Montag, 5. Dezember 2011

Dan Mangan

Dan Mangan / The Crackling

03.12.11 Gleis 22, Münster

Eine Mischung aus Chuck Ragan und Sufjan Stevens - wird dieser Vergleich Dan Mangan gerecht? Seine Popularität scheint zumindest so langsam in die Regionen der beiden zu kommen, denn das Gleis 22 war ausverkauft und bereits vor Beginn der Vorgruppe drängelten sich ungewöhnlich viele Leute vor der Bühne.
Gegen 21:15 betraten drei Männer die Bühne und stellten sich als The Crackling vor. Nie gehört den Namen, aber die drei Kanadier sind außerdem die Begleitband Dan Mangans auf dieser Tour, so dass ihnen dadurch mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde, als es einer anderen unbekannten Vorgruppe passiert wäre. Und das war gut so, denn musikalisch natürlich verwandt überzeugten sie mit ihren folkigen Geschichten. Sänger/Gitarrist Kenton Loewens Stimme ist noch etwas rauer als Mangans, sein Auftreten aber ähnlich freundlich, so dass er natürlich sofort gute Stimmung im Gleis verbreitete. Zudem holte er bei Keep Me Drunk Dan Mangan ans Schlagzeug und ließ das Gleis die Zeile "I hear what you say" singen, quasi das ideale Warm-Up für den späteren Hauptact.

Dan Mangan
Kurz nach zehn kamen dann alle vier wieder auf die Bühne, diesmal nahm Loewen hinter dem Schlagzeug Platz und Dan Mangan die zentrale Position auf der Bühne ein. Sein inzwischen drittes Album Oh Fortune war erst vor wenigen Tagen offiziell in Deutschland erschienen, auch wenn es hierzulande als Import oder Download bereits seit Ende September erhältlich ist, und Mangan zeigte sich freudig berührt, dass der Club ausverkauft war, zumal er bereits vor drei Jahren vor deutlich weniger Zuschauern hier gespielt hat.
Musikalisch hat er sich von Album zu Album weiterentwickelt, seine folkigen Songs wurden immer besser produziert und auf Oh Fortune sogar teilweise opulent arrangiert mit Streichern und Trompeten, so dass er von seinen Wurzeln und seiner Optik an eine knuddelige Ausgabe von Chuck Ragan erinnert, aber musikalisch beinahe an die orchestrale Verspieltheit eines Sufjan Stevens rankommt.
Live als Quartett mit zwei Gitarren, Schlagzeug und einem Kontrabass klang das natürlich erdiger und rockiger, aber nicht weniger mitreißend. Mangan bedankte sich mehrfach beim Publikum und betonte, wie sehr ihm Deutschland gefalle, u. a. auch weil ihn die Leute immer anlächelten. Seiner positiven Ausstrahlung konnte man sich aber auch nicht entziehen und allein seinen Augen konnte man ansehen, wie viel Spaß ihm der Auftritt bereitete. Auch freute es ihn, dass bei den ruhigeren Stücken wie dem solo gespielten Basket das Publikum aufmerksam und ruhig zuhörte.


Es war aber nicht nur so besinnlich, bei Post-War Blues oder Rows Of Houses wurde richtig gerockt.
Aber auch die stimmlichen Qualitäten des Publikums waren gefordert. Schon bei The Indie Queens Are Waiting setzte ein vielstimmiger, vor allem weiblicher Chor ein und brachte Mangan sogar kurz aus dem Konzept, ehe zum Abschluss der ersten Zugabe bei Robots das ganze Gleis sang, während Mangan mit seiner Gitarre einen kleinen Rundgang durch die Menge machte.


Aber es sollte noch nicht Schluss sein  Zunächst coverte er solo Neutral Milk Hotels In The Aeroplane Over The Sea, ehe er für So Much For Everyone sich mitten im Raum auf einen Hocker stellte.
Das wäre schon ein krönender Abschluss gewesen, doch das Publikum forderte mehr und so gab es noch eine weitere Coverversion mit Elliot Smiths Waltz #2, die dann nach gut 100 Minuten ein tolles Konzert endgültig beendete.


Um auf die eingangs gestellte Frage zurück zu kommen, noch hinkt der Vergleich. Einen Chuck Ragan mit dessen Hillbilly-Folk hat er meiner Meinung nach längst hinter sich gelassen, für einen Sufjan Stevens ist er (vielleicht sogar Gott sei Dank) musikalisch doch noch zu bodenständig, zumindest live.


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