Sonntag, 27. November 2011

EA 80

EA 80

26.11.11 Zakk, Düsseldorf

Ein EA 80-Konzert mit Vorverkauf über Eventim? Letztes Jahr spielten die Mönchengladbacher zwei kaum angekündigte und daher auch nicht ausverkaufte Shows im AK47, diesmal traten sie um die Ecke im Zakk auf und füllten es fast vollständig aus Anlass der Veröffentlichung ihres neuen Albums Definitiv: Nein!.
Vorband gab es keine und ein Blick auf die Setlist ließ auch erahnen, warum nicht, denn es schien ein längerer Auftritt zu werden.


Das erste Stück des Abends war denn auch gleich das erste Lied vom neuen Album, Fort von krank. Der typische Gitarrensound, die typischen Texte, aber alles dennoch eine Spur heller, ja fast schon poppiger als gewohnt. Überhaupt wirkt Defintivi: Nein! unglaublich eingängig, aber dennoch mit einer gehörigen Portion Aggressivität und lässt die Band auch nach über 30 Jahren noch frischer wirken als manche in der einschlägigen Presse abgefeierte Zukunft des Hardcore. Vor dem Untergang gefiel mit seiner jazzigen Gitarre, Menschmaschine mit Stakkatorhythmus wurde gar zweieinhalbmal gespielt, damit Schlagzeuger Nico auch so richtig ins Schwitzen kam. Den Titelsong leitete Sänger Martin mit den Worten ein, dass er nach 32 Jahren Bandgeschichte endlich mal ein Lied geschrieben habe, bei dem er so richtig schreien kann, was er dann auch tat, dass man befürchten musste, sein Kopf würde platzen. Dazwischen gab es immer wieder Rückblicke in das lange Schaffen, beinahe alle Alben waren vertreten und als sei dies nicht genug, wurde außerplanmäßig und mit einem "Scheiß auf Setlisten" sogar Krankenhaus vom allerersten Tape Jungen + Technik dargeboten.
Nach knapp zwei Stunden Spielzeit wurde dann das letzte Lied angekündigt und gleich dabei mitgeteilt, dass die Band an diesem Abend keine Zugabe spielen werde. Das war aber auch nicht nötig, denn Die Suche ist auch das Finale des neuen Albums und mit knapp 12 Minuten Dauer ein echter Brocken, den man erst einmal verdauen muss. Wie auch auf Platte steigerte sich das Lied zum Ende unglaublich, ehe Martin die letzte Minute allein hinter der Bühne noch weiter klampfend ausklingen ließ.


Am Auftritt gab es also absolut nichts auszusetzen, dennoch war an diesem Abend nicht alles perfekt. Einige der fast ausnahmslos älteren Semester im Publikum waren nämlich so abgefüllt, dass sie scheinbar nicht mehr ganz ihre Bewegungen unter Kontrolle hatten. Als mal wieder der eine oder andere besonders heftig in den ersten Reihen moshte, stellte sich Martin direkt vor ihn, und sah ihn eindringlich mit nicht ganz so freundlichem Blick an, was dann auch zu wirken schien. auch die Aufmerksamkeit ließ manchmal etwas zu wünschen übrig. In einer Passage bat er flüsternd um Ruhe, was allerdings nicht jeder mitzubekommen schien, denn das Geplapper erstarb nicht vollends.
Defintiv: Nein! erschien übrigens offiziell an diesem Samstag und ist auch als Download bei Amazon erhältlich, allerdings mit dem Fauxpas, dass dort Die Suche als "Die Seuche" angeboten wird und die mp3-Datei auch so getaggt ist. Mal sehen, wann das korrigiert ist, darauf hingewiesen wurde jedenfalls schon.


Da Vinyl und CD aber nicht rechtzeitig fertig wurden, verkaufte die Band Testpressungen des Albums, um ihren Fans auf diesem Wege die Gelegenheit zu geben, das gute Stück doch schon zu haben.


Eine halbe Stunde nach Konzertende stand bereits das erste Exemplar bei ebay zum Verkauf und ging auch für deutlich mehr als die 15 Euro, die die Band für die Platte nahm, über den Tisch. Schade, dass eine nette Geste der Band von Profiteuren so missbraucht wird.
EA 80 jedenfalls melden sich mit Definitiv: Nein! eindrucksvoll zurück als vielleicht Deutschlands wichtigste und beste Punkband und auch der Auftritt belegte ihre immer noch vorhandene Energie und machte Lust auf das nächste Konzert im Februar 2012 im Rahmen des Ox-Festivals in Solingen.


Nachtrag 07.12.: Amazon hat nun den Titel korrekt als "Die Suche" aufgeführt, geht doch.

3 Kommentare:

  1. Schöner Bericht, netter Abend - Danke

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  2. Vielen Dank für den schönen Bericht. ich war auch da und habe es genau so empfunden, es war ein tolles Konzert. Insbesondere aber die Plapperei in der ruhigen Passage, in der er um Ruhe bat, empfand ich als extrem entlarvend für ein Publikum, dass sich dieser Band ja sonst in fast kultischer Manie hingibt.

    Was die Ebay-Auktion(en) angeht, teile ich Deine Meinung absolut. ich habe auch zwei Platten mitgenommen und die zweite plangemäß einem Freund für genau die 15 Euro überlassen in dem Wissen, dass mittlerweile auch schon zwei Auktionen im dreistelligen Bereich beendet worden. Dafür möchte ich bitte gerne den EA80-Integritätsorden am Bande haben...!

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  3. Der Orden ist dir gewiss. Danke fürs Lob.

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