Mittwoch, 11. Dezember 2013

Turbostaat

Turbostaat / Die Nerven

08.12.13 Zeche Carl, Essen

Hat einer mal die Jungs von Turbostaat nach ihrem Verhältnis zu Weihnachtsmärkten gefragt? Ich vermute da ja eine Obsession, denn bereits das dritte Jahr in Folge sind die Husumer zur Adventszeit auf Tour und auch das dritte Mal hintereinander in Essen zu Gast. Spielten sie letztes Jahr noch im kleinen Café Nova, waren sie nun erneut in der Zeche Carl, wo rein zufällig gegenüber am Altenessener Markt Bratwurst- und Glühweinbuden standen.
Am Merch-Stand im Vorraum der Kaue, dem Konzertraum der Zeche Carl, lagen Shirts der Vorgruppe Die Nerven mit der Aufschrift "Ich habe DIE NERVEN live gesehen und es war furchtbar"., das klang nach einer schönen Bescherung.

Die Nerven

Kurz nach Beginn des Tatorts war es dann so weit und man konnte sich von dem Wahrheitsgehalt des T-Shirt-Aufdrucks überzeugen. Der Gitarrist kam Barfuß in einem kleinen Kleidchen auf die Bühne (als Nirvana-Referenz gedacht?), der Bassist trug ein Shirt der Band Kolossale Jugend, bei deren Auflösung 1991 der Schlagzeuger seinem Aussehen nach noch nicht einmal auf der Welt war. Die Musik dann überzeugte, kantiger Noiserock mit Bezügen eben zum sperrigem Postpunk von Kolossale Jugend oder auch ihren Label-Kollegen Messer. Ihr zweites Album erscheint im Februar nächsten Jahres und wird Fun heißen und die daraus bereits vorgestellten Stücke machten definitiv Spaß.

Turbostaat

Über ein Turbostaat-Konzert braucht man eigentlich nichts mehr zu schreiben, denn die Band war fast das ganze Jahr über mit ihrem aktuellen Album Stadt der Angst unterwegs, haben dabei neben den Clubs auch die großen Festivals wie das Hurricane gerockt, so dass jeder seine zwei, drei Möglichkeiten hatte, sie live zu sehen. Und obwohl die Band nicht mehr beim Majorlabel Warner ist, schaffte es die Platte sogar bis auf Platz 17 der deutschen Albumcharts. Trotz des Erfolges brauchten sie aber eben wegen der vielen Konzerte nicht in größere, sterile Hallen ausweichen, sondern konnten wieder die gewohnten Plätze abklappern. Die Zeche Carl war gut gefüllt, es kam mir aber sogar etwas leerer als beim letzten Mal vor. Doch die Band, obwohl sie am Abend zuvor im seit Wochen ausverkauften Bürgerhaus Stollwerck in Köln gefeiert wurde, ließ sich keine Enttäuschung und erst recht keine Müdigkeit anmerken, sondern spielte wieder ein gut 80 minütiges Potpourri aus den mittlerweile zwölf Jahren ihres Schaffens.


Dabei zeigten sich die Fans von der ersten Minute an textsicher und das nicht nur bei Gassenhauern wie Harm Rochel. Die Turbostaatsmänner erwiesen sich sympathisch wie immer und diesmal auch fürsorglich hilfsbereit. Als ein Mädel die Bühne erklomm, aber nicht zum Stagediven, sondern weil sie wohl irgendwohin wollte, aber leicht verwirrt an den Boxen entlang irrte, geleitete sie Gitarrist Marten galant wieder herunter. Um den Rest des Publikums nach draußen zu befördern, bedurfte es natürlich keiner helfenden Hand, sondern handfester Zugaben wie dem Fünfwürstchengriff.


Erst nach einer zweiten Zugabe mit Fresendelf als Abschluss war dann die Bescherung endgültig vorbei. Es war wieder einmal schön zu sehen, dass auch nach den vielen Konzerten die Jungs immer noch Spaß am Spielen hatten, so dass hoffentlich auch im nächsten Jahr der Adventskalender hinter irgend einem Türchen ein Turbostaat-Konzert versteckt haben wird.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen