Sonntag, 30. September 2012

I Build Collapsible Mountains

I Build Collapsible Mountains

29.09.12 Kassette, Düsseldorf

Ich gehe an Wochenenden abends ungern in Irish Pubs, denn man könnte immer mit einem klampfenden Hobbymusiker konfrontiert werden. Das erzeugt dann eine für mich unangenehme Situation, denn eigentlich will man mit Freunden beim Bierchen quatschen, aber als regelmäßiger Konzertbesucher lässt das dann mein Respekt vor (noch so untalentierten) Musikern nicht zu, ihren Vortrag durch mein Gelaber zu stören.
Auch der Schotte Luke Joyce aka I Build Collapsible Mountains trat in Düsseldorf alleine mit seiner Gitarre auf, war dennoch die Hauptattraktion, befand er sich doch auf Tour zu seinem gerade erschienenen Album Songs From That Never Scene. Diese führte ihn zum Abschluss in die Kassette nach Düsseldorf, einer schicken Bar mit Wohnzimmer-Appeal. Die "Bühne" war ein Stuhl und ein Mikrofon vor dem großen Panorama-Fenster zur Straße raus und davor stand ein großes, sehr bequemes Ledersofa, in dem man mit seinem leckeren Füchschen Alt bequem versinken konnte, beste Voraussetzungen für ein gemütliches Konzert also.

I Build Collapsible Mountains
Zu Kerzenschein und der Straßenlaterne von draußen griff sich Luke kurz vor halb neun eine Gitarre und begann sein gut 75minütiges Set. Die Kassette war sehr gut gefüllt, was wohl auch am freien Eintritt lag, denn so geschah leider genau das, was ich eingangs beschrieben hatte. Es kam Pub-Atmosphäre auf, obwohl jemand von der Bar den Auftritt noch als Wohnzimmer-Konzert angekündigt hatte. Die Leute ließen sich von den ruhigen und melancholischen Liedern nicht in ihrer Unterhaltung stören.


Bei den ersten zwei Songs funktionierte das Mikro noch nicht richtig, so dass man den Geräuschpegel noch auf die fehlende elektrische Verstärkung schieben konnte. Doch auch danach konnte Luke nur bei den "lauteren" Stücken gegen das weiße Rauschen durchsetzen, bei einem Instrumental oder dem depressiven Slowapproacher von der ersten EP gelang das leider nicht. Auch seine netten Reise-Geschichten zwischendurch, ob vom Treppensturz seiner Gitarre im Hotel bis hin zu den andächtig lauschenden Truckern auf der nächtlichen Fähre von Dover nach Calais, gingen fast unbemerkt unter.


Manchmal schien er verstört durch den Raum zu schauen, aber tapfer spielte er sein Set durch, allerdings ohne Zugabe.
Mit einem reinen Konzertpublikum wäre es sich ein großartiger Abend gewesen, denn eigentlich ist die Kassette für solche Konzerte ein toller Ort, man fühlte sich teilweise an Nightwash erinnert, wenn Passanten neugierig ins Innere schauten und das Interieur ist wie gemacht für intime Konzerte.
Daher sollten die Betreiber eventuell vorher ihre Gäste doch auf einen respektvollen Umgang mit dem Künstler hinweisen oder zumindest nicht selber lautstark Bestellungen während der Lieder entgegennehmen, denn Zurufe wie "EIN BIER? MACHT ZWEI SECHZIG!" sind Stimmungstöter.


Dienstag, 25. September 2012

Admiral Fallow

Admiral Fallow / Slow Down, Molasses

23.09.12 FZW, Dortmund

Aller guten Dinge sind drei. Nach den lauten Tönen von Latterman und den Japandroids sollte das Wochenende entspannter mit den folkigen Klängen von Admiral Fallow beendet werden.
Als ich um acht das FZW betrat, waren außer mir gerade einmal zehn weitere Gäste anwesend. Sollte sich Admiral Fallows Befürchtung via Twitter bewahrheiten, dass niemand auftauchen werde, wenn man nicht etwas Mundpropaganda für das Konzert betreibe. Aber noch war ja etwas Zeit, denn laut Internet war der Beginn für halb neun angesetzt, scheinbar ohne Vorgruppe. Allerdings lagen am Merch-Tisch auch Artikel einer Band namens Slow Down, Molasses rum.

Slow Down, Molasses
Und tatsächlich betraten bereits um 20:10 drei Männer und eine Frau die Bühne und stellten sich als Slow Down, Molasses aus Kanada vor. Das mir bis dato unbekannte Quartett spielte dann sehr gefälligen Indie-Rock, in der Regel leicht unter Mid-Tempo, mit gelegentlichen Gitarren-Ausbrüchen, deutlich von Shoegaze-Bands beeinflusst, aber  auch mit akustischen, folkigen Anklängen. Die Elektrifizierung stand der Musik sehr gut, klingen sie doch auf Platte deutlich ruhiger, wie ich nach dem Konzert über ihre Bandcamp-Seite feststellen konnte. Höhepunkt des gut 35minütigen Auftritts war der Song City Sublet, bislang nur auf einer altmodischen Flexi-Disc erschienen, bei dem alle Bandmitglieder perkussiv tätig waren und so rhythmisch für Abwechslung und sogar so etwas wie Begeisterung unter den wenigen Zuschauern sorgten.
Für den frühen Beginn und die fehlende Ankündigung entschuldigte sich anschließend auf Anfrage übrigens das FZW, da sie nicht Veranstalter waren und die Informationen selber erst sehr spät bekamen. Hoffentlich verpassten nicht zu viele den Auftritt, denn dafür klangen die Kanadier einfach zu gut, als dass sie das verdient hätten.

Admiral Fallow

Um zehn nach neun betraten dann die sechs Schotten von Admiral Fallow die Bühne, um vor mittlerweile doch geschätzten 40 Leuten zu spielen. Als Opener spielten sie das erste Stück ihres zweiten, Ende Mai erschienenen Album Tree Bursts In Snow, Tree Bursts. Die opulente Instrumentierung, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Klarinette, Keyboard, gelegentlich Flöte und Akkordeon und auch ein zweites Schlagzeug kam durch den sehr guten Sound im Club des FZW voll zur Geltung und die überschaubare Menge sorgte durch angenehme ruhe dafür, dass auch in ruhigeren Passagen nichts die Musik störte. Dennoch waren die Leute schnell genug von der exzellenten Darbietung eingenommen, um für eine ausgezeichnete Atmosphäre zu sorgen. Dazu präsentierte sich Frontmann Louis Abbott als glänzender und sympathischer Entertainer. Da die Band das erste Mal in Deutschland auf Tour war, wurde z. B. die Setlist etwas umgestellt und Squealing Pigs, das auf der Insel eher zum ausgelassenen Ende gespielt würde, nach vorne verlegt.


Bei Isn't This World Enough? wollte er das Publikum zum Mitsingen animieren, weshalb er extra von der Bühne herunter stieg, um dem Publikum den Refrain beizubringen, was allerdings nicht so ganz gelang. Allerdings kam hier seine exzellente Gesangsstimme mit dem typischen schottischen Akzent noch besser zur Geltung, da sie auch ohne Mikro den Raum füllte.
Doch auch die rockigeren Stücke wie Brother kamen sehr gut an.


Überhaupt war das die stärkste Phase des Konzert, denn mit Guest Of The Government folgte direkt ein weiterer schnellerer Kracher. Umso beeindruckender wirkte danach dann Four Bulbs vom Erstling Boots Met My Face, zu dem sich die Band in einer Reihe auf der Bühne postierte und, musikalisch nur von einer Akustik-Gitarre begleitet, durch herrlichen Harmonie-Gesang begeisterte.


Danach wurde dann mit The Way You Were Raised, neben Brother meinem Favoriten von Tree Bursts In Snow, wieder Tempo aufgenommen. Zusätzlich zur Setlist wurde dann sogar noch Oh, Oscar als letztes Lied vor der Zugabe gespielt.
Nach insgesamt gut 80 Minuten war dann ein beeindruckendes Konzert zu Ende, das sicherlich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte und das für mich das Highlight des Wochenendes war.

Setlist Admiral Fallow

Setllist:
Tree Bursts
Subbuteo
Squaling Pigs
Beetle In The Box
The Paper Trench
Isn't This World Enough?
Dead Against Smoking
These Barren Years
Brother
Guest Of The Government
Four Bulbs
The Way You Were Raised
Bomb Through The Town
Oh, Oscar
------------------------------
Old Balloons

Japandroids

Japandroids / Paws

22.09.12 Gleis 22, Münster

Muss eine Band, die bislang eines der besten Alben des Jahres veröffentlicht hat und die einen zudem live schon begeistert hat, nicht zwangsläufig das Konzert des Jahres spielen? Nur, wenn zwangsläufig im Pokal die unterklassigen Vereine immer gegen Erstligisten ausscheiden.
Dennoch hatte ich sehr hohe Erwartungen an den Auftritt der Japandroids im Gleis 22, denn Celebration Rock ist für mich das perfekte Rock-Album des Jahres, deutlich kompakter und auf den Punkt als der Vorgänger Post-Nothing.
Dementsprechend war das Gleis auch ausverkauft und wartete mit einer Premiere für mich auf. Vor der Bühne stand auf einmal ein Absperrgitter, wie man es sonst nur von größeren Hallen kennt.Befürchtete man so eine wilde Party, dass die Leute auf die Bühne purzeln könnten? Derartige Konzerte gab es im Gleis schon öfter, ich erinnere mich hier gerne an wilde Shows der New Bomb Turks oder von Gluecifer, wo aber letztlich auch ohne Barriere die Bühne halbwegs für die Musiker begehbar blieb.

Paws
Bei der Vorgruppe Paws aus Glasgow war die Absperrung jedenfalls noch nicht nötig, damit machten die drei Schotten ordentlich Dampf. Bislang haben sie erst ein paar EPs veröffentlicht. doch das erste Album wird nächsten Monat erscheinen. Bei ihrem allerersten Deutschland-Konzert stellten sie bereits ein paar Songs daraus vor. Musikalisch klangen deutlich amerikanische Bands aus den Anfängen der 90er durch, Pixies, auch Guided By Voices, wie es ansatzweise durch die Cloud Nothings wieder in Mode gekommen ist, alles aber gerne auch mal mit Turbo eingespielt. Hierbei tat sich vor allem der Schlagzeuger hervor, der vor allem bei den schnellen Songs wie Misled Youth geradezu explodierte, um danach kurz vor dem Kollaps über seinem Drumkit zusammenzubrechen, dies einer Erkältung geschuldet. Vor allem die punkigen Momente überzeugten und machten Lust auf mehr.


Danach wurde es dann vor der Bühne immer voller, alles erwartete den Auftritt des kanadischen Duos Japandroids. Der Vorhang öffnete sich und Gitarrist kündigte das erste Lied The Boys Are Leaving Town als Aufwärmnummer an, da die Band erst recht spät am Gleis angekommen sei, da sie im Stau auf dem Weg von Hamburg nach Münster aufgehalten worden sei und daher noch ein wenig am Live-Sound feilen müsse.
Mit Adrenaline Nightshift folgte gleich der erste Kracher von Celebration Rock und ins Publikum kam Bewegung. Parallel dazu meldete meine Kamera vollen Speicher, da ich meine Speicherkarte zu Hause gelassen hatte und der interne Speicher bereits gefüllt war mit dem Paws-Video.
Einen gröberen Patzer fast in Guttenberg-Tradition leistete sich aber Sänger Brian, als er das älteste Stück des Abends von No Singles ansagte, als sei es ihr eigener Song, handelte es sich aber dabei jedoch um das Cover To Hell With Good Intentions von Mclusky. Zur Strafe kam die Version auch nicht an das Original ran. In der Folge wechselten sich Stücke von Post-Nothing mit den neuen Songs munter ab, immer nur unterbrochen von Stimm-Einlagen, wozu Brian meinte, dass man eine gute Rockshow daran erkennen könne, wie oft nachgestimmt werden muss, denn daran könnte man erkennen, wie hart der Musiker arbeite.
Dadurch wirkte das Set leider etwas zerfasert und erst zum Ende hin kam deutlich mehr Stringenz rein, da hier auch die Übergänge von neu zu alt mit The House That Heaven Built und Crazy/Forever und Sovereignty besser passten. Doch wie auf Platte war live der Höhepunkt das langsamste Stück Continuous Thunder, vor dem Brian auch noch einmal extra darauf hinwies, dass dies auch sein Liebling sei. Trotz des geringeren Tempos wurde hier deutlich, über welche Energie dieses Duo verfügt und ähnliche Acts wie die auch sehr guten Two Gallants jederzeit an die Wand spielen kann.
Das Gun Club-Cover For The Love Of Ivy mit ausuferndem Finale beendete dann nach gut 80 Minuten den zugabenlosen Auftritt.

Japandroids

Die Japandroids spielten somit zwar ein richtig gutes Konzert, aber eben nicht das Highlight des Jahres. Dafür war die Show für meinen Geschmack zu lang, so komisch es auch klingen mag. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau wie bei den Bayern, wenn sie ihrer Favoritenrolle nicht gerecht und mal wieder nur Zweiter werden.

Setlist:
The Boys Are Leaving Town
Adrenaline Nightshift
Fire's Highway
To Hell With Good Intentions
Heart Sweats
Younger Us
Rockers East Vancouver
The Night Of Wine And Roses
Evil's Sway
Wet Hair
The House That Heaven Built
Crazy/Forever
Sovereignty
Continuous Thunder
Young Hearts Spark Fire
For The Love Of Ivy

Samstag, 22. September 2012

Latterman

Latterman / Hysterese

21.09.12 Circus Maximus, Koblenz

Braucht man wirklich Reunions? Nun, bei Soundgarden ist alles, was Chris Cornell davon abhält, solo oder mit Audioslave Musik zu machen, eine gute Idee. Frank Black antwortete einmal bei einem Solo-Konzert auf einen Zwischenruf nach Debaser mit "Only when I need the money". Konsequenterweise verkauften die Pixies dann bei ihrer ersten Reunion-Tour T-Shirts mit dem Aufdruck "Pixies sell out", wobei diese Shows sogar besser waren als die alten Konzerte.
Nun kamen also Latterman nach einer Handvoll Shows in den USA für zehn Konzerte noch einmal nach Europa. Das Geld dürfte kaum der ausschlaggebende Faktor gewesen sein, denn reich wird man wohl kaum, wenn man für 13 Euro in einem kleinen Club vor 150 Leuten spielt. In einem Interview kam raus, es gibt eigentlich keinen richtigen Grund.
Gründe, sich diese Reunion anzusehen, gab es hingegen reichlich. Alle vier Mitglieder sind inzwischen in anderen Bands aktiv und mit denen auch im letzten Jahr in Deutschland unterwegs gewesen. So sah ich Sänger/Bassist Matt Canino mit RVIVR, Gitarrist Phil Douglas mit Iron Chic, Schlagzeuger Pat Schramm mit Bridge And Tunnel und Gitarrist Mike Campbell am Bass bei Laura Stevenson And The Cans. Leider kam ein Konzert in Köln nicht zustande und an dem Termin in Münster würde ich zwar in der Stadt sein, aber im Gleis 22 bei den Japandroids, so dass ich mich auf den weiten Weg nach Koblenz machen musste.
Unter dem passenden Motto Brot und Spiele präsentierte sich der Circus Maximus in der häßlichen 60er Jahre-Beton-Umgebung als Kneipe mit Restaurant-Betrieb und einem kleinen Club im Keller.

Hysterese
 Um kurz vor halb neun fingen Hysterese an. Der Name klingt nach schepperndem Anarcho-Crust-Punk, aber der Gitarrist mit seiner Flying V und der Bassist mit seiner Jeans-Kutte sahen eher wie Mitglieder der Turbojugend Mannheim aus, heraus kam aber eine High-Speed-Punkrock-Granate mit kräftiger Frauenstimme. Der Sound war fett, die Songs waren gut, das war die vielversprechendste, unbekannte Vorband seit langem.


Kurz nach neun begannen dann Latterman ihr Set. Und während in Köln nun wahrscheinlich sofort alle Dämme gebrochen wären, blieb das Koblenzer Publikum bis auf ein paar Enthusiasten in der ersten Reihe recht zurückhaltend. Vielleicht hatte es auch einfach nur Mühe, die Songs zu erkennen, denn der Sound war nicht der beste, vor allem Matts Gesang war manchmal kaum zu hören.Und auch das Licht war gewöhnungsbedürftig. Waren bei Hysterese einfach nur die hellen Spots an, wagte sich der Lichttechniker bei Latterman an andere Farbtöne und versuchte manchmal sogar, mit den normalen Scheinwerfern stroboskop-artiges Geflacker zu erzeugen, was selbst bei der Band für Belustigung sorgte.


Diese spielte hauptsächlich Songs von No Matter Where We Go...! und We Are Still Alive, allerdings auch das postum veröffentlichte Stück Our Better Halves. Nach insgesamt 50 Minuten war pünktlich um zehn Schluss.
Es war schön, endlich einmal Latterman gesehen zu haben, hatte ich sie doch damals verpasst, weil ich sie schlicht und ergreifend noch nicht auf dem Schirm hatte. Aber inzwischen haben RVIVR und Iron Chic, die musikalisch das Erbe fortführen, nicht nur die besseren Songs, sondern auch noch live die Energie, die zumindest gestern im beschaulichen Koblenz etwas gefehlt hat.

Latterman
Man merkte auch einmal, dass es durchaus Spannungspotential in der Band gibt. Matt Canino gilt gerade in den USA als schwierig, vor allem wegen seiner belehrenden Art während Konzerten, in denen er auch schon mal Songs unterbricht, wenn zu heftig gepogt wird und das blitzte auch einmal während des Auftritts auf. So reagierte er auf einen Zwischenruf recht unwirsch mit "Yeah, here is your entertainer" und musste von Gitarrist Phil beruhigt werden. Und als sich ein Fan nach dem Konzert bei Gitarrist Mike für die Show bedankte mit den Worten "See you next time", meinte er darauf, dass es wohl kein nächstes mal geben werde.


Sonntag, 16. September 2012

Banner Pilot

Banner Pilot / The Vaders / The Dimensions / Snareset

14.09.12 Café Lorenz, Münster

Melodischer Punkrock im Stile von Dillinger Four, dafür standen die ersten beiden Alben von Banner Pilot. Mit dem dritten Werk Heart Beats Pacific von letztem Jahr kamen dann unangenehme Blink 182-Referenzen hinzu. Würde sich dies auch auf die Live-Qualitäten negativ auswirken?
Bevor diese Frage beantwortet werden konnte, spielten noch drei andere Bands. Snareset eröffneten kurz nach acht den Abend mit straightem, schnellen Punk mit Hardcore-Einflüssen, danach dann The Dimensions aus Köln. Die hatte ich letztes Jahr bereits zweimal im Vorprogramm von RVIVR gesehen und sie hatten einen positiven Eindruck hinterlassen, den sie auch diesmal bestätigten. Mit einem guten Sänger ginge da eventuell sogar noch mehr.

The Dimensions
Danach kamen dann The Vaders aus Ibbenbüren mit einer rotzigeren Version von schnellen Punkrock-Hymnen mit viel Ooohs und Aaahs, wie man sie von Bad Religion & Co. kennt. War unterhaltsam, aber nicht so mein Geschmack, zumindest seit mindestens zehn Jahren nicht mehr.

Banner Pilot
Kurz nach elf legten Banner Pilot dann mit Alchemy los. Aber statt ein Feuerwerk an Hits abzubrennen, gab es zunächst einen kleinen Blitz und dann lag das Café Lorenz im Dunkeln. Der Gitarrist hatte wohl seine Wasserflasche umgekippt und die Flüssigkeit sorgte dafür, dass die Sicherung rausflog. Nach kurzer Wischeinlage ging es dann weiter.


Aber der nächste Zwischenfall ließ nicht lange auf sich warten. Bassist Nate musste sein Instrument wechseln, da seins den Geist aufgab. Die Pause musste Sänger Nick mit schlechten Witzen überbrücken und meinte, dass nun sein ganzes Reservoir an schlechten Ansagen bereits aufgebraucht sei. Daher rockte die Band anschließend ohne größere Unterbrechung (vom gelegentlichen Nachstimmen der Instrumente mal abgesehen) durch. Ist es auf Platte manchmal etwas eintönig, da viele Songs sich doch sehr ähneln (so fangen z. B. auf dem neuen Album Red Line und Isolani fast identisch an), so wird live daraus eine Dampfwalze, die den Zuhörer in ihren Sog mitzieht und abrocken lässt. Und so war es dann auch nach dem holprigen Start in Münster. Der Rest des Sets rollte gnadenlos durch und ließ auch die Zuschauer mitgehen.


Zudem war auch die Setlist so geschickt aufgebaut, dass es zum Ende ein Hit den anderen jagte.Nach den Krachern Central Standard und Skeleton Key von Collapser gab es zur Zugabe noch eine Steigerung mit Bender von der ersten EP Pass The Poison und Overwinter von Resignation Day als Abschluss eines unspektakulären, aber guten Konzerts mit leichten Anlaufschwierigkeiten.

Setlist Banner Pilot

Donnerstag, 13. September 2012

The Unwinding Hours - Afterlives Tour, Teil 8

The Unwinding Hours / Boy Android

11.09.12 Rote Fabrik, Zürich

Huch, wie schnell doch eine Woche vergeht. Leider stand schon der letzte gemeinsame Abend mit den Unwinding Hours an, denn während die Band noch drei weitere Termine in Düdingen, Metz und London vor sich hatte, würden wir uns nach dem Auftritt in Zürich auf die Heimreise machen.
Aber erst einmal musste das Konzert überhaupt stattfinden, was ja auf Grund des Defekts am Tourbus auf dem Weg nach Heidelberg noch nicht sicher war. Schlagzeuger Jonny Scott hatte sich nachts schon einmal nach den Möglichkeiten erkundigt, per Zug in die Schweiz zu fahren, erwartete er doch dort seine Freundin, die für einen Kurztrip einfliegen wollte. Doch morgens gab er dann Entwarnung, der Van sei repariert. Und auch wir waren erleichtert, als wir das Gefährt bei unserer Ankunft im Hof der Roten Fabrik sahen. Der befürchtete Getriebeschaden war es nicht, nur ein Teil der Elektronik musste ersetzt werden und nun lief er wieder wie am Schnürchen.
Die Rote Fabrik ist ein alter Gebäudekomplex am Ufer des Zürichsees, den wir bereits von einem wunderbaren Konzert aus dem letzten Jahr kannten. Damals war es ein Open Air im Innenhof der alten Fabrik, diesmal fand der Auftritt im Restaurant Ziegel Oh Lac statt.
Auch Boy Android, die nach ihrer Ankunft erst einmal in den See gesprungen waren, zeigten sich erleichtert, dass die Unwinding Hours es in die Schweiz geschafft hatten, nutzten sie doch deren Backline. Wie gewohnt eröffneten sie den Abend und wussten  wie immer vor allem bei den schnelleren Stücken sehr zu gefallen.

The Unwinding Hours

Kurz nach halb elf erklang dann Break zum vorerst letzten Mal für uns. Im Vergleich zu den anderen Konzerten (Hamburg mal ausgenommen) fiel sofort die optische Untermalung positiv auf, denn anstatt des üblichen Rot, dann Grün, dann mal Rot und Grün, um es mit Craigs Dankesworten an den Lichtmenschen auszudrücken, sorgte die Lichtanlage der Roten Fabrik für zusätzliche stimmungsvolle Effekte.
Während The Promised Land erklomm dann Jenny Reeve, die zusammen mit Graeme und Jonny bei Strike The Colours spielt, die Bühne, um so aus ihrem Kurztrip nach Zürich einen Arbeitsurlaub zu machen.


Auch bei Say My Name kurz danach veredelte sie den Refrain mit ihrer Stimme. Danach hatte sie dann zusammen mit Graeme und Iain die Bühne verlassen, doch es konnte nicht planmäßig mit Saimaa weitergehen, da irgendetwas mit Brendans Equipment nicht stimmte und so improvisierte Craig, indem er Traces vorzog. Während seiner Darbietung war aber alles behoben und die Setlist wurde wieder regulär aufgenommen.


.
Um viertel vor zwölf läuteten dann die ersten Takte von Knut das Finale des Konzerts und unserer Tour mit den Unwinding Hours ein und es war ein mehr als würdiger Abschluss. Überhaupt wuchs das Stück im Laufe der Tour zunehmend, wurde immer intensiver und lauter. Auch bei diesem Stück stand Jenny mit auf der Bühne und schaffte durch ihre stimmliche Unterstützung die Gänsehaut, für die in Berlin noch das Publikum gesorgt hatte. Dieses Lied schreit geradezu danach, dass am Ende alles den Text geradezu raubrüllt.

The Unwinding Hours w/ Jenny Reeve

Es war wieder ein herrlicher Trip durch die Lande, auf dem wir viele Bekannte wieder trafen. die die Reise unvergesslich machten.

Am Ende noch eine Randbemerkung zu einer anderen Band. Es gab erstaunlich wenig Rufe nach Aereogramme-Stücken auf dieser Tour, zumal The Unwinding Hours ja auf den Touren zuvor regelmäßig The Art Of Belief als Rausschmeißer gespielt hatten. Die Nachfolgeband scheint sich also beim Publikum etabliert zu haben und man liebt sie zu Recht für ihre eigenen wunderschönen Lieder.
Dennoch stockte uns kurz der Atem, als Iain in Zürich kurz erwähnte, dass es beim anstehenden Auftritt in London beinahe zu einer kleinen Reunion gekommen wäre. Dort werden sie nämlich zusammen mit Lola Colt, der neuen Band von Aereogramme-Drummer Martin Scott spielen. Und da Ex-Bassist Campbell McNeil (inzwischen ja Manager von Iains neuem Projekt Churches) auch anwesend sein sollte, hatten sie sich schon darauf verständigt, gemeinsam ein altes Stück zu spielen. doch zum Leidwesen der Dispos unserer Konten musste Campbell absagen, da er wegen seiner Tätigkeit als Tour-Manager für The Temper Trap und ihrer anstehenden kurzen Europa-Tour verhindert ist. Doch aufgeschoben ist hoffentlich nicht aufgehoben...

Setlist:
Break
I've Loved You For So Long
The Right To Know
Tightrope
The Promised Land (w/ Jenny Reeve)
Wayward
Say My Name (w/ Jenny Reeve)
Traces
Saimaa
Child
Peaceful Liquid Shell
----------------------------------
The Dogs
Knut (w/ Jenny Reeve)

The Unwinding Hours - Afterlives Tour, Teil 7

The Unwinding Hours / Boy Android

10.09.12 Karltorbahnhof, Heidelberg

Das Tourleben kann ganz schön stressig sein. So twitterte Jonny Scott, Schlagzeuger der Unwinding Hours, in der Nacht nach dem Auftritt in Berlin, dass der Tourbus auf dem Weg zum Hotel in Dessau liegen geblieben, aber doch alles wieder gut sei.
Als wir ausgeschlafen und nach einer angenehmen Zugfahrt am frühen Abend in Heidelberg am schönen Karlstorbahnhof ankamen, stand der Van auch schon im Hof des Clubs, was Jonnys Tweet zu bestätigen schien. Doch kaum hatten wir unser Gepäck am Merchstand deponiert, tauchte Craig auf und bat uns, ihm bei einem Übersetzungsproblem zu helfen. Die Fahrt nach Heidelberg hatte sich nämlich albtraumhaft gestaltet, der Wagen war mehrmals stehen geblieben und fuhr auch nicht mehr mit voller Leistung. Ein Mechaniker maß eben die Elektronik durch und wir sollten bei Kommunikation behilflich sein.
Fazit der Diagnose: ein möglicher Getriebeschaden konnte nicht ausgeschlossen werden, ein Abschleppen in die örtliche Werkstatt war unumgänglich und eine Weiterfahrt stand damit in den Sternen.

The Unwinding Hours
Mit dementsprechend finsterer Miene schlich Craig umher, was nichts Gutes für den Auftritt vermuten ließ. Durch die Dolmetscher-Arbeit hatte ich fast alte Bekannte vernachlässigt, doch das Schwätzchen wurde nachgeholt, weshalb aber Boy Android wieder nur von draußen gehört wurden.
Auf der Bühne merkte man dann aber The Unwinding Hours nichts von dem ganzen Schlamassel an, gewohnt überzeugend spielten sie ihr Set.


Allerdings hatten sie glatt vergessen, Setlisten auf der Bühne auszulegen, so dass sie nach The Promised Land überlegten, welches Stück als nächstes dran sei. Erst ein Stammgast im Publikum wies ihnen den Weg zu Wayward.
Craig eröffnete dann den Zugabenteil mit der Ansage, ruhigere Songs zu spielen, worauf jemand nach Barriers verlangte. Dies sei aber nicht ruhig und zudem von einer anderen band, man sollte sich doch The Dogs wünschen, was dann auch gehorsam jemand rief und Craig augenzwinkernd meinte, dann werde er nun den Wunsch erfüllen.


Nach Traces bedankte Craig sich noch einmal ausführlich beim guten Heidelberger Publikum, dass es an einem Montag Abend erschienen sei (wenn auch nicht so zahlreich wie bei den Konzerten in Köln, Münster und Berlin), denn das wiege den Stress einer Tour mehr als auf und bedeute ihm alles.
Danach ließ er dann bei Knut noch einmal allen Frust ab und auch der Rest der Band ließ das Ende des Liedes noch einmal richtig ausufern.

The Unwinding Hours
In Vertrauen auf die Künste der Heidelberger Automechaniker ging es dann für uns noch nachts weiter nach Zürich, um dort das persönliche Ende der Tour mitzuerleben.

Setlist:
Break
I've Loved You For So Long
The Right To Know
Tightrope
The Promised Land
Wayward
Say My Name
Saimaa
Child
Peaceful Liquid Shell
----------------------------------
The Dogs
Traces
Knut

The Unwinding Hours - Afterlives Tour, Teil 6

The Unwinding Hours / Boy Android

09.09.12 Magnet - Berlin

Berlin ist ohne Zweifel auch kulturell die Hauptstadt Die Berlin Music Week endete an diesem Wochenende und so atmete die ganze Stadt Musik. Auf den Dächern Berlins fanden Konzerte statt, in Tempelhof rockte das Berlin Festival und Archive spielten ein Akustik-Set in der Lobby eines Hotels. Dazu herrschte bei meiner Ankunft am Samstag Nachmittag strahlendes Sommerwetter, so dass man an einer der Strandbars an der Spree gemütlich ein Bierchen genoss, während vom Washingtonplatz hinter dem Hauptbahnhof ebenfalls Livemusik klang.
Auch abends auf dem Weg zum Magnet passierte man an der Warschauer Strasse Musikanten, die unter freien Himmel Passanten unterhielten.
Der verwinkelte, dunkle Magnet Club wirkte da noch nicht wie der ideale Ort zum verweilen, doch auf der Suche nach einer Raucherecke entdeckten wir den Biergarten, der daher sofort in Beschlag genommen wurde. Leider ging dies mal wieder auf Kosten Boy Androids, deren Auftritt wir so verpassten.

The Unwinding Hours

Als wir kurz vor zehn zurück ins Innere gingen, war der Konzertraum sehr gut gefüllt, man spürte die Vorfreude auf den Auftritt der Unwinding Hours. Bei denen wirkte Gitarrist Iain Cook auch angespannter als sonst, war doch seine Freundin Leila im Publikum, die zusamen mit Bassist Graemes Frau einen Kurztrip nach Deutschland unternahm.
Der überragende Auftritt abends zuvor in Münster war nicht zu toppen, aber die Band kam nah ran. Endlich konnte man ohne technische Probleme erneut die gleiche Setlist spielen und da das Publikum ähnlich euphorisch war wie in Münster, übertrug sich dies auch auf die Performance der Band. Leider war ein Zuschauer besonders euphorisch und zeigte seine Begeisterung durch lautes Mitsingen bei fast jedem Lied, was vor allem bei den ruhigeren Stücken wie Child doch ziemlich störend war, zumal er nicht nur für die um Ihn Stehenden Craigs Gesang übertönte, sondern ihm natürlich stimmlich unterlegen war.


Ganz ohne Panne verlief der Auftritt auch nicht, denn bei The Dogs verspielte sich Keyboarder Brendan und brachte Craig damit zum Lachen und damit kurz aus dem Konzept, doch fing er sich schnell und brachte das Lied gewohnt stimmungsvoll zu Ende.
Knut beendete das Konzert und wurde mit einer Vehemenz vorgetragen, die alle umwarf. Nie zuvor habe ich bei einem Konzert der Unwinding Hours Leute die Fäuste in die Luft recken sehen, die dabei das Mantra "If we can, we will, we must get out" laut mirgröhlten. Aber es war die absolut passende Reaktion auf die unglaubliche Wucht, mit der das Stück den Club geradezu in seine Einzelteile zerlegte, ein grandioses Finale eines sehr guten Auftritts.

The Unwinding Hours

Setlist:
Break
I've Loved You For So Long
The Right To Know
Tightrope
The Promised Land
Wayward
Say My Name
Saimaa
Child
Peaceful Liquid Shell
---------------------------------
The Dogs
Traces
Knut

Sonntag, 9. September 2012

The Unwinding Hours - Afterlives Tour, Teil 5

The Unwinding Hours / Boy Android

08.09.12 Gleis 22, Münster

Die Lieblingsband an einem Samstag Abend im Lieblingsclub, kann da irgendwas schief gehen? Um es vorweg zu nehmen, es war ein grandioses Konzert, bislang das beste der Tour.
Doch zunächst noch ein paar warme Worte ans Gleis 22. Im November 1993 war ich das erste Mal in dem Gebäude an der Hafenstraße, damals fanden die Konzerte noch ein Stockwerk höher statt. Es spielten die Devil Dogs mit den noch völlig unbekannten New Bomb Turks als Vorgruppe und es war so ein wilder Abend, dass um halb zwei die Polizei wegen Beschwerden der Anwohner vor der Tür stand und der Auftritt etwas vorzeitig beendet werden musste. Seitdem habe ich 70 Shows vor Ort miterlebt und war eigentlich nie enttäuscht. Der Sound ist zwar bei lauten Shows manchmal etwas mau, aber die eigentlich immer gute Atmosphäre wiegt das mehr als auf. In diesem Monat feiert das Gleis 22 seinen 25. Geburtstag und da gratuliere ich natürlich auch von Herzen.
Wie immer eröffneten Boy Android den Abend, diesmal wieder gewohnt pünktlich um neun und spielten ein solides, wenn auch leicht müdes Set, weil Schlagzeuger Benni Geburtstag hatte und den Abend zuvor in Köln heftig reingefeiert wurde, Das Gleis war schon gut gefüllt und sang ihm auch brav ein Ständchen. Inzwischen habe ich mich in die Lieder reingehört und muss sagen, dass sie mir am besten gefallen, wenn sie ihre schnelleren Stücke spielen, weshalb auch ihre abendliche Schlussnummer Golden Lights bislang mein Favorit ist.

The Unwinding Hours
The Unwinding Hours spielten dann vor sehr gut gefülltem Haus das Set, wie es eigentlich schon ab Hamburg stehen sollte, aber die beiden Abende zuvor aus technischen Gründen nie geklappt hatte. Tightrope wurde unter die neuen Stücke von Afterlives gemischt und Saimaa rückte dafür nach hinten. Dabei wirkte alles druckvoller als noch am Abend zuvor, besonders Say My Name klang an diesem Abend wie aus einem Guss. Danach hatte Iain schon die Bühne verlassen, während Bassist Graeme seinen Abgang verpasste und erst nach einem verdutzten Blick von Craig eilig den Backstage-Raum aufsuchte. Bei Saimaa hatten die beiden nämlich eine Pause, während die übrigen drei auch hier die bislang schönste Version der Tour ablieferten.


Danach ging es planmäßig weiter und die lautstark geforderte Zugabe gab es auch wie gewohnt . Bei Traces gelang dann Craig ein besonders schöner Loop mit einem Echolot-artigen Ton, der quasi als Rhythmus fungierte und auch hier für die beste Fassung der Tour sorgte.


Nach dem Finale mit Knut setzte erneut minutenlanger Beifall ein, eine weitere Zugabe blieb aber aus. Nichtsdestotrotz übertraf die Show sogar den bislang besten Abend in Dresden, was nicht zuletzt am Gleis 22 lag, weil in dem kleinen Laden mit seiner niedrigen Bühne einfach eine intimere und bessere Atmosphäre herrschte als in dem doch etwas großen Beatpol.

The Unwinding Hours

Setlist:
Break
I've Loved You For So Long
The Right To Know
Tightrope
The Promised Land
Wayward
Say My Name
Saimaa
Child
Peaceful Liquid Shell
--------------------------------
The Dogs
Traces
Knut

Zum Abschluss noch eine kurzer Hinweis für die Freunde des Merchandise. Wärmstens sei natürlich die neue Tour EP empfohlen, die diesmal sechs Stücke enthält, darunter vier komplett neue, bislang unveröffentlichte Songs sowie Isaac, das bislang nur als B-Seite der digitalen Single Wayward erhältlich war und zudem The Promised Land vom Album in einer Akustikversion enthält.
Die Vinyl-Freunde, die sich die Afterlives auf einem der noch anstehenden Konzerte holen wollten, müssen leider auf den Mailorder ihres Vertrauens ausweichen, denn in Münster gingen bereits die letzten Exemplare über den Tisch, was natürlich auch am äußerst attraktiven jungen Schotten am Merch-Stand liegen mag, der zudem die Kundschaft mit seinen (zwar ausbaufähigen) Deutsch überrascht.

John Speirs, Herrscher über die Tourkasse

Samstag, 8. September 2012

The Unwinding Hours - Afterlives Tour, Teil 4

The Unwinding Hours / Boy Android

07.09.12 Luxor, Köln

Freitag Abend in Köln, für Nicht-Urlauber wurde also das Wochenende eingeläutet. Da möchte man doch gerne mal ausgehen und die Nacht zum Tag machen. Allerdings sollte man dann nicht unbedingt ein Konzert im Luxor wählen, denn das ist an Wochenenden nur was für Frühaufsteher.
Gegen halb acht kamen wir am Luxor an, es herrschte noch kein Andrang von Menschenmassen am Eingang, die Türsteher hatten sogar noch Zeit, sich über einen auf dem Bürgersteig hockenden Penner lustig zu machen, wie man es von so herzensguten Menschen halt erwarten würde.
Aus dem Club klang bereits Musik von Boy Android, ich hielt es noch für den Soundcheck, denn laut Website sollten sie erst um acht beginnen. Als mich der Harndrang dann ins Innere trieb, stellte ich fest, dass es bereits ihr Auftritt war, vor einer sehr überschaubaren Anzahl an Leuten, die wohl mehr zufällig bereits früh genug im Luxor aufgelaufen waren.

The Unwinding Hours

Um halb neun bereits betraten dann The Unwinding Hours die Bühne und begannen wie gewohnt mit Break. Der im Luxor sehr gerne matschige Sound ging sogar, nur die Bühnenbeleuchtung war, gerade im Vergleich zum Vorabend in Hamburg, sehr spärlich. Inzwischen waren auch noch reichlich Besucher erschienen, so dass das Luxor gut gefüllt war. Leider musste Saimaa diesmal entfallen, da nach Craigs Ansage ein dafür benötigtes Teil des Equipments kaputt sei. Auf Grund des wegen der anschließenden Reggae-Nacht angesetzten frühen Endes wurde dafür auch kein Ersatztitel ins Programm genommen.
Aber die gewohnten Zugaben wurden gespielt, wobei bei The Dogs die gerade auf Konzerten in Köln sehr verbreitete Spezies von Menschen, die so wichtige Dinge zu erzählen haben, dass sie sich davon auch nicht durch eine musizierende Band stören lassen, unangenehm in Erscheinung trat, so dass Soundmann Gal reagierte und Craigs Mikro noch eine Spur aufdrehte, damit er gegen das Gelaber ankam.


Bei Traces spielte Craig dann wieder rum, verwarf den ersten Loop und begann noch einmal von vorne. Mit Knut endete dann das Konzert zu einer Uhrzeit, zu der die Band bislang bei den anderen Auftritten noch nicht einmal begonnen hatte.
Nichtsdestotrotz war es eine gute Show, denn inzwischen ist die Band im Fluss, vor allem The Right To Know wird immer hypnotischer und bleibt bislang mein Favorit auf der Setlist.

The Unwinding Hours

Setlist:
Break
I've Loved You For So Long
The Right To Know
Tightrope
The Promised Land
Wayward
Say My Name
Child
Peaceful Liquid Shell
---------------------------------
The Dogs
Traces
Knut

Freitag, 7. September 2012

The Unwinding Hours - Afterlives Tour, Teil 3

The Unwinding Hours / Boy Android

06.09.12 Knust, Hamburg

Keine Atempause, bis das die Tour vollbracht... Nun ja, es ist ja kein Jahr, sondern nur eine Woche, deren dritter Abend von Dresden nach Hamburg ins Knust führte. Der Laden im Herzen St. Paulis ließ auch gleich das Herz von John, dem Merch-Mann der Band, höher schlagen, ist er doch bekennender Celtic- und Manchester City-Fan und erfreute sich an den vielen grün-weißen Trikots über der Theke. Eine solch abstruse Kombination habe ich als Rangers- und Arsenal-Fan ja noch nicht erlebt.
Boy Android begannen wieder und schienen erneut das Publikum zu überzeugen, auch wenn es nach dem dritten Hören bei mir immer noch nicht so richtig gezündet hat, da mir immer noch die eigene Note bei der Musik etwas fehlt.

The Unwinding Hours
Es gibt ja Abende, da läuft einfach alles schief. Für The Unwinding Hors schien dies so einer zu sein. Direkt im Opener Break riss Craig eine Saite seiner Gitarre.und in der Folge schien es immer wieder Probleme mit dem Sound auf der Bühne zu geben, wie man an den Konversationen während des Sets mit Soundmann Gal entnehmen konnte. Vor der Bühne war der Klang allerdings ok, wenn auch teilweise etwas zu laut, so dass Craigs Gesang manchmal unterging.
Überraschenderweise rückte Tightrope einige Positionen nach vorne, wurde auch von Craig angekündigt, dass man eine neue Setlist ausprobieren wolle, doch blieb der Platztausch mit Saimaa zunächst die einzige Änderung. Man merkte aber an, dass Craig sehr angespannt war, weil auf der Bühne nicht alles rund lief. Als er dann schon Peaceful Liquid Shell angekündigt hatte, versagte der Computer von Keyboarder Brendan seinen Dienst und es musste improvisiert werden. Während Iain und Brendan am Rechner tüftelten, zog Craig Traces vor, schien hierbei auf Nummer Sicher gehen zu wollen und spielte es fast wie in Dresden am Abend zuvor.


Danach gehorchte dann die Elektronik wieder und das reguläre Set konnte zu Ende gebracht werden.
The Dogs als erste Zugabe wurde dann leider vom Thekenpersonal gestört, die ausgerechnet während des so intimen, ruhigen Liedes ihre Bierkästen lautstark hin und her räumen mussten. Craig schien noch ein weiteres Solo-Stück spielen zu wollen, doch die Band war schon wieder auf die Bühne gekommen, so dass es dann nur noch Knut als Finale gab, dafür aber besonders laut und intensiv, als wolle er Frust abbauen.

The Unwinding Hours

Zur Zugabe hatte Craig sich mit den Worten bedankt, dass er überrascht sei, dass das Publikum mehr wolle, obwohl doch so einiges schief gelaufen sei. Aber die Show war auch weit davon entfernt, misslungen zu sein, hatte halt nur kleine Schönheitsfehler.

Setlist:
Break
I've Loved You For So Long
The Right To Know
Tightrope
The Promised Land
Wayward
Say My Name
Saimaa
Child
Traces
Peaceful Liquid Shell
------------------------------------
The Dogs
Knut

The Unwinding Hours - Afterlives Tour, Teil 2

The Unwinding Hours / Boy Android

05.09.12 Beatpol, Dresden

Sechs Stunden Zugfahrt von München nach Dresden und schon stehe ich vor dem Beatpol, in dem The Unwinding Hours auch auf ihrer letzten Tour spielten.
Wie am Abend zuvor begannen Boy Android pünktlich um 21 Uhr und kamen sehr gut an, der Tanzende-Mädchen-Faktor war deutlich höher als in München.
Ebenfalls wieder pünktlich um zehn begannen The Unwinding Hours. Das Set war das gleiche wie 24 Stunden zuvor, aber die Reaktion war deutlich euphorischer. Während die Münchner leicht reserviert blieben, machten die Dresdner aus ihrer Begeisterung keinen Hehl.

The Unwinding Hours
Wie auch bei den Touren zuvor fiel sehr auf, wie sehr gerade bei den ruhigen Stücken die Leute andächtig zuhörten. Und selbst wenn mal jemand mit seinem Nachbar quatschte, wurde er höflich, aber bestimmt zur Ruhe ermahnt.
Wie angekündigt, geriet Traces etwas anders als in München. am Abend zuvor war Craig mit seinen Effekten nicht ganz zufrieden, sie klangen ihm zu sehr nach einem Beat, daher erzeugte er dieses Mal eher eine Basslinie, um die er herum spielte.


Nach Knut wäre eigentlich Schluss gewesen, doch das Dresdner Publikum zeigte sich so lautstark und euphorisch, dass Craig noch einmal für zwei Solo-Stücke auf die Bühne kam. Er entschied sich, als erstes Burning River zu spielen, kündigte aber an, dass er nicht sicher sei, ob er es unfallfrei über die Bühne bringen würde, was ihm auch prompt misslang. Aber das Lied ist einfach so toll, dass selbst ein kleiner Aussetzer es nicht verhunzen kann.


Danach folgte noch Let You Down, ebenfalls von der ersten Tour EP.
Wegen der langen An- und Heimreise war Dresden eigentlich das Konzert der Tour, auf das ich mich eigentlich am wenigsten gefreut hatte, doch der Auftritt überzeugte und setzte so ein frühes Highlight, das die anderen Städte erst einmal toppen müssen.

Setlist:
Break
I've Loved You For So Long
The Right To Know
Saimaa
The Promised Land
Wayward
Say My Name
Tightrope
Child
Peaceful Liquid Shell
---------------------------
The Dogs
Traces
Knut
---------------------------
Burning River
Let You Down

The Unwinding Hours - Afterlives Tour, Teil 1

The Unwinding Hours / Boy Android

04.09.12 Kranhalle, München

Es ist wieder soweit, The Unwinding Hours haben mit Afterlives ihr zweites Album veröffentlicht und gehen auf große Europa-Tournee, d. h. eine Handvoll Auftritte im benachbarten Ausland, ansonsten wird Deutschland bereist.
Ständiger Begleiter auf der Tour sind Boy Android aus München, die im Juni ihr Album Walk / Run / Flee auf den Markt warfen und deren Musik gerne mit Nada Surf oder Slut verglichen wird, straighte Indie-Rock bis -Pop-Songs, die gefällig klingen, ohne allerdings direkt im Ohr kleben zu bleiben.
Für The Unwinding Hours begann die Tour durchaus anstrengend. Nach ihrem Auftritt im Stereo am Samstag machte sich die Band mit ihrem Van auf den langen Weg nach München, wo sie Dienstag mittag ankamen. Nur Bassist Iain Cook wählte den bequemen Flieger, da er daheim noch eifrig am ersten Album seines Nebenprojektes Churches arbeitete. So verpasste ich die Band am Münchner Flughafen nur knapp, denn auch ich wählte den Luftweg zur Anreise (billiger gings nicht) und traf zwei Stunden vor Iain ein.
Pünktlich um 21 Uhr begannen Boy Android, die beim ersten Hören noch nicht so richtig zündeten. aber das will nichts heißen, denn so ging es mir bei Instrument, dem Dauer-Support der letzten Tour, auch und irgendwann zündete es dann so richtig. Das kann bei den vier Münchnern auch noch passieren.
Während danach die Hours ihr Equipment aufbauten, verstummte auf einmal die Pausenmusik und sofort wurde es mucksmäuschenstill in der schicken Kranhalle, die zum Feierwerk-Komplex gehört. Die Band schaute leicht irritiert, bis Craig sagte, dass es noch nicht so weit sei.

The Unwinding Hours
Um zehn ging es dann mit Break los. Die ersten sieben Stücke von Afterlives wurden am Stück gespielt. Dabei stach vor allem The Right To Know heraus, bei dem auf Gitarren verzichtet wurde. stattdessen stand Iain am zweiten Keyboard und bediente auch noch ein kleines Schlagzeug. The Promised Land überzeugte wie schon Wochen zuvor in Glasgow, erneut mit Graeme am Keyboard statt am Bass.
Nach den sieben neuen Stücken folgten dann noch drei vom ersten Album mit Peaceful Liquid Shell als fulminantem Schluss.

The Unwinding Hours
Die gut 200 Anwesenden forderten eine Zugabe und bekamen sie auch. Wie schon bei der letzten Tour schlug Craig hierbei zunächst ruhige Töne an, bei The Dogs noch von Brendan am Keyboard unterstützt, bei Traces dann komplett solo. Hierbei spielte er mit den Effektgeräten herum und spielte dann auf einem Loop das Lied.
Später bei einem Gläschen Caol Ila sagte er mir, dass er dabei immer etwas experimentieren wolle, so dass das Lied vermutlich jeden Abend etwas anders klingen würde. Ich werde daher versuchen, die folgenden Versionen zu filmen, um so die Vergleichsmöglichkeit zu bieten.
Den Schlusspunkt setzte dann wieder die gesamte Band mit Knut, zwar nicht so imposant wie The Final Hour, aber immer noch majestätisch genug, um ein würdiger Rausschmeißer zu sein.

The Unwinding Hours
Die Band war auf jeden Fall mit dem Auftakt zufrieden, insbesondere mit dem guten Sound in der Kranhalle.

Setlist:
Break
I've Loved You For So Long
The Right To Know
Saimaa
The Promised Land
Wayward
Say My Name
Tightrope
Child
Peaceful Liquid Shell
----------------------------------
The Dogs
Traces
Knut

Sonntag, 2. September 2012

Beach House

Beach House

28,08,12 Grammatikoff, Duisburg

Funktioniert Dream Pop live? Im Juli verbreiteten School Of Seven Bells gepflegte Langeweile, von daher setzte ich nicht zu große Erwartungen in den Auftritt von Beach House.Ihr aktuelles Album Bloom übertrifft meines Erachtens den gelobten Vorgänger Teen Dream sogar noch und ein gewisser Hype um die Band sowie die Tatsache, dass das Grammatikoff einfach ein schöner Laden ist, veranlassten mich zum frühzeitigen Kauf eines Tickets.
Eine weise Entscheidung, denn das Grammatikoff war ausverkauft, was aber Gott sei Dank nicht zu sardinenartigen Zuständen beim Besucher führte, sondern immer noch ein entspanntes Genießen des Konzerts ermöglichte.

Beach House

Eine Vorgruppe gab es nicht, so hatte ich Zeit, den Bühnenaufbau unter die Lupe zu nehmen. Rechter Hand war das Schlagzeug platziert, zentral ein Keyboard und links ein Hocker für den Gitarristen. Dahinter standen aufrecht vier Bettgestelle durch und durch die Ritzen der Lattenroste konnte man bei den beiden mittigen zwei große Ventilatoren erkennen. Das erklärte auch, warum der Nightliner vor dem Club noch über einen Anhänger verfügte, wie man ihn sonst nur bei Skireisen sieht. Da boten sich ja sofort Assoziationen wie "einschläfernd" an, aber man will ja nicht vorverurteilen.
Um kurz nach neun ertönte Crockett's Theme aus der Fernsehserie Miami Vice und passend dazu trug Sängerin Victoria Legrand einen 80er Jahre Blazer mit fetten Schulterpolstern. Und um die Referenzen komplett zu machen, spielten Beach House als Opener Wild, dessen Anfang schamlos bei Someone Somewhere In Summertime von den Simple Minds geklaut ist. Danach kam mit Gila das einzige Stück vom Zweitling Devotion zum Einsatz, der Rest des Abends gehörte den Songs der letzten beiden Alben, das Debüt blieb außen vor.


Die Lattenroste im Hintergrund reflektierten geschickt die Scheinwerfer und sorgten für stimmungsvolle Lichteffekte, doch ansonsten plätscherte das Set anfangs so vor sich hin. Gitarrist Alex Scally spielte meist im Sitzen und schaffte es allerdings selbst dabei, hyperaktiv zu wirken, während der Tour-Schlagzeuger manchmal etwas zu lässig wirkte, weil ihn scheinbar seine Arbeit zu unterfordern schien.
Dennoch wirkte die Bühnenpräsenz nicht so daneben wie bei School Of Seven Bells, es offenbarte sich einfach mein Problem, dass ich live halt eher Dynamik denn erhabene Klänge bevorzuge. Aber Langeweile kam keineswegs auf, da einfach Victorias spröde Stimme genug Abwechslung bot im Gegensatz zum live mehr hingehauchten Gesang von z. B. I Break Horses Anfang des Jahres an gleicher Stelle. Und wenn die Gitarre mal etwas kräftiger zum Tragen kam wie bei The Hours gefiel es mir sofort richtig gut.
Dem Rest des Publikums schien es aber uneingeschränkt zu gefallen, man sah viele entrückt mittanzen und als sich die Band nach gut 65 Minuten mit Myth verabschiedete, wurde folgerichtig lautstark eine Zugabe erklatscht.


Beach House kamen noch einmal für zwei Stücke zurück und das war keine Zugabe, sondern der eigentliche Höhepunkt des Abends. Plötzlich stimmte alles, was ich mir von einem guten Konzert erwarte. Bei 10 Mile Stereo durfte der Drummer endlich auch mal kräftiger zulangen, ohne dabei den fragilen Klang zu zerbrechen. Und bei Irene wurde es noch großartiger, denn es kam eine Dynamik zum Tragen, die das Stück live sogar besser als auf Platte klingen ließ, die Spannung wurde minutenlang aufgebaut, ehe sie nach einem kurzen Moment der Stille abzuschlaffen drohte, um sich dann zum finalen Höhepunkt noch einmal zu steigern.

Beach House
Meine Befürchtungen wurden also letztlich nicht bestätigt, aber ganz grundlos waren sie nicht. Denn Beach House haben es zwar am Ende geschafft, ein gutes Konzert abzuliefern, aber es bleibt bei dieser Art von Musik ein schmaler Grat zwischen erhabener Eleganz und gepflegter Langeweile, den das Trio am Ende nur meisterte, auf dem aber andere Bands dieses Genres live auch abstürzen können.

Setlist:
Wild
Gila
Norway
Other People
Lazuli
Used To Be
Silver Soul
The Hours
New Year
Zebra
Wishes
Take Care
Myth
---------------
10 Mile Stereo
Irene