Montag, 6. Februar 2012

Scream

Scream / Bloodstains

03.02.12 Underground, Köln

Bei großen Fußballern geraten oft die ersten Stationen als Profi in Vergessenheit, weil man sie nur noch mit ihren späteren Erfolgen in Verbindung bringt. So ist Thierry Henry untrennbar mit Arsenal verbunden, während kaum einer weiß, dass er zunächst beim AS Monaco ins Rampenlicht trat.
In der Musikszene gibt es da Parallelen. So denkt man bei Dave Grohl zwangsläufig an Nirvana und die Foo Fighters, aber wer kennt noch die Band, bei der er im Alter von 17 seine Karriere als Schlagzeuger begann. Die Band hieß Scream und war damals auf Dischord, einem der traditionsreichsten HC/Punk-Label Amerikas. Dischord wurde gegründet von Ian MacKaye, der mit Fugazi Punk-Geschichte schrieb und zuvor sich einen Namen machte mit Minor Threat.
Deren Song In My Eyes wurde den drei jungen Aachener Burschen namens Bloodstains, die gerade einmal frisch der A-Jugend ihres örtlichen Vereins entwachsen zu sein schienen, als letzter Song ihres halbstündigen Sets gecovert. Auch sonst wirkten sie wie Teenager auf dem Bolzplatz, die im Trikot von Real Madrid oder Manchester United kicken, aber an ihre Vorbilder nie heranreichen können. Dennoch machte ihr Auftritt im noch sehr übersichtlich gefüllten Underground den Rentnern am Trainingsplatz durchaus Spaß. Die mangelnde Technik offenbarte sich im einzigen Gitarrensolo des ganzen Spiels, das gnadenlos versemmelt wurde Aber der Einsatz stimmte und wurde mit Beifall honoriert.

Scream
Was war danach von Scream zu erwarten? 1990 hatten sie sich aufgelöst und 20 Jahre später überraschend wieder in Originalbesetzung zusammen gefunden. Letztes Jahr hatten ja OFF! gezeigt, das mit klassischem Ami-Hardcore das Underground locker zu füllen war, doch Scream fielen da schon immer etwas aus der Reihe, weil sie immer wieder Reggae-Einflüsse Raum gaben, also mehr Bad Brains als Black Flag waren. Doch im bitterkalten Köln zog Reggae wohl nicht, denn das Underground blieb ziemlich leer, nicht einmal 100 Leute wollten sich erwärmen lassen. Doch die Band ließ sich davon nicht die Spiellaune verderben und zeigte, dass man auch als Endvierziger noch voller Energie das Haus rocken kann.


Vor allem Songs der ersten beiden Alben Still Screaming und This Side Up wurden gespielt, aber sie bewiesen auch, dass sie keine reine Nostalgie-Kapelle sind. Letztes Jahr hatten sie einige neue Songs bei einer Session eingespielt und veröffentlicht, die live sogar deutlich besser weil rotziger klangen als auf Platte, und auch ein bislang unveröffentlichtes Stück wurde dargeboten.
Nach für Hardcore-Shows geradezu epischen gut 75 Minuten war dann Schluss, bei dieser Länge gab es dann keine Zugabe, aber wie schon eine Woche zuvor die Cosmic Psychos hatten Scream bewiesen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören.

Setlist Scream

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