Mittwoch, 30. Oktober 2013

Small Beast w/ Mélanie Pain

Small Beast

w/ Mélanie Pain / Kitty Solaris / Paul Wallfisch

18.10.13 Schauspielhaus, Dortmund

Die Sommerpause ist vorbei, die neue Spielzeit am Dortmunder Schauspielhaus läuft bereits seit über einem Monat, Zeit also für ein neues Small Beast. Und zum Auftakt hat Paul Wallfisch mit Mélanie Pain, der Sängerin von Nouvelle Vague, einen richtigen Hochkaräter aus dem Ärmel gezogen, so dass das kleine Institut natürlich bereits Wochen zuvor ausverkauft war.
Wie immer eröffnete der Gastgeber den Abend, wobei er diesmal besonders entspannt und gut gelaunt wirkte. Sein zuletzt recht vorhersehbares Set war aufgeräumt und enthielt natürlich das inzwischen fast schon traditionelle The Things We Do To Grow, aber auch einige bislang noch nicht gehörte Songs wie Mystery Dance von Elvis Costello oder Into My Arms von Nick Cave.

Kitty Solaris

Danach kam dann die junge Sängerin Kitty Solaris aus Berlin. Wie sie da in ihrem schicken roten Kleidchen mit der Gitarre auf der Theke stand, weckte das Assoziationen an PJ Harvey. Manchmal versuchte sie auch mit fast überschlagender Stimme so zu klingen, doch ging das leider in die Hose, weil sie sowohl musikalisch, stimmlich als auch an Bühnenpräsenz nicht annähernd an sie heranreichen konnte. Zudem wirkten ihre mit Berliner Schnauze vorgetragenen Ansagen ziemlich verstrahlt, dazu machte sie einen etwas wackligen Eindruck, dass ich mehrmals befürchtete, sie könne von der Theke fallen. Als sie bei einem Song um gesangliche Unterstützung dort oben bat, wollte sich niemand so recht erbarmen. Als sie aber geradezu quengelig wurde, opferte sich schließlich Ensemble-Mitglied Peer Oscar Musinowski, aber man merkte ihm durchaus an, dass auch er sich dabei nicht sonderlich wohl fühlte.
Da aber Kittys Auftritt in den ruhigeren Momenten zu gefallen wusste, wenn sie sich selber zu Gunsten ihrer Songs zurücknahm, gab es am Ende doch mehr als höflichen Applaus.

Mélanie Pain

Mélanie Pain hatte sich vor Ihrem Auftritt Peer Oscar Musinowski bereits im großen Saal in Peer Gynt angesehen, einer fantastischen Adaption von Ibsens Stück mit der Musik von Thomas Truax, der sich auch unter die Gäste des Small Beast mischte. Frau Brot, so signierte sie später im Foyer ihre CDs kam mit zwei männlichen Begleitern auf die "Bühne" zu ebener Erde vor der Theke, einem Keyboarder/Gitarristen und einem Schlagzeuger. Sie wirkte trotz der späten Stunde, es war inzwischen kurz vor ein Uhr, aufgekratzt und sprühte vor Energie und Spielfreudw. Nicht umsonst tourte sie unter eigenem Namen, denn im Gegensatz zu den Coverversionen von Nouvelle Vague standen die eigenen Songs aus inzwischen zwei Soloalben auf dem Programm. Dabei wechselte sie musikalisch zwischen fröhlichem Pop (Bye Bye Manchester) und geradezu klassischen Chansons (La Cigarette).


Zwischendurch plauderte sie auch noch etwas, z. B. über ihr altes Casio-Keyboard, oder rezitierte den Text von Eisbär, dem NDW-Klassiker von Grauzone. Dabei verzauberte ihr Lächeln und ihre positive Ausstrahlung hielt das Publikum bei Laune und bei der Stange. Während der ersten Zugabe gab es dann die einzige Coverversion in ihrem Set mit Panic von The Smiths. Danach bat sie Paul Wallfisch ans Piano und mit einer ausufernden Version von Miami schien der Abend beendet, doch das Trio kehrte noch ein zweites Mal zurück, um mit Ça Grandit nach gut 85 Minuten einen ruhigen, aber auch wunderschönen Schlusspunkt zu setzen.


Es war ein mehr als gelungenes Small Beast mit Paul Wallfisch in Top-Form und einer bezaubernden Mélanie Pain und einem kleinen Wermutstropfen in Form einer mehr als lästigen, angetrunkenen jungen Göre. die Dame fiel den ganzen Abend durch ihr störendes Geplapper auf, wobei sie vor allem Paul Wallfisch als Zuhörer auserkoren hatte, obwohl er mehrmals zu entkommen versuchte und sie auch um mehr Respekt für die Künstlerinnen gebeten hatte. Das schien sie jedoch einfach auszublenden, weshalb ihr mehrere Besucher nach dem Ende deutlicher sagten, was sie von ihr hielten. Daraufhin rannte sie wie ein beleidigtes Blag zu Wallfisch, um sich Trost zu holen. Doch der teilte ihr elegant mit, dass er selber ihr so etwas zwar nicht ins Gesicht sagen würde, aber die Leute hätten Recht.
Hoffentlich war der Dame das eine Lehre und sie besitzt in Zukunft die Höflichkeit, den Künstlern den angemessenen Respekt zollen. ansonsten hat die Theater-Toilette einen Spiegel, in den man nur schauen muss, wenn man einen interessierten Zuhörer finden will, ohne dabei die Künstler und das an Musik interessierte restliche Publikum zu stören.

Setlist Mélanie Pain

Setlist Mélanie Pain:
Intro
Je Laisse Tomber
Bye Bye Manchester
Ailleurs
Just A Girl
Fluo
Good Enough
How Bad Can I Be
La Cigarette
La Couleur
Black widow
7 Ou 8 Fois
Redis Moi
Ignore Moi
-------------------------
Bruises
Panic
Miami
--------------------------
Ça Grandit

Montag, 14. Oktober 2013

Sisterkingkong

Sisterkingkong

12.10.13 Salon Fink, Dortmund

Eine doppelte Geburtstagsparty wurde am Samstag im Dortmunder Salon Fink gefeiert. Der Salon beging seinen ersten Jahrestag als Kultur- und Party-Oase inmitten der berüchtigsten Ecke der Dortmunder Nordstadt. Der Nordmarkt ist eigentlich eine wunderschöne Grünfläche im Herzen der Nordstadt, nur ist sein Ruf durch die Kriminalität und die dort herumlungernden Gestalten ziemlich ruiniert. Der Salon Fink ist ein Pavillon im Park, der nun seit zwölf Monaten mit Gastronomie, Partys und Konzerten diesem schlechten Ruf entgegen wirkt.

Sisterkingkong

Zum Wiegenfeste lud man die jubiläumserprobten Sisterkingkong ein, deren Gitarrist Peter an diesem Abend ebenfalls sein Wiegenfest beging. Als die Band kurz vor halb zehn die kleine "Bühne", eigentlich nur eine etwas erhöhte Sitzecke neben der Theke, betrat, war der Salon sehr gut gefüllt. Direkt nach den ersten Takten merkte man allerdings ein kleines Dilemma: die Stimme von Sänger Dirk tönte etwas verzerrt und blechern aus den Boxen. Am Mikro schien es nicht zu liegen, denn auch die zweite Stimme von Schlagzeuger Sebastian klang nicht viel besser. Doch die Band konnte damit gut umgehen, war sie doch eh in lauter Stimmung und hatte z. B. die akustische Gitarre zu Hause gelassen. Und je lauter Bass und Gitarre spielten, desto erträglicher war der Sound. Zudem wurde so die Theke ebenfalls übertönt, so dass kein Gläserklirren oder laute Nachschub-Bestellungen die sonst ruhigen, fragilen Lieder störten, denn es wurde für Sisterkingkong-Verhältnisse gerockt.

Sisterkingkong

Die Band befindet sich gerade in den Aufnahmen zum zweiten Album und wie schon im Juni im Sissikingkong gefielen die neuen Stücke sehr gut, auch im gitarrenlastigeren Gewand.  Nach zwei Zugaben beschloss erneut Possible das Set nach einer guten Stunde, nur wurde diesmal dem Publikum nicht die Wahl gelassen, sondern es wurde sofort die schnelle Version gespielt.
Es war eine gelungene Party und dem schönen Salon Fink bleibt zu wünschen, dass sie noch viele Jahrestage begehen können.

Sonntag, 6. Oktober 2013

EA 80

EA 80

03.10.13 Gleis 22, Münster

Wenn eine Band so "intensiv" tourt wie EA 80, liegt der letzte Besuch im Gleis 22 auch mal gerne 22 Jahre zurück, damals noch eine Etage höher im JiB. Andererseits war so die Freude besonders groß, so dass das Gleis bereits zwei Wochen vorher restlos ausverkauft war. Keine störende Vorgruppe, sondern direkt mit dem Gladbacher Urgestein ging es kurz vor halb zehn los.

EA 80

Die Auftritte der letzten Jahre, die ich von EA 80 gesehen habe (z. B. 2010 im AK 47 oder letztes Jahr im Bahnhof Langendreer), waren kompakter als noch zu früheren Zeiten, ich erinnere mich da an einen Auftritt im Aquarium in Mönchengladbach, der wegen technischer Probleme abgebrochen werden musste...nach zweieinhalb Stunden. Auch wirkte vor allem Junge in Stimmung für aggressive Rockmusik, so wie er manchmal seine Gitarre unter wilden Zuckungen malträtierte. Der Schwerpunkt lag bei den Stücken des nach knapp zwei Jahren noch brandaktuellen Albums Definitiv: Nein!, doch gab es dazwischen natürlich Altbekanntes wie Guru Mosh und sogar einen ganz neuen Song, mit der bitte versehen, diesen doch nicht aufzunehmen und auf YouTube zu stellen, da es wohl noch nicht die finale Fassung sei.


 Trotz der nominell vollen Hütte herrschte vor der Bühne übrigens kein übermäßiges Gedränge, so dass Junge auch ausgiebig im Publikum spielte, bei Definitiv: Nein! sogar mit Mikrofonständer und Drumstick. Schon bei Licht hatte er gebeten, die Saalbeleuchtung einzuschalten, da er auch gerne mal die hinteren Reihen sehen wolle, so dass es auch ein helleres Konzert war als sonst.
Nach gut einer Stunde wurde eine kurze Pause angekündigt, der dann nur noch ein allerdings längeres Stück folgen würde. Die Suche, neben Fort Von Krank mein Favorit des aktuellen Albums und sicher einer der eindrucksvollsten Songs, den sie je geschrieben haben, hätte ein perfektes Ende des Konzerts sein können, da man diesen Schlusspunkt eigentlich nicht toppen kann.

EA 80

Doch EA 80 schafften das diesmal. Sie kamen für viele überraschend überhaupt noch einmal zu einer Zugabe auf die Bühne, baten um Löschung des Saallichts, zogen dann die Vorhänge vor der Bühne zu und spielten dann Häuser für ein im Dunkeln stehendes Publikum, von diesem ausgerechnet am Tag de deutschen Einheit durch eine Stoffmauer getrennt, eine passendere Live-Umsetzung für die Zeilen "Mein Haus ist schwarz und es steht allein, es hat keine Fenster und es kommt niemand rein" kann man sich kaum vorstellen.
Wir sehen uns 2035 wieder in Münster.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

65daysofstatic / Sleepmakeswaves

65daysofstatic / Sleepmakeswaves

30.09.13 Luxor, Köln

Letztes Jahr spielten die vier Australier von Sleepmakeswaves ihren allerersten Deutschland-Auftritt im Steinbruch und bescherten mir dort mein Postrock-Konzert des Jahres. Nun sind sie wieder in in Deutschland, sogar in ganz Europa im Vorprogramm der britischen Band 65daysofstatic. Dafür nahm ich sogar das Luxor in Kauf. Gegen halb acht war es noch angenehm leer, eine halbe Stunde später dann etwas voller, aber immer noch herrschte die übliche Vorgruppen-Geräumigkeit.

Sleepmakeswaves

In den folgenden knapp vierzig Minuten wurde es vorne immer voller, was sicher auch daran lag, dass man jahrelang im Luxor eigentlich unter der Woche erst um 21:00 mit den Vorgruppen rechnen konnte, aber der auch immer lauter werdende Applaus zwischen den Stücken sprach dafür, dass Sleepmakeswaves mehr als nur zu gefallen wussten. Da ist aber auch für jeden etwas dabei, harte, schnelle Passagen, sogar elektronisches Gefiepe (die aktuelle Veröffentlichung ist nicht ein Remix-Album) und natürlich episches Gebrate, das alles aber mit gehörig Druck vorgetragen, so dass nie Langeweile aufkam, auch nicht bei dem elfminütigen Schluss A Gaze Blank And Pitiless As The Sun.


Noch einmal ertönte Beifall in der allerdings vergeblichen Hoffnung auf eine Zugabe, als die Band noch einmal auf die Bühne kam, aber nur um ihr Equipment abzubauen.
Dafür wurde dann allerlei Tastengedöns am Bühnenrand für 65daysofstatic aufgebaut und ich war schon gespannt, wie sie live klingen würden. Auf Platte gefallen mir die ständigen Wechsel zwischen hyperaktivem Nintendo-Instrumentalrock und klassischem Cinemascope-Postrock nicht durchgängig. Das ist auf dem frisch erschienenen, mittlerweile sechstem Album Wild Light nicht anders, wird da aber von dem überragenden Safe Passage rausgerissen, in dem sich Keyboards und Gitarren wie majestätische Gletscher erheben, wie es die Japaner von Mono nicht besser hinbekommen hätten.

65daysofstatic

Kurz nach neun ging es dann mit drei alten Krachern Piano Fights, Crash Tactics und Dance Dance Dance los, ehe danach mit Prisms der erste neue Song zu hören war. Gepackt hatten sie mich bis dahin aber noch nicht, die Gitarren waren mir nicht laut genug, aber der Schlagzeuger war eine Klasse für sich, wie er scheinbar mühelos Drum'n'Bass-Rhythmen aus dem Ärmel schüttelte. Doch insgesamt wirkte alles wie auch auf den Alben zu beliebig aneinander gereiht, mir erschloss sich kein Spannungsbogen.


Geradezu symptomatisch für mein Empfinden, das etwas fehlte, war dann Safe Passage, das das reguläre Set beendete. Es begann sehr schön, der elektronische Part setzte ein und wenn dann auf der CD die Steigerungen einsetzen, konnten es die vier Engländer nicht adäquat umsetzen. Wo zum Beispiel Aereogramme bei einem Song wie The Art Of Belief immer noch eine höhere Wall of Sound errichteten, selbst wenn man dachte, lauter und intensiver gehts nicht mehr, verharrten 65daysofstatic auf einem Klanglevel, konnten die Gitarren den Keyboards nichts mehr hinzufügen.
Aber das war halt mein subjektives Empfinden, den anderen Besuchern im gut gefüllten Luxor schien der Auftritt gefallen zu haben und forderten lautstark eine Zugabe, die sie auch bekamen. Zweimal wurde noch Gas gegeben mit älteren Songs, ehe dann nach immerhin gut 100 Minuten endgültig das Licht anging.


Ich verstehe den Reiz an der Musik von 65daysstatic, die mit ihren Elektronik-Anleihen aus dem konventionellen Postrock-Genre ausbrechen, dabei aber die für mich wichtigen und das Genre definierenden Gitarrenwände vernachlässigen, so dass an diesem Abend mein Headliner eindeutig Sleepmakeswaves waren.

Setlist 65daysofstatic:
Piano Fights
Crash Tactics
Dance Dance Dance
Prisms
Install A Beak In The Heart That Clucks Time In Arabic
The Undertow
AOD
Sleepwalk City
This Cat Is A Landmine
I Swallowed Hard, Like I Understood
Unmake The Wild Light
Taipei
Retreat! Retreat!
Radio Protector
Safe Passage
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Await Rescue
Weak4 (ohne Gewähr)

Setlist 65daysofstatic