bühne. Das neue Album Loud Like Love hat mich ja angenehm überrascht, da es mir im Vergleich zum direkten Vorgänger und auch gegenüber anderen diesjährigen Veröffentlichungen von inzwischen im Mainstream angekommenen, von mir geschätzten Bands deutlich besser ist und einige richtig tolle Stücke enthält. Folgerichtig bestand das Set fast aus dem kompletten Album sowie einigen Stücken von der Meds (Battle Of The Sun wurde zu Recht komplett ausgespart) und die Album Highlights Loud Like Love, Too Many Friends und Begin The End überzeugten auch live besonders.
Der Auftritt war etwas kürzer als die regulären Konzerte, dafür blieben außer einem Danke hier und da lästige Ansagen aus. Die Band spielte routiniert und professionell, ohne den Werbeauftritt als lästige Pflicht zu absolvieren. Passend verabschiedeten sie sich nach einer guten Stunde mit Song To Say Goodbye, kamen aber natürlich für eine Zugabe zurück, die es in sich hatte. Teenage Angst vom Debütalbum, das Kate Bush-Cover Running Up That Hill und eine epische Version von Infra-Red rundeten das Konzert ab.
Placebo |
Einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul, aber dieser Auftritt hatte auch ohne die Songs meines Lieblingsalbums Without You I'm Nothing genug Biss, um Placebo bei einer zukünftigen Tour vielleicht auch mal wieder in einer der großen Hallen sehen zu wollen.
Setlist:
B3
Loud Like Love
Scene Of The Crime
Twenty Years
Too Many Friends
Rob The Bank
A Million Little Pieces
Purify
Space Monkey
Blind
Exit Wounds
Begin The End
Song To Say Goodbye
--------------------------
Teenage Angst
Runniong Up That Hill
Infra-Red
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