Montag, 28. Mai 2012

Immanu El / Honig

Immanu El / Honig

27.05.12 Hafenliebe, Dortmund

Dortmund hat malerische Ecken, auch wenn natürlich an jeder die dreckige Arbeiterstadt um die Ecke schaut. Eine davon ist der Hafen, keine pompöse Touristenattraktion wie in Hamburg, sondern ein reiner Güter- und Industriehafen. Mit uns stiegen aus der Bahn ca, 20 weitere Leute aus, die optisch durchaus wie typische Besucher eines Indie-Konzerts wirkten. Sollten wir etwa einen möglichen Hype um die schwedische Band Immanu El verpasst haben und es würde ein proppevolles Konzert werden? Doch die Massen drängelten nur an Bord der Santa Monica, eines Fahrgastschiffs, das die heimischen Kanäle abfährt und diesmal Schauplatz einer Indierock-Party war und das gegenüber der Hafenliebe vor Anker lag.

Altes Hafenamt, Dortmund
Die Hafenliebe selber ist ein Gebäude in Schiffsform unterhalb des spektakulären Alten Hafenamts mit einem Biergarten direkt am Kanal, den man angesichts des herrlichen Wetters natürlich direkt aufsuchte. Gegen neun kamen auf einmal lautere Töne aus dem Gebäude gefolgt von Applaus, ein Zeichen, sich ebenfalls ins Innere zu begeben und die Vorgruppe Honig anzuschauen.

Honig
Honig besteht aus dem Düsseldorfer Stefan Honig, der solo seine Lieder zum Besten gab. Dabei weckte er sofort Assoziationen zu John K. Samson oder in noch sanfteren Momenten auch an Sufjan Stevens. doch Honig verfügt trotz seines Aussehens wie ein Deutschlehrer (zumindest wie meine) über eine bei Bedarf kräftigere Stimme, die so seinen Songs Ecken und Kanten verleiht und sie im Ohr bleiben lässt. Zudem vefügt er auch noch über Humor, bat er doch um den Kauf seiner CDs zur Finanzierung seines Projekts "Arbeitslosigkeit 2012". Gegen Ende des Sets schaffte er es dann auch noch, den eindruck zu erwecken, es stünde eine ganze Band auf der Bühne, indem er seine Gitarre und Stimme loopte und so vervielfältigte.


Sein neues Album erscheint zwar erst im September, aber die live daraus gespielten Stücke machen Lust darauf.
Während anschließend auf der Bühne nicht viel umzubauen war, setzte geschäftiges treiben im Raum ein, denn mittels einer wackeligen Leiter wurden die Scheinwerfer unter der Decke ausgeschaltet. Immanu El spielen nämlich am liebsten im Dunkeln und zudem sollen so die Projektionen auf die Wand hinter der Bühne besser wirken.

Immanu El
Die Videoaufnahmen wurden nämlich von der Band selber während einer Seereise von Schweden nach China, die sie als Teil der Crew eines Segelschiffs mitmachte, aufgenommen und dienten als Inspiration für ihr aktuelles, im November letzten Jahres erschienenes Album In Passage. Die Symbiose aus Bild und Ton passte hervorragend und bannte auch die gut 70 Zuhörer, die angenehm still und andächtig lauschten und staunten.


Sänger Claes Strängberg schien der Auftritt, der Abschluss einer dreiwöchigen Tour und zugleich ihr erster in Dortmund überhaupt, zu gefallen, grinste er doch fast ständig wie ein bekifftes Honigkuchenpferd.
Der Sound war für so einen kleinen Laden erstaunlich gut und klar und auch die wenigen brachialeren Passagen waren zwar laut aber nie unangenehm. Mit Agnes Day, einem dieser seltenen Gitarrengewitter, endete nach gut einer Stunde das reguläre Set im Stroboskop-Feuer. Hier durfte sich auch Schlagzeuger Jonatan Josefsson mal so richtig austoben und so weckte das Stück nicht nur bei mir Assoziationen an die Schotten von Aereogramme.

Immanu El
Enthusiastischer Beifall holte die fünf Schweden noch einmal zurück auf die Bühne und als Zugabe sorgte dann Under Your Wings I'll Hide von ihrem Debütalbum They'll Come, They Come für einen würdigen Abschluss eines großartigen Abends.


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