Freitag, 18. April 2014

Gallon Drunk

Gallon Drunk

05.04.14 Gleis 22, Münster

Gallon Drunk gibts noch und sie klingen vermutlich besser als je zuvor. Wer Mitte der Neunziger Nick Cave mochte, musste zwangsläufig auch das britische Trio lieben. Doch irgendwann hatte ich die Band aus den Augen verloren, ihr Album The Road Gets Darker From Here aus dem Jahr 2012 zum Beispiel ging so komplett an mir vorbei, dass ich gar nicht wusste, dass es das gibt und Gallon Drunk noch aktiv sind. Erst der unglaublich tolle Auftritt letztes Jahr im Steinbruch von Big Sexy Noise (Gallon Drunk mit Lydia Lunch) brachte sie wieder in meinen Fokus. Und prompt erschien gerade ihr neues Album The Soul Of The Hour mit begleitender Tournee.

Gallon Drunk

Das Gleis 22 warb damit, dass Gallon Drunk vor 12 Jahren mit The National zusammen dort vor nur 30 Leuten spielten. An diesem Samstag waren es deutlich mehr, das Gleis war gut gefüllt. Gegen 21:40 begann die Band hinter dem Vorhang mit dem Opener des neuen Albums, Before The Fire. Nach einer Minute erst wurde der Vorhang gelüftet und gab den Blick auf das Quartett frei. Auf CD steigert sich der Song über neun Minuten unaufhaltsam und auch live wurde eindrucksvoll gleich mal alles in Grund und Boden gewalzt, der perfekte Anfang für ein tolles Konzert. Ian White am Schlagzeug konnte blitzschnell vom Stoiker zum Tier werden, Leo Kurunis streunte wie ein Tiger mit seinem Bass durch sein Bühnenrevier, während Terry Edwards mal fette Schweineorgel-Sounds aus seinem Keyboard durch den Saal trieb und mal am Saxofon für schräge Momente sorgte.


Der Bühnenmittelpunkt gehörte Gitarrist/Sänger James Johnston, der alle Posenregister zog, um sich kickte, mit seiner Gitarre tanzte, sie wie ein Maschinengewehr hielt und immer wieder die Arme zur Decke reckte, dabei aber stets unpeinlich wirkte.
Bereits das neunte Stück wurde als das letzte angekündigt, The Spped Of Fear, der sechsminütige Schlusspunkt des neuen Albums. Was folgte, waren 14(!) Minuten, die die aktuellen Gallon Drunk perfekt zusammenfassten, hypnotisch anschleichend, bis sich die aufgebaute Spannung wie eine Eruption entlädt, dabei aber scheinbar mühelos wieder kontrolliert die Spur gefunden wird, bis sich am Ende Katharsis einstellt.


Eigentlich hätte man nach diesem Finale vollkommen erschlagen das Gleis verlassen können, doch da die Band für diesen Auftritt vollkommen zu Recht frenetisch bejubelt wurde, gab es noch einen Nachschlag in Form von zwei Stücken, die beinahe besinnlich den Abend ausklingen ließen, auch wenn sie sie für sich natürlich keine Schlaflieder waren, aber The Speed Of Fear konnte nicht getoppt werden.

Setlist Gallon Drunk

Mit Big Sexy Noise hatten James Johnston und Ian White schon angedeutet, was für ein Feuer live in ihnen immer noch lodert und mit Gallon Drunk haben sie es mehr als bestätigt und Münster in Flammen aufgehen lassen.

Setlist:
Before The Fire
The Exit Sign
Hanging On
Just One More
Bad Servant
The Soul Of The Hour
Killing Time
Traitor's Gate
The Speed Of Fear
-----------------------
The Dumb Room
Some Cast Fire

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